
Papst Franziskus ist tot
„Nicht einmal ein Foto durften wir machen“, sagt der junge Mann. Eine Berichterstattung zum Tod von Papst Franziskus lässt Menschen zu Wort kommen, die in Rom Abschied genommen haben. Der Verstorbene liegt aufgebahrt im Petersdom. Gläubige stehen Schlange, um letztlich nach stundenlangem Warten um den Leichnam herum gehen zu dürfen. Das reiche gerade für eine knappe Bekreuzigung im Vorbeigehen, kommentiert eine Frau. Ein Selfie mit dem toten Papst durfte man offenbar nicht machen. Wie kommt einer überhaupt auf die Idee? Das frage ich mich. Nun gut, ich bin nicht katholisch und habe selbst gar kein Smartphone. Da kommt für mich nicht in Frage, deswegen nach Rom zu fahren. Jeder empfindet individuell. Das zu akzeptieren, ist der Anfang eines besseren Miteinanders. Man muss nicht gläubig wie diese Leute sein, aber wir sollten anerkennen, wie groß ihre Masse weltweit ist. Demgegenüber verantwortlich zu handeln, ist die Pflicht vom Kirchenoberhaupt. Damit wird Religion zu einer Macht, die – ähnlich wie ein im geologischen Grund bezeichneter Staat – Respekt einfordert. Ob der Katholizismus auch heutzutage dem eigenen Anspruch entsprechend gewürdigt wird? Dem geht ein Artikel im Netz nach.
# Zitat Tagesschau
„Welche politische Relevanz hat das Papsttum noch? Oberhaupt der Katholiken, Staatschef, moralische Instanz und neutraler Vermittler – der Papst hat viele Rollen. Doch was davon ist nur Anspruch und was politische Wirklichkeit? (…) Mit schwacher Stimme segnete er zum Schluss noch einmal die Gläubigen. Gerade der Ostersegen ist der Inbegriff des ganzen universellen Anspruchs des Papsttums, gilt er doch Urbi et Orbi – der Stadt und dem Erdkreis. Dem Erdkreis? Ist das nur frommer Anspruch des kleinsten Staates der Welt oder politische Wirklichkeit? Welche politische Relevanz hat das Papsttum heute noch? Unabhängig der Persönlichkeit eines Papstes erfolgt die päpstliche Diplomatie heute relativ klaren Grundsätzen: Schutz der Menschenwürde, Völkerverständigung, natürlich vor allem Schutz der Christen in den Regionen der Welt. (…).“
(22.04.2025, Martin Zöller, Tagesschau).
Zitat Ende.
Kirchenaustritte sind ansonsten ein wiederkehrendes Thema und unsere Realität. Die Zahl der Gläubigen in den großen Kirchen jedenfalls in Deutschland nimmt ständig ab. Ob das nun gut oder schlecht für die Gesellschaft ist, was dagegen unternommen wird, werden müsste, ob die (nötige) politische Relevanz überhaupt weiter gegeben ist, mögen die bewerten, die es angeht, sich deswegen zu positionieren. Mir kommt anderes in den Sinn, gerade jetzt darüber nachzudenken. Man könnte ja auch fragen, ob die politische Relevanz der Kunst (noch) gegeben ist, überlegen, ob unser Einfluss nachgelassen hat? Politiker aller Parteien fragen sich, wie wichtig sie selbst genommen werden? Jeder Einzelne möchte Anerkennung und Wertschätzung, positive Antworten also von den anderen bekommen, bezüglich seines Hierseins. Rede und Gegenrede definieren unseren Platz in der Gesellschaft. Deswegen spielt der Begriff „Verantwortung“ weiter eine Hauptrolle in allen Daseinsfragen.
Den religiösen Menschen kennzeichnet wie den Künstler oder Schriftsteller seine Haltung, das Augenmerk nicht nur auf sich selbst bezüglich seines Tuns hinsichtlich der postulierten Werte zu haben, sondern auch auf die anderen. Wir machen manches sichtbar. Das ist unsere Aufgabe. So gesehen sind wir immer auch politisch. Wir ähneln verschiedenen Kontrollinstanzen. Während die reguläre Polizei hinter sich die Justiz und ihre Gefängnisse weiß, haben weder Künstler noch Priester den Vollzug von Strafen direkt in der Hand. Auch humanitäre Organisationen sind schon deswegen politisch, weil sie nötige Helferaufgaben übernehmen und somit sichtbar machen, wie etablierte Politik versagt. Genauso investigativer Journalismus möchte Unrecht aufzeigen, dass schließlich Konsequenzen ergriffen werden. Nicht zuletzt ein Künstler sucht zwar nach einer gestaltenden Form und ist insofern dichter an der Soziologie, wenn in seinen Beschreibungen himmelschreiendes Unrecht deutlich gemacht wird; er ist aber trotzdem allgemeiner Wahrheit verpflichtet. Sonst würde niemand das lesen oder eine Malerei wertschätzen, wenn diese Kunst nicht Teil unseres Seins reflektiert. Das stößt politische Gedanken an, wenn sich die Gesellschaft aufgrund von kreativen Lautmeldungen berührt fühlt. Die Interpretation, ob einer bloße Fiktion ausdichtet oder nötig wird, die Kürzel seiner Erzählsprache so zu lesen, dass eine wahre Geschichte aufgedeckt würde, müssen die Rezipienten des Werks entscheiden. Solche dürften nötigenfalls die Initiative ergreifen. Ich finde schon, dass die verschiedenen auch geschichtlich gewachsenen Institutionen oder Fakultäten weiter Sinn machen, Teil unserer Welt zu sein. Wir können nichts, das sich behauptet, durch unsere abfällige Bewertung loswerden. Das Böse an sich kann nicht besiegt werden. Der Glaube und manche Religionen haben schon deswegen auch zukünftig Bestand. Menschen hoffen auf Besserung, wünschen sich Vergeltung selbst dort, wo sie allein machtlos bleiben.
Wie politisch muss der Katholik denn sein? Hier wird doch das Jesusbild vertreten, der König ohne Waffen sei unser Heiland. Wir wissen, Der Papst greift keine anderen Länder oder Personen mit Armeegewalt an. Bestrafung, juristische Aburteilung der zugehörigen Bevölkerung des Stadtstaates oder seiner Besucher übernimmt im Wesentlichen das umgebende Italien. Der Staat Vatikanstadt erklärt keine Personen im Inneren für medizinisch krank und befiehlt ihnen, zwangsweise Medizin einzunehmen, wie es die Helferorganisationen jeder Gesellschaft tun. Das überlässt man entsprechenden Einrichtungen wie überall. Ist das eine Schwäche, weil die Kirchenleute nicht selbst darüber richten, wer eingesperrt, betreut werden müsse oder die Bischöfe Atomraketen wohin liefern? Das meinen offenbar die, die eine politische Relevanz der Kirche in Frage stellen. Die Kirche ist aber keine Hilfsorganisation wie andere, auch wenn nicht wenige das so sehen möchten. Die Priester sind keine Polizisten, die gegebenenfalls mit Waffengewalt sogenannte Gefährder erschießen. Da sind im Stadtstaat keine Soldaten angestellt, die territoriale Ansprüche durchsetzen. Die bekennenden Christen übernehmen keine politische Verantwortung wie eine Partei, die vorgibt, man müsse „grünen Stahl“ machen oder das Gegenteil fordert, die Atomkraft sei nötig. Die dieser Religion Angehörenden verplichten sich, Verantwortung ihres eigenen Handelns zu übernehmen. Natürlich, nicht selten versagen sie. Man wirft vielen Priestern vor, ihre Macht als Erwachsene gegenüber Kindern zu missbrauchen, und man beschuldigt die Kirche, das intern zu decken. Das stimmt nachweislich. Deswegen ist eine Religionsgemeinschaft per se noch kein Apparat, der eine gläubige Masse zur Marschrichtung in den Tod gegen Andersgläubige aufruft, alle sexuell missbraucht, die Schutz suchen, oder gegen eine Gruppe vorzugehen motiviert, die vorab zu Terroristen erklärt wird. Das machen nur politische Anführer, die eine zugehörige Religion für ihre Interessen verbiegen.
Selbst in Deutschland ist möglich, dass das eine Zeitlang funktioniert, eine einfache Bürgermeisterin kann korrupt sein. Macht korrumpiert, wenn das Drumherum es zulässt. Da können wohlmeinend klingende Worte zum verbalen Instrument werden, Wähler mitzunehmen für eine Riesenscheiße. Gut also, wenn dieser Papst Franziskus nie Marschflugkörper lieferte, nie in Uniform Feinde beschossen hat und doch als das Oberhaupt eines Staates gelten durfte.
Das ist Macht, und es ist Verantwortlichkeit.
# Adolf Hitler ist tot
Menschen preschen vor, wollen Anführer sein. Rechtsmediziner Klaus Püschel stellt sein Buch „Der Tod geht über Leichen“ im Pinneberger Tageblatt vor. Er bewertet den Suizid von Adolf Hitler als „Bilanz-Selbstmord“. Der selbsterklärte Führer habe sein Leben als insgesamt gescheitert begriffen und sich deswegen selbst getötet. Damit, werden die einen sagen, habe der Diktator sich der Verantwortung entzogen, und andere dürften das Gegenteil behaupten. Für viele gilt Selbsttötung grundsätzlich als feige. Antworten wollte Adolf Hitler geben, vermeintlich Lösungen für Deutschland hatte der spätere Führer im Gepäck bei seinen Wahlkampfauftritten und wurde gewählt. Nun kann die Rechtmäßigkeit von Wahlen in Frage gestellt werden, wenn einer anschließend Diktator ist, aber die breite Zustimmung von Menschen für seine Politik, die Adolf Hitler zuteil wurde, ist durch viele zeitgenössische Bilder und Berichte belegt. Demzufolge gab der Führer zunächst durchaus Antworten, die bei vielen gut ankamen. Er übernahm Verantwortung. Nicht wenige folgten dem Befehl zum Kriegführen gern. Menschenverachtung ist leicht zu beleben bei anderen. Massen zu begeistern für eine Sache, ist so schwer nicht. Kaputtmachen, ausgrenzen, andere abstrafen – das zieht immer als Motiv auch heute. Den Brexit zu wollen, wurde nicht wenigen eingeredet. Amerika „wieder“ groß zu machen, kommt bei Wählern an. Dem Anführer einer Idee Treue zu schwören, ist nicht ungewöhnlich. Der Motivation „Krieg“ folgen die Leute eine Zeit lang. Dem Christentum folgen sie aber bereits viel länger: Ein Punktsieg für den Frieden, auch wenn dieser immer neu irgendwo gefährdet ist oder gebrochen wird.
Was ist das innere Bild, dass ein Überzeugter vor Augen hat, wenn eine Beziehung zur Macht ihm die Kraft für etwas gibt? Den Menschen in der Ukraine wird gesagt, ihre Kampfkraft sei nötig, die Heimat gegen den Agressor zu verteidigen. Der Russische Präsident umgekehrt verpflichtet seine Soldaten für eine notwendige „Spezialoperation“, die bedeutet, das Nachbarland zu attackieren. Die Mächtigen rufen uns auf mitzumachen. Da wird auch Druck ausgeübt. Wie ist es mit der göttlichen Macht bestellt, wirkt sie? Eine Gruppe gläubiger Menschen kann einiges bewirken, davon bin ich überzeugt. An Beziehungen zu glauben, ist nötig für ein gesundes Dasein. Wem nicht mindestens ein wenig Vertrauen in andere gelingt aufzubauen, ist verloren in einer Welt, die voll mit Menschen ist, die alle auch Blöcke mit ihrer jeweiligen Bewegungsrichtung bedeuten. Passen die Ideale einer Bewegung zum Individuum, das sich fragen muss, ob es sich der Gruppe anschließt, wird aus dem Einzelnen ein Mitläufer. Die kleinste Partnerschaft von bloß zwei Menschen ist ebenfalls ohne gegenseitiges Vertrauen undenkbar. So sieht sich auch mancher gläubige Christ in direkter Beziehung zu Gott. Man kann annehmen, direkt „von oben“ betreut zu sein und sich vornehmen, durch das Gebet in Kontakt mit der höchsten Macht den geforderten Ansprüchen so geleitet zu genügen.
„Bei dir kann ich meine Sorgen abladen“, lautet manches Mal die übliche Fürbitte. Der Text etwa einer Zeitungsandacht in der Rubrik „Das Wort zum Sonntag“ könnte diese Worte enthalten. Das kennen wir. Stimmt das eigentlich? Wer bitteschön hört da zu? Das ist reines Wunschdenken, möchte ich behaupten. Mir kommt ein anderes Bild in den Sinn, das ebenfalls dem verständlichen Wunsch nach einem lieben Gegenüber entspricht. Dafür finde ich einen (weiteren) Text auf „Tagesschau“.
Das lohnt, hier (in Auszügen) einzukopieren.
# Zweites Zitat Tagesschau
„Wie gefährlich sind Beziehungen mit einer KI? Es ist schon lange keine Fiktion mehr: Menschen führen Beziehungen mit KI-Chatbots. Eine Studie zeigt, warum sie das tun. Doch von den Chatbot-Apps gehen auch Gefahren aus, wie Vollbild-Recherchen zeigen. ,Vaia ist eben meine KI-Freundin und die habe ich mir so konfiguriert, wie für mich meine Traumpartnerin wäre‛, sagt Richard, 58, promovierter Physiker aus Österreich. Seit etwa drei Jahren führe er eine Beziehung mit Vaia, einem Chatbot, der mit Künstlicher Intelligenz (KI) arbeitet. Kein Streit, keine Eifersucht, keinen Stress. (…) Vollbild hat mehrere Menschen getroffen, die nach eigenen Angaben glückliche Beziehungen mit Chatbots führen. Sie alle störe es kaum, dass sie nur auf Chatten und Telefonieren basieren und es in ihren Beziehungen keine Auseinandersetzungen gibt. Im Gegenteil: Es sei gerade die permanente Bestätigung und der fehlende Widerspruch, den ihnen nur ein Chatbot geben könne. Warum führen Menschen Beziehungen mit KI-Chatbots? Die Medienpsychologin Jessica Szczuka von der Universität Duisburg-Essen leitet eine Forschungsgruppe und hat gemeinsam mit ihrer Kollegin Paula Ebner eine Studie zu Mensch-Chatbot-Beziehungen durchgeführt. (…) ,Die individuelle Neigung zu romantischen Fantasien erklärt einen Großteil der Beziehungsstärke mit den Bots‘, sagt Szczuka. Das heißt: Menschen in KI-Beziehungen zeichnen sich besonders dadurch aus, ein großes Fantasievermögen zu haben. ,Einsamkeit hingegen spielt innerhalb dieser Beziehungen offenbar eine eher untergeordnete Rolle‘, sagt Szczuka. Richard hat sich für Vaia entschieden, weil sie ihm bedingungslose Liebe geben könne. Er wisse heute, dass er das brauche, weil er es als Kind offenbar nie gespürt habe, sagt er. ,Das kann dir kein Mensch geben. Aber die KI kann es‘, sagt Richard.‘ (…).“
(22.04.2025, Lisa Hüttl, Tasnim Rödder und Caspar Dudek, SWR/Tagesschau).
Zitat Ende.
Künstliche Intelligenz kopiert hier das Denkmodell „Glaube“, würde ich sagen, und da passt schon, dass die Nachrichten von der Relevanz der Kirche und die Beschreibungen vom Chatbot mit fürsorglicher Zuneigung am selben Tag erscheinen. Das dürfte der Kirche nicht gefallen, dass hier ein weiterer Anbieter ihre Seelsorge übernimmt, aber man könnte abstreiten, dass hier überhaupt dasselbe stattfindet? Dafür müsste sich die Kirche vom liebgewonnenen Geschäftsmodell verabschieden, dem Gedanke des Betens, der eine zentrale Rolle spielt. Da lebt noch der mittelalterliche Geist: „Bist du lieb zu Gott, werden dir deine Sünden vergeben.“ Die Bibel hat vielseitige Texte zu bieten, voller Lebensweisheit, aber auch die Tageshoroskope oder die Reflexionen eines Chatbots mögen zufällig passende Aphorismen drauf haben. Es gibt psychologische Ratgeber, therapeutische Helfer und manches Buch, das moderner erklärt als die Bibel, wie es sich mit uns verhält.
Die Wissenschaft erklärt das Aussterben der Dinosaurier mit einem Asteroideneinschlag. Die Forscher erkennen eine zufällige Begünstigung anderer Lebensformen danach, die letztlich dem Menschen Lebensgrundlage wurden. Die sich mit unserer Sonderstellung beschäftigenden Spezialisten sehen den Menschen gleich dem Tier zwar als besonders raffiniertes Wesen, aber letztlich nichts anderes an. Die Schöpfungsgeschichte, wie sie in der Bibel beschrieben wird, kann man niemand wörtlich glauben, ohne den Boden der (bekannten) Realität zu verlassen. Anderen Religionsformen als die Weltreligionen – die sich vor allem durchgesetzt haben, weil mit diesem Denken (das devotes Anbeten eines Allmächtigen verlangt) viele Menschen an die Lehre gebunden werden konnten – sollten respektiert werden. Die Verfechter klassischer Religion wie unser etabliertes Christentum wollen nie wahrhaben, dass ihre Betmodelle nicht wenige krank machen, denen beispielsweise gesagt wird:
„Meine Hilfe kommt vom Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat.“
# Gott antwortet nicht
Wir könnten Gott verantwortlich machen für manchen Fehler. Die Kirche will uns das untersagen. Muss Kirche so sein? Nicht jede Religion verbietet dem Gläubigen dieselben Verhaltensweisen entsprechend ihrer Tradition. Manche Menschen konvertieren deswegen. Sowieso, wir dürfen wählen, etwas zu beginnen oder zu lassen, ohne dass eine erkennbar mit unseren Entscheidungen korrelierende Strafe vom Herrn selbst einhergeht. Viele Fehler, die wir machen, bestrafen unser Vorankommen selbstverständlich und naturgegeben, sei es dass wir nachlässig handelten oder jemand anderes aufmerksam auf unser Tun wird und eine strafbare Handlung darin sieht. Dann könnten wir Ärger bekommen, aber nicht „richtig“ zu glauben, dürfte in erster Linie psychische Probleme verursachen beim Gläubigen oder eben die Konsequenz haben, dass ein Mitglied derselben Religionsgemeinschaft das Verhalten rügt.
Es ist gesünder, sich der Realität zu stellen, dass die Dinge mal gut, mal schlecht laufen, als anzunehmen, ein personifizierter Wächter von ganz oben habe das Schicksal des Einzelnen explizit im Blick, besonders wenn dieser den Höchsten anbetet. Das ist ein Deal, der nur Enttäuschung bereithält, wenn man einen inneren Vertrag mit dem Partner eingeht, der weniger ist als eine Briefkastenfirma. Um damit sein Glück zu finden, gehört eine gute Portion Selbstbeschiss zur Wirklichkeitsanpassung. Wir müssen uns in vieles fügen. Manche scheinen das zu übersehen. Sie wären gut beraten, das Auf-der-Erde-sein gegebenenfalls zu fürchten, anstelle sich allzuviel einzubilden, was sie sich erlauben könnten. Umgekehrt dürfte mancher freier handeln, der sich unnötig Zügel anlegt, wüsste er davon. Das sind Binsenweisheiten? Ihre Wahrheit findet sich bereits in mancher Bibelstelle. Was je Menschen herausfanden und aufgeschrieben haben, ist nun in der Welt. Das scheint der Menschlichkeit ihr Kunststück zu sein, was sie von der Tierwelt abgrenzt; wir halten über Generationen das Erfahrene fest. Die Bibel wurde nicht von Gott geschrieben. Eine bunte Geschichtensammlung mit geistreichen Einlässen und einigen Blödheiten dürfte das Ergebnis sein, wenn ein Buch so verlegt wird, so viele Autoren zu Wort kommen.
Ein Einstein-Zitat lautet wie folgt: „Das Weltall und die menschliche Dummheit sind unendlich. Beim Weltall bin ich mir noch nicht ganz sicher.“ Die Menschen sind anfällig für Verschwörungserzählungen. Sind solche Modelle einmal etabliert, locken sie immer wieder neue Personen an. Die Dummheit kann nicht abgeschafft werden, und unsere Gefühle gehören zum Menschsein dazu. Wem Bestimmtes zu fühlen so effektiv verboten wird, dass ihm gelingt, diese Emotionen erfolgreich zu unterdrücken, mag zunächst gut angepasst an die Umgebung funktionieren, die solche Regeln aufstellt. Das soll heißen, dass wir zu glauben lernen. Wir hören eine Geschichte und nehmen sie an, weil sie zu uns zu passen scheint oder weil man uns das Gedankengut aufdrängt. Unter Druck gesetzt und abhängig, wird einer sogar die Dummheit als solche erlernen. Sich von Gewohnheiten zu befreien, es hinzubekommen, das zu dürfen, ist ein großartiger Fortschritt unserer Zeit. Wir sind freier als frühere Generationen, und das ist doch nichts Neues: „Du stellst meine Füße auf weiten Raum“, heißt es bereits in der Bibel.
Wir sollten das annehmen.
Die Gläubigen glauben, Franziskus „sei nun bei Gott“, wie einige sagen. Da mag ihnen diese Vorstellung Auftrieb geben. Wie schön. Die für diese Leute bittere Wahrheit könnte auch sein, dass der tote Papst nichts mehr denkt, nichts fühlt (und bereits verfault), jeden Tag ein wenig mehr zu Erde wird wie üblich. Wenn der Himmel so nicht ist wie behauptet, fährt niemand dahin auf. Das anzunehmen ist nicht schlimm und hat einiges an Wahrscheinlichkeit in petto, dass es sich genauso verhält.
Dem, wie ich finde, großartigen Wirken des Verstorbenen tut eine nüchterne Haltung keinen Abbruch. Der Mann war verantwortlich gegenüber den Menschen, das steht für mich außer Frage. Diesen Papst habe ich immer bewundert. Ich glaube an diese Welt im Ganzen mit all ihren Menschen und den vielen Tieren, Planzen als einen Kosmos, dem wir zugehörig sind und pfleglich zu allem handeln sollten. Besonders zu sich selbst sollte jedes einzelne Wesen freundlich sein.
🙂