Fortsetzung folgt

Der dümmste Bankräuber, das war ein Multiple Choice bei: „Wer weiß denn sowas?“ Es ging in der Frage darum, wie es der Polizei gelang, den Täter so schnell zu fassen? Drei Antworten, aus denen das Rateteam wählen konnte, wurden vorgegeben. Richtig war, der Räuber habe in der Bank seinen vollständigen Namen genannt! Die beiden anderen (aber falschen) Antwortvorschläge: Er sei der Onkel einer Bankangestellten, die Frau erkannte seine Stimme. Ich meine, dann kam noch, der Mann wäre beim Ziehen eines Kontoauszuges vor der Tat registriert worden. Das stimmte nicht. Moderator Kai Pflaume löste auf, nannte die näheren Umstände. Der Maskierte hatte am Schalter eine Waffe hervorgeholt und gesagt: „Dies ist ein Überfall!“

Der Bankangestellte trocken:

„Sie heißen?“

Daraufhin, wie im Reflex, sagte der Mann seinen Namen samt Vornamen. Somit war es im Anschluss an den vollzogenen Überfall – bei dem, so weit ich mich an die Sendung erinnere, der Täter mit einer Summe erbeuteten Geldes die Filiale verlassen hatte – ein Leichtes für die Polizei, die Fahndung kurzfristig erfolgreich abzuschließen.

Der Mitarbeiter der Bank hat alles richtig gemacht. Wer von uns wäre so kaltblütig? Denkbar ist, dass die Bank Trainings durchführt, wo dergleichen in Rollenspielen gelehrt wird. Das funktioniert nur bei unsicheren Kriminellen und könnte böse ausgehen, wenn der Überfall brutal konzipiert ist; mehrere Täter, Geiselnahme in der Bank und wüstes Geballer. Diese Geschichte taugt für das Fernsehen vor acht. So ist „das Ding“ im Nachhinein amüsant, ein selbstbewusster Bankmann und ein Trottel, der böse sein will und das nicht hinbekommt. Umgedrehte Verhältnisse, sicher kein Profi, denken wir.

Ein dusseliger Bankräuber erweckt meine Sympathie. Mir tut der leid, und wahrscheinlich ist das eine Einzelmeinung oder, wenn es keine Meinung ist, so ist, dies zu empfinden nicht richtig? Ich fühlte das Falsche, könnte man mir vorwerfen, sollte schleunigst umfühlen, mitspotten, mich über einen Idioten lustig machen wie üblich. Das Geschehen regt an, über Fehler nachzudenken. Sicher hat der Bankräuber mehrere gemacht. Man überfällt keine Bank. So etwas funktioniert nicht. Eine Filiale zu überfallen, mag in den Fünfzigern eine Möglichkeit gewesen sein, an Geld zu kommen? Ein Banküberfall ist nicht komisch und unfair gegenüber den Mitarbeitern, bedeutet eine hochgefährliche Situation heraufzubeschwören und anschließend schnappt die Polizei den Täter in der Regel. Das ist also mehr als ein Fehler, das ist ein Verbrechen. Der Mann ist zum Gespött geworden in der Vorabendshow und möglicherweise dumm? Vielleicht war er auch psychisch krank? Die Blödheit, seinen Namen zu nennen am Schalter, amüsiert. Das war ein Fehler. Eine kleiner mit großen Folgen: Das finde ich nun wieder interessant, eine Art Falle, und er ist hineingetappt.

Mir ist das auch vor nicht langer Zeit passiert. Genau der gleiche Fehler. Mich hat einer überrumpelt, meinen Namen zu nennen, und das war ganz bestimmt eine einstudierte Masche.

Davon möchte ich erzählen, vielleicht später, aber zunächst mit einer These das Ganze überschreiben. Legendär erinnern manche das Katz- und Mausspiel der Polizei mit dem Erpresser „Dagobert“. Der war nicht dumm. Letztlich wird er einen Fehler gemacht haben, denn soweit ich mich erinnere, wurde er gefasst. Er hatte kein Spiel gespielt, sondern wurde rechtskräftig verurteilt.

Klammer auf:

(Die Polizei, das sind Couragierte, Mitläufer und leider auch welche, die ihre Möglichkeiten zu fragwürdigen Motiven missbrauchen. Es liegt an uns in der Gesellschaft insgesamt, Einfluss auf diese Mengen- und damit Machtverhältnisse zu nehmen. Es ist wie in der Politik. Wir haben aktuell, wo ich hier schreibe, eine Koalition aus drei Parteien, die sich zusammenraufen muss. Es wird Zeit zu begreifen, dass jeder leitende Apparat im Staat wie die Politik selbst, also ihre begleitenden Systeme, Justiz allgemein, die Ordnungskräfte schlechthin, einen Spiegel der Gesellschaft – die sie vertreten – bedeuten. Die staatlichen Strukturen und ausführenden Organe sind Dienstleister. Wir normale Menschen bestimmen ihre Arbeit und bezahlen diese Leute, damit sie uns Ordnung geben und gegebenenfalls nach außen hin verteidigen. Wir wollen nicht in einer Diktatur leben. Russland mit seinem despotischen Präsidenten illustriert, wie das sein könnte. Russland hat tatsächlich gute Gründe, sich genau so zu verhalten. Das einzusehen, könnte manchen bei uns helfen, eine bessere Lösung anzustreben als das derzeitige, menschenverachtende Herumgeeiere. Zwei Zeitungsnachrichten von Anfang April, während ich schreibe, werfen einen Spot. Da ist lesenswert Burkhard Ewert mit dem Titel „Achtung, Staatsfeind!“, der zum Inhalt nimmt, wie sich Annalena Baerbock verrannte mit einer Anzeige gegen einen Taxi-Unternehmer. Am Folgetag findet sich der besorgte Herbert Reul. Er sieht „große Gefahr für Demokratie und Rechtsstaatlichkeit“, weil so viele Disziplinar- oder Ermittlungsverfahren wie nie wegen des Verdachts auf rechtsextremistische Gesinnung oder Unterstützung einer Verschwörungsideologie gegen die Polizisten der Bundesländer geführt würden. Gelesen habe ich das im Pinneberger Tageblatt. Couragiertes Handeln heißt nicht nachplappern und mitlaufen).

Klammer zu (und Punkt).

Im Fall Dagobert war es so, die Polizei (das sind auch nur Menschen), machte ebenfalls Fehler, sonst hätte sich diese Serie mit Erpressungen nicht so lang hingezogen. Zeitungsleser sympathisierten mit dem Täter, wohl weil der so listig gewesen ist. Die Gesellschaft unterscheidet, wen sie mag, wem sie Anerkennung zollt. Wer einfach nur doof wirkt, wird gnadenlos ausgelacht. Nein, was mich umtreibt, ist die paradoxe Situation, die entstehen muss, wenn sich die Polizei vergaloppiert. Ich meine, es muss Fälle geben, wo die Fehler auf Seiten der Polizei kein relevantes Gegenüber treffen, wenn also keine Straftat(en) geschehen ist (oder sind), aber mutmaßlich geschehen könnten.

Wer behauptet, eine Gefahr bestünde, darf nicht bloß verdeckt loslegen.

Wäre das der Ansatz, könnten wir den Glaube an das Vorhandensein von Rechtsstaatlichkeit als den Bürger schützenden Rahmen aufgeben, ja müssten geradezu dran zweifeln. Nicht wenige von uns normalen Bürgern und Bürgerinnen reagieren zunehmend verstört und auch aggressiv. Manche zweifeln nicht nur am Staat, sie verzweifeln und bringen sich um. Es kostet Kraft, seine Möglichkeiten wahrzunehmen in einer sich rasant digitalisierenden Welt. Das braucht emotionale Geschicklichkeit. Wir müssen vertrauen: Was überhaupt als Straftat gewertet wird, entscheidet sich letztlich erst im Gericht. Die Beamten müssen, oft auf Mutmaßungen angewiesen, losziehen, das ist ihr Beruf. Dann ist der dem Angriff auf Verdacht Ausgesetzte im Vorteil.

Das muss man begreifen?

Ich meine, wenn ein Tischler einen Fehler macht beim Leimen, wird das Teil, nehmen wir an, es sei ein Stuhl, möglicherweise zusammenbrechen bei Benutzung. Das ist ein Produktionsfehler. Das gibt es auch im großen Stil. Da erleben wir Verbraucher eine „Rückrufaktion“. So einen Fehler sollte der Handwerker einsehen. Das wird verziehen. Unzählige Fehler sind von dieser Qualität. Man ist auf, sagen wir mal, rechtschaffene Weise unterwegs, und dabei geht was schief.

Man sollte verstehen, dass auch Kriminelle Fehler machen. Das kann zu mehr Gelassenheit in einer stressigen Situation verhelfen. Gegen einen „Enkeltrick“ oder andere Gemeinheiten hilft, sich daran zu erinnern, wer hier offensichtlich der Aktive ist, wer also etwas von uns will? Wir sind diejenigen, die einfach ihrem Tagewerk nachgehen, dann kommt ein stressiger Anruf, weil uns was vom Pferd erzählt wird? Die Alarmglocken könnten angehen, wenn man sich als Angerufener darüber klar wird, da möchte jemand was von mir, warum? So – und genau so kriminell, dem Übel als solches ebenbürtig sein – will auch die Polizei den Verdächtigen ködern und muss das tun, sonst wären die Kollegen die doofen, falls sie Verdachtsmomente in den Wind schlagen würden.

Nichtsdestotrotz ist der ins Visier Genommene im Vorteil, weil er, wenn er, sagen wir mal, bloß der erwähnte Tischler ist, der gern bereit wäre, Verfehlungen zu korrigieren, die Polizei aber ihre dicksten Geschütze auffährt.

Man sollte an dieser stelle „ich“ sagen. Ich meine mich selbst und sollte nicht das Brett eines Holzwerkers davor halten, von mir als „Künstler“ schreiben, ja – natürlich.

Um Mängel selbst zu korrigieren, es wollen und auch können, sie schließlich abzustellen, dafür genügte Einsicht. Ob ein Kampf und letztlich die Niederlage gegen den Staat der nötige Weg ist, Menschen zu belehren, dass sie es so hinnehmen müssen, frage ich mich? Es scheint die Motivation derjenigen zu sein, die als Saubermänner unterwegs sind. Solche streben an, die Welt nach ihrem Gusto aufzuräumen, wenn man sie das tun lässt. Ist der Krieg erstmal am Laufen, macht der Handwerker, Künstler, um beim Beispiel zu bleiben, seine Fehler, und die Angreifer machen ihre.

# Fernsehen bleibt schwarzweiß

Eine Recherche nach der Methode „Wallraff“ erweckt beim Interessierten den Eindruck, in jeder Branche überführte man ganz leicht die schwarzen Schafe. Das verdeckte Spionieren unterstütze die Polizei bei einer notwendigen Kontrolle, und die ekligen Bilder sprechen ihre deutliche Sprache, glauben wir, wenn wir das Ganze gut moderiert zu sehen bekommen. Gut und Böse sind klar gezeichnet vom Investigativen. Er gibt sich als besserer Polizist und seine journalistische Fähigkeit hilft so einem, das Gericht zu umgehen. Das ist moderne Hexenjagd und anschließende Verbrennung unter den Augen des bequemen Fernsehzuschauers im Sessel. Jede Nachrichtensendung, überhaupt Kommunikation lässt Dinge weg. Guter Journalismus sollte aber ein möglichst vollständiges Bild abgeben. Von vornherein loszuziehen, mit dem Ziel diejenigen Bösen einer Firmensparte aufzuspüren, die es verdient haben, nicht nur bloßgestellt zu werden, sondern verurteilt, braucht Mut. Dazu gehört aber auch die Einsicht, eigene Intentionen zu korrigieren, wenn sich ein Verdacht nicht erhärtet. Die Möglichkeit, auf einer Bühne glänzen zu können mit Ungeheuerlichkeiten, macht manche eitel, die Bilder, und damit das Bild, was sie zeichnen möchten, zu schönen. Schöner heißt bei ihnen schmutziger, mit Dreck werfen, um selbst sauberer zu glänzen. Deswegen findet der gesellschaftlich relevante Prozess nicht im Fernsehen oder auf einer digitalen Plattform statt, sondern im Gericht. Das aber nur, wenn unser Rechtsstaat auch einer ist und sich nicht dem Druck der geilen Masse beugt. Seitdem es sozialisierte Menschen gibt, wird Hetze betrieben.

Ich meine, meine Malerei sei ehrlich und halte mich für einen rechtschaffenen Menschen.

Es gibt welche, die sehen das offenbar anders.

Da liegt wohl auf der Hand, dass, wenn dergleichen Scharmützel nicht enden wollen, der „redliche Macher“ langfristig Vorteile rausspielen kann. Was aber ist Redlichkeit? Wo beginnt strafbares Verhalten? Die Unredlichkeit verschiebt sich gegebenenfalls auf die Seite der (mächtigen) Ordnungshüter, wie man es in den Unrechtsstaaten erlebt, wo es politische Opfer gibt. Das passiert aber dennoch überall, auch bei uns. Es hat bereits Fehlurteile gegeben, und eines kann schon sein, den Falschen zu verdächtigen. Jemand entscheidet: „Um den müssen wir uns kümmern“, und das dürfte nicht selten eine überzogene und falsche Einschätzung der Realität bedeuten. In so einem Fall ist die Polizei kriminell, wenn sie sich nicht rechtzeitig korrigiert, und die Vorteile liegen bei dem, der in Verdacht geraten ist, dass jeder Fehler der Polizei ihm hilft. Das funktioniert im Rechtsstaat: Ruhe bewahren ist dann unsere erste Bürgerpflicht und sich qualifizierten Beistand zu suchen, geraten.

# Die Polizei sind viele

Wenn eine Gruppierung eine Attacke plant und jemand aus dem Team macht einen Fehler und das fliegt innerhalb der Verbindung auf, wird hektische Betriebsamkeit bei diesen Leuten ausbrechen – und so gesehen passieren weitere Fehler. Wer auffällt beim Angriff, sichtbar wird, sollte sich anschließend mucksmäuschenstill verhalten. Als Einzelner mag man es hinbekommen. Sind aber zwei, drei Leute involviert, werden sie rumrühren im selbst geschaffenen Stress. Ich habe dergleichen schon beobachtet. Ich lernte, genau hinzusehen, bin daran gewachsen.

Darum schreibe ich manches, stelle Themen online, die Fremde absonderlich finden?

Ich werde gelesen von den Leuten, denen ich mehr als bloß auf die Nerven gehe, das sieht man.

Dieser Typ in einem Geschäft, der mich bei einem Kauf beraten hat, sagte einen wie nebensächlichen Satz zum Thema, was da in Frage käme, reflektierte, baute aber raffiniert eine kleine Lücke ein: „Das stimmt, Herr …?“, sagte der unnötigerweise. Ich vervollständigte automatisch: „Bassiner“, und es kam mir im Nachhinein seltsam vor. Fragt der jeden, dem er eine Kleinigkeit verkauft, nach seinem Namen? Das war ein Trick, bin ich mir sicher, sollte wie Kundenfreundlichkeit wirken. Inzwischen gehen merkwürdige Dinge vor (in unserem Haus), und ich erinnere mich, wo die Sache ihren Anfang genommen haben könnte.

Ein Lauschangriff ist ein Angriff.

Der Täter, das ist in diesem Fall der Lauschende. So einer muss selbst leise sein, darf keine Geräusche machen, die verräterisch sind. Ein Eindringling, dem daran gelegen ist, mitzuhören, um sich ein Urteil bilden zu können, was für einer der Überwachte ist, hat das Problem wer dieser sein könnte? Gutachten, was da noch passieren wird, beinhalten die Ungewissheit, was als nächstes aufkommen dürfte? Etwas im fremden Haus einzusehen, Einbrecher sein, einer, der nichts klaut, sondern alles prüft, bedeutet, Feingefühl zu benötigen. In der breiten Gesellschaft wird dergleichen Polizeiarbeit nur hingenommen, wenn ein richterlicher Beschluss grundlegend besteht und die Menschen annehmen dürfen, dass nicht noch zusätzlich Manipulation betrieben wird, Fakten zu schaffen. Selbst wenn die Beamten alle Regeln einhalten, und in Deutschland sind es massive Vorschriften, entsteht beim labilen Bürger der Grusel, dass, wer eine solche Falle stellen darf, heimlich zu schauen, auch böse genug ist, mehr daraus zu machen, um sein Handeln zu rechtfertigen.

Ein psychotischer Wahn dürfte beim Ausgespähten nicht unwahrscheinlich als Ergebnis dabei herauskommen.

Angst kann umschlagen in Aggression. Wird ein gewöhnlicher Einbrecher vom Hausbesitzer auf frischer Tat ertappt, mag der Dieb in einer Notwehrsituation erheblich verletzt werden. Wer unsere Intimsphäre verletzt, muss mit Aggressivität rechnen. Das ist grundsätzlich erlaubt. Der eventuelle Kampf muss in Gegenüberstellung erfolgen, damit von Notwehr die Rede sein darf. Wer dem bereits Flüchtenden noch hinterher ballert, verliert schlussendlich vor Gericht. Wie aber sollte sich jemand verhalten, den nur das dumme Gefühl treibt, seine digitalen Geräte würden gescannt, selbst wenn einige tatsächliche Rührbewegungen des Angreifers Fakten schaffen, die keiner übersehen dürfte?

Das schürt Angst, macht wütend und wird sich auf nicht vorhersehbare Weise entladen.

# Krank

Ein psychisch Kranker bildet sich was ein. Das ist aber nur die halbe Wahrheit, und das möchte ich erläutern. Die psychischen Erkrankungen werden mehr, folgt man der Logik, jeder neuer Name einer hinzu erfundenen Diagnose, Begriff für eine Störung, der sich unter Spezialisten etablieren kann, zeitigte etwas Reales. Als ich das erste Mal psychotisch erkrankte, kamen die behandelnden Ärzte zum Schluss, das könne gut und gern eine einmalige Sache sein, das hätten manche jungen Leute. Ich bekam eine geringe Dosis eines Medikamentes verschrieben und solle gern eine Zeit lang ausspannen. Zwei Monate segeln in der Karibik, wären nicht das Schlechteste, fanden alle, die ich um Rat fragte. Das macht deutlich, dass die Prognose der Besserung gegeben ist. Erst die Wiederholung der Krankheit verschiebt die guten Aussichten in eine fernere Zukunft. Das liegt auch daran, dass die Gesellschaft uns festlegt. Wer mehrfach in die Klappse musste, ist Psycho. So wird mancher bei seinen Versuchen, sich von der Krankheit zu befreien, quasi verspätet auszutesten, auszuprobieren, verpasste Lebensabschnitte nachzuholen, ein Problem mit Stigmatisierung haben. Man identifiziert sich möglicherweise selbst wie bezeichnet als Patient (weniger als selbstständiger Mensch), und so dauert es noch länger, gesund zu werden, diesen Fehler zu bemerken und abzustellen. Um Hilfe zu bitten, ist ja nicht schlecht. Rechtzeitig die eigene Verstocktheit zu erkennen und den Weg in eine Klinik aufzusuchen, ein guter Rat.

So ist es heute bei manchen noch ähnlich, die erste Anlaufstelle anschließend eines Klinikaufenthaltes, wenn dieser nötig war, wird von den Vorstellungen der Eltern, was zu tun sei, geprägt sein. Dann landet das Kind, was ja eigentlich bereits im Erwachsenenalter ist, wenn Psychosen das erste Mal diagnostiziert werden, nicht selten beim bekannten Hausarzt. Doppelt schlimm, wenn so einer sich für kompetent hält, finde ich. Sicher, der Behandelte und sein Arzt müssen sich in gewisser Weise mögen, aber die Systeme müssten viel mehr tun, diesen in der Regel orientierungslosen Menschen den Weg an einen adäquaten Platz zu bahnen, wo die Hilfe effektiv gegeben wird. Egal, ob man einen neuen Namen bevorzugt, die etwa bipolare Störung, die sich von den Psychosen aus dem schizophrenen Formenkreis in manchem unterscheiden mag, wie genauso die manische Depression anders daherkommt. Jeweils haben wir es mit einerseits überdrehtem Verhalten und auf der anderen Seite deprimierten bis katatonen Lethargien zu tun, die für solche schubweisen Erkrankungen typisch sind. Das schreibe ich als Laie hin. Es gibt eine Fülle von bekannten Erkrankungen, die deutlich unterscheidbar sind, zunächst die dauerhafte Psychose, die sich weniger heftig bemerkbar macht, aber ein Leben lang zu bleiben scheint. Das ist zwingend ein Weg abwärts und raus aus der normalen Gesellschaft. Junge Menschen mit der Diagnose Borderline haben ganz gute Chancen, denke ich, und bereits im Leben stehende Manager nehmen ihr altes Leben nach einem Burnout wieder auf, so dass man zunächst resümiert, wem gelingt, eine zu seinen Eigenarten die passende Wirklichkeitsanpassung zu finden, hat durchaus Perspektiven.

Die Belastungs- und Angststörungen, postraumatische Krisen, es gibt vieles mehr, ich muss mich auf das eigene Erleben konzentrieren, wenn meine Beschreibungen Gültigkeit auch für andere erwirken wollen, die ähnliche Probleme haben. Ich bin kein Arzt. Eines aber kann ich nicht nur sagen, sondern finde manchen Beleg dafür, also handfeste Beweise für meine Theorie: Die Schübe bedeuten immer eine Reflexion der Umgebung, sind sozial motiviert. Ohne die anderen Menschen im Umfeld (und ihr Dazutun) gäbe es keine psychotischen Episoden bei daraufhin zu Patienten gewordenen Kranken. Das Ganze scheint aus heiterem Himmel zu beginnen, aber man macht es sich zu einfach, dem Irren seinen Wahn als ganz persönliche und allein hausgemachte Katastrophe zuschreiben zu wollen, ihn dann aufzufordern, herauszufinden, wo er falsch abgebogen ist. In jedem Fall standen auch bestimmte Schilder am falschen Platz, so dass wir von einer Störung nur dann reden sollten, wenn wir die entsprechenden Störer ebenfalls als real vorhandene anerkennen. Eine Wirklichkeitsauffassung und die dazu hervorgebrachte Anpassung kann man als falsch bezeichnen, aber dass da eine Wirklichkeit besteht und der Patient diese interpretiert, muss den Helfenden klar machen, dass diese Umgebung, könnte man sie ändern, ebenfalls den Kranken in eine neue Richtung zu gehen motivierte.

Das Wort von der Anpassungsstörung impliziert, es gäbe „die richtige“ Anpassung, und da halte ich dagegen, Donald Trump etwa passt sich nicht an. Das soll heißen, ihn als krank zu bezeichnen, hilft uns genauso wenig, wie Wladimir Putin einsperren zu wollen. Diese beiden Extremisten sind ausgezeichnet angepasst an die Moderne. Sie passen die Umgebung an sich an, ihre Wünsche haben sie zu einem Wollen umgeformt und können auf breite Unterstützung rechnen.

Umgekehrt, das ist der Grund aller psychischen Erkrankungen: Wir Betroffenen richten uns am drumherum stehenden Schilderwald aus, um beim Autofahren als Beispiel zu bleiben, in einer Weise, wie es Menschen gibt, die mit dem Navi beherzt in einen Fluss fahren, wenn die Stimme das scheinbar befiehlt. Manche können damit umgehen, andere nicht. „Befiehl dem Herrn deine Wege, er wird’s wohl machen“, heißt es in der Bibel und ist dem ähnlich. Manche können glauben, andere macht die Religion krank.

In meinem Bücherregal steht ein nützlicher, schmaler Band, der ungefähr den Titel trägt: „Die zehn dümmsten Denkfehler kluger Leute“. Das Buch habe ich früher einige Male gelesen, und muss nicht nachschauen, um korrekt zu zitieren, kann in wenigen Worten wiedergeben, was prinzipiell gemeint ist. Zunächst der Titel. Er wird gewählt worden sein, um Menschen (mit Schwierigkeiten) von vornherein Mut zu machen, sie seien unbedingt intelligent wie alle. Wir sind so gesehen nicht zwingend blöde, weil möglicherweise krank und deswegen dauerhaft chancenlos. Es stimmt schon, wäre man hart, könnte man sagen, psychisch Kranke machten nun mal Dummheiten und sind so gesehen als Bescheuerte auch selbst schuld. Das relativiert aber, dass sogar die Justiz solche Menschen in Schutz nimmt, und wir sollten nie übersehen, dass ein Kranker Dummes nicht schuldhaft tut, weil das etwa sein Wille wäre. Das bleibt schwierig nachvollziehbar, ist eine Definition, um für Ordnung zu sorgen, wo tatsächlich Grauzonen ein gewünschtes Schwarzweiß durchmischen (weil es in seiner Unbedingtheit spitzfindig ist). Wie will man aggressive, erkennbar Kranke und dabei gleichzeitig heimtückische Menschen beschreiben, dass es der jeweiligen Lage tatsächlich gerecht wird? Hier sieht man immer wieder neu, von Fall zu Fall, wie individuell unsere Auffassungen sind. Worte ringen um korrekte Darstellungen und bleiben als Begrifflichkeit doch zu oft unscharf. Genau da setzt das erwähnte Büchlein an.

Es geht um die sogenannte kognitive Behandlungsform. Angenommen wird ein Bezug zur Umgebung, der sich aus dem Erlebten nährt, ein Denken, angeregt bei allen durchs Drumherum generell, aber mit dem Unterschied gesunder oder weniger sinnvoller Interpretation je nach Individuum. Lassen wir uns anregen oder mitschnacken, gibt der inneren Diskussion den Rahmen. Bewusstes Begreifen der eingefleischten Denkmuster soll dem Leser, der es lernt, auf seine Gedankenketten zu achten, helfen, individuellen Problemen auf die Schliche zu kommen. Man spricht dem Kranken seine Intelligenz nicht ab, nennt ihn nicht Patient, wie man vielerorts begreift, Benachteiligte vom Etikett zu befreien. Das hilft schon mal. Es nützt auch dem, der sich damit exaltiert, aber so kommen neue Ansätze zu helfen nun mal daher.

Des weiteren stellt das Büchlein die These auf, das jeweils Gedachte löse direkt Gefühle aus und diese brächten entsprechend angelegter Gewohnheiten neue Gedanken zur inneren Diskussion, was zu tun wäre. Das passt insofern ganz gut zu dem von mir bevorzugten Ansatz von Moshé Feldenkrais, der aber den scheinbar gegenteiligen Weg vorschlägt, weg „vom Denken in Worten“ zu einer insgesamt neuen „Denkweise“ zu kommen. Nichtsdestotrotz gibt es gerade diese Schnittmenge zwischen Denken und Fühlen, das muss sich ändern, die Art und Weise. So sagt Feldenkrais: „Nicht andere Gedanken wollen wir, sondern ein anderes Denken.“ Sinngemäß kommen die Autoren Freeman und DeWolf in dem erwähnten (von mir als lesenswert vorgeschlagenen) Buch ebenfalls dahin, dass Denken und Fühlen in Relation stehen und mit insofern entsprechend geändertem Gehirn ein Gefühlschaos vermieden werden kann.

Man merke auf das, was man denkt und wie eine Sache ungewollt Fahrt aufnimmt? Die (nicht wirklich damit konkurrierende) Methode von Feldenkrais probiert, alternativ zur rein intellektuellen Interpretation, uns über die Bewegung zu ändern, nimmt die Körperlichkeit als untrennbar vom Gehirn an, möchte aber eigentlich die Zentrale in der Funktionalität anregen, neue Wege zu gehen, sich zu bewegen, neu zu denken, kreativ zu handeln und anders zu fühlen.

Beide Ansätze gehen vom Menschen aus, dem individuelle Gewohnheiten zur Falle werden und damit eine problematische Gefühlslage provozieren. Die Theorie möchte den Interessierten dazu bewegen, wie auch immer, den eigenen, für ihn besseren Weg einzuschlagen, also der quasi selbstbewusste Kapitän seines Schiffleins zu werden und kein Spielball der Wogen. Seinen Patienten in diesem Sinne ernst zu nehmen, hieße für den Arzt, ihm die irritierende Umgebung als den Anstoß der Krankheit zuzugestehen. Das bedeutet, die Details der individuellen Problematik ans Licht zu bringen. Das scheint schwierig zu sein, bei einem Fremden, der selbst nicht mitbekommt, wie ihm geschieht, zu helfen – und dürfte eigentlich selbstverständlich sein als beinahe unmöglich. Dennoch gibt es Psychologen und Psychiater wie Sand am Meer, und es können wohl nie genug sein. Einen Behandlungsplatz zu bekommen, wird immer schwieriger. Wohl dem, der selbst herausfindet, was zu tun ist.

# Die Intention des Künstlers

Wer Fremdes wüsste zu sagen, warum jemand Künstler geworden wäre, wenn das nicht mindestens ein enger Vertrauter ist? Meine Motivation ist auch mir selbst, als derjenige, der damit unterwegs gestartet war, anfangs unklar gewesen. Heute weiß ich genau, wo meine Prioritäten liegen und dass diese sicher nicht allgemein auf alle Kreativen übertragen werden könnten (oder für Kollegen genauso gelten dürften wie für mich). Ich male auf meine Weise, und eigene Ideen setze ich um. Das trifft als Ideal auch für andere Maler zu. Mich reizt aber vor allem der Konflikt mit meiner Umgebung, wie er notgedrungen jeden Menschen trifft, der sich abgrenzen muss und doch zusammen sein möchte mit anderen, Wünsche hat, sich zu integrieren. Das beschreibt die individuelle Existenz.

Malen, Schreiben, Zeichnen heißt für mich ausloten, wer ich bin, war, sein könnte, und wie andere das bewerten. Nicht durchs Geld, das man mir mal reichlich fürs Bild zahlen könnte, begreife und verstehe, spüre ich Anerkennung, schaffe deswegen, sondern in der Reflexion vom Umfeld. Meine Sinne zeigen sensibel an, was ich fühle und denke in Relation zum Drumherum, wenn man mich akzeptiert scheinbar oder ablehnt. Ich empfinde heute Angst direkt und halte sie nach Möglichkeit aus. Gefühle müssen mir durch den Leib fahren, damit ich nicht sage:

„Ich fühle mich immer gleich, wieso?“

Das habe ich mal wortgleich von einem lieben Mitpatienten in einer Klinik gehört. Ich erinnere mich genau. Wir standen am Busbahnhof, rauchten Prince, warteten und tauschten aus, wie alles mal würde mit uns. Es ist viele Jahre her. Ich denke oft an ihn. Er empörte sich über die Frage der Ärzte, wie ihm das ginge hier und da, morgens, abends, unter Leuten und allein. Die Therapeuten warfen ihm vor, dass er nichts merke und dröhnten uns mit Nipolept oder Risperdal zu? Das sind übliche Medikamente, die gut helfen. Die Menschen, die das verschreiben, helfen weit weniger nachvollziehbar. Wer im morgendlichen Stuhlkreis zappelte wegen der Nebenwirkungen, wurde belehrt, das endlich mal zu lassen, weil es die anderen doch störe. Wie im Kindergarten machte man deutlich, wie unselbstständig wir wären. Das vergesse ich nie, weil es stimmte. Ich musste mir diese Affen anhören, weil ich gar nichts mehr hinbekam. So schlimm war ich damals neben der Spur. Psychiater manipulieren Patienten, weil sie im selben Nebel fahren wie wir. Gemein ist, so zu reden und von Therapie zu reden. Mit einer besseren Theorie wäre allen gedient und gute Trainings könnten ersonnen werden.

Wie es mir geht, möchte ich wissen und muss malen aus diesem Grund. Ich würde es nicht mitbekommen, wenn ich machen würde, was man mir sagte, was ich eigentlich tun müsste. Ich spüre, meine Luft zum Atmen geht mir leicht in die Lunge und unbeschwert wieder hinaus. Das unverzichtbare Lebenselixier kann tiefer eingenommen werden, obwohl man mich kennt im Dorf, wo ich lebe. Nicht, weil ich mich verberge, wie scheinbar viele es für richtig erachten in ihrem Dasein. Ich ertrage manche Schmerzen und vermeide die Diagnose beim Arzt. Ich weiß, ich könnte jederzeit erkranken, sterben, verunfallen und habe große Angst davor. Den Moment, um Hilfe zu bitten, zögere ich heute weit nach hinten raus. Das ist meine Erfahrung als Künstler, die mich davon abhält, zu schnell meine Gesundheit zu verbessern durch ratsame Handlung. Ich bin Nichtraucher geworden, aber so unbelehrbar wie ein Kettenraucher lebe ich, was meine Ansichten betrifft; wie man sich schützen müsste vor vielem, interessiert mich nicht. Mir ist so unbedingt wichtig, so oft wie möglich auf Alternativen zu schauen, die momentan eingeschlagene Richtung zu erleben, intensiv – und zu entscheiden, wie ich Dinge überhaupt tue. Ich möchte selbst bewerten, was ich falsch mache und diesen Mist erleben.

Ich habe ein Festnetztelefon, eine bekannte Anschrift, gehe täglich zu Fuß rum. Andere brauchen das Auto, mit dem modernen Klick sind alle Türen an ihrem Fahrzeug gesichert, während sie doch außerhalb jeder Reichweite fahren. Sicherheit! Fahrradhelm und Regentüte sind ihnen von Bedeutung. Das Auto muss Airbag und vieles mehr haben. Dennoch, einige brechen manche Regel, nicht nur, was das Parken betrifft, auch in rasender Eile. Viele schnallen sich nicht an und glotzen auf das Telefon während der Fahrt, nehmen jede Ampel auf den letzten Drücker, drängen ihren Wagen anderen auf, übertreten die Geschwindigkeit. Das ist paradox zu ihrem Multitasking- und Toleranzgequatsche, womit sie bemüht sind, ihr Selbst zu übertünchen. Sie wissen, sind sich sicher, dass die anderen die Fehler machen. Gehen sie ausnahmsweise und quasi schutzlos zu Fuß draußen herum oder sind sonst wie unter Fremden im Bus, der Bahn oder in einem Getümmel des Alltags eingebunden, nehmen sie Fremde nach Möglichkeit nur im Blindflug wahr. Sie halten den Blick aufs Smartphone gesenkt und vermeiden, andere anzuschauen.

Ich besitze kein Smartphone. Die anderen sind unentwegt mit ihrem Netzwerk im sozialen Austausch. (Ich kenne ebenfalls sehr viele Leute, habe gute Beziehungen, das nur nebenbei, muss mich aber nicht alle Augenblick mit anderen darüber abstimmen, wie sich’s entwickelte mit meinem Fortkommen). Moderne Menschen sagen ihren Bezugspersonen immer, wo sie sind und wohin unterwegs, wann sie ihr Ziel erreichen und merken nichts vom Drumherum durch ihre natürlichen Sinne. Ich muss mit diesen Robotern leben, die ich als ferngesteuerte Monster sehe. Autisten sind es scheinbar, weil ihre Gehirne, angefüllt mit allgemeinem Tand (durch ihr Umfeld im Chat bildreich bestätigt), keinen direkten Austausch über Sinnesorgane vor Ort zuzulassen. Der Kasten im Oberstübchen ist voll, ein flott durchgespülter Mix. Die Denksuppe wird von den Freunden alle Moment neu aufgegossen, wenn das kurz weggesteckte Telefon gecheckt wird. Geprägt von rhythmischen Zuckungen ihrer Sucht, zwanghaft nachzuschauen, gefällt ihnen, die Wirklichkeit nicht mehr mitzubekommen wie sonst nur Asperger. Sie gelten als normal und reagieren gesund, weil sie tun wie alle. Das wird solange erfolgreich sein, wie die Bedingungen konstant bleiben, die sie gewohnt sind zu kennen, der Anschluss zum Stream nicht abreißt. Sie sind Gruppenmenschen und deswegen stark, belastbarer als ich, jung, sehen gut aus. Durchmischt von traurigen Gestalten, hinfälligen Alten, Verstörten, Abgehängten, Undurchsichtigen bildet dieses Sozialgefüge mein Multikulti. Ich fühle mich nicht so schlecht dazwischen, besonders an guten Tagen. Das klappt jetzt gut, gelingt besser, zwischen „denen“ zu manövrieren, aber nicht immer eben. Das gebe ich zu.

# Menschen

Pauschale Urteile, böse Darstellungen verzerren das Empfinden und zerstören die Empathie? Es gibt Ausnahmen, Landmarken, und ich bemerke angenehme Orte, steuere gekonnt menschliche Oasen an. Und das verdanke ich meiner Kunst. Darum male ich. Wie ich meine Anpassung an das gesellschaftliche Umfeld hinbekomme will ich wissen, inklusive meiner Geschichte, sie authentisch durchscheinen zu lassen, ohne so zu tun, als ob ich das Leben immer im Griff hätte, wie manche es empfehlen, positiv müsse man sich zeigen, unbedingt.

Soweit warm geschrieben, ist der Boden bereitet, Lesende an meiner ganz persönlichen Achterbahnfahrt Teilhabe zu gewähren. Ich spinne mein Garn: Um bei dem Mann im Laden zu beginnen, der mich nötigte, meinen Namen zu sagen, muss noch ein wenig Vorgeschichte erklärt werden. Meine Erkrankungen und Überzeugungen habe ich skizziert und an anderer Stelle findet sich mehr davon. Eine Zusammenfassung einiger Jahre im von mir fiktiv als Schönefeld* bezeichneten Westen der unverpixelbaren Metropole (versuchsweise als Humbug* verunglimpft), sollte, so wie ich drangehe, den satirischen Ansatz deutlich machen.

Das ist mir wichtig.

Würden Personen sich gemeint fühlen, kann ich darauf hinweisen, dass mein Schreiben auch einige Eitelkeiten bereithält, der Wahrheit meine Farbe zu geben jedenfalls.

Ich wurde bereits ausspioniert.

Das ist einige Jahre her und steht für mich fest. Ich weiß nicht, wer es getan hat, wie viele Mäuschen mithörten, aber reichlich Leute haben was angedeutet. Einer, den ich deswegen heute Freund nenne, ist so konkret geworden, dass zumindest ich selbst den Beweis habe. Das nützt wenig, bei einem unter vier Augen getätigten Hinweis, um jemand vor einem Gericht dafür anzuklagen, hilft aber, bei Verstand zu bleiben und mindestens, diesen vollständig zurückzuerlangen. Es gibt Dinge, die machen Menschen nur zu Hause allein mit sich. Davon weiß vielleicht noch die liebe Ehefrau. In meinem Fall ist die Angewohnheit gemeint, mit der Hand an der linken Wange: „Schmerzen!“, zu stöhnen bei einer Migräneattacke. Das äußerte ich (seinerzeit) niemals öffentlich, warum denn auch? Es ist der ganz private Umgang mit dem ansonsten stillen Leid. Man macht es mit sich aus. Dieser bis dahin nur Bekannte, der mir schon Hinweise gegeben hatte, wurde letztlich eindeutig, deutlich. Sein Zinken war der Art, nun allmählich dürfte ich’s mir nicht mehr gefallen lassen. Was genau, darüber scherzte er stets hinweg. Ich alberte einfach mit, ein Fehler? So ging es lange. Der Mann wartete eines Tages mit einer imitierten Geste auf, die gruseln mochte. Die Hand an die Backe gelegt, sagte er, mich demonstrativ anglotzend:

„Schmerzen!“

Ihm tat aber nichts weh, das war unmissverständlich. Der machte mich nach? Wie konnte der Mann das wissen? Er machte also eine heftige Grimasse und somit offenbar klar, forderte, jetzt „müsste ich handeln“ – wieder, ohne Nachfragen zuzulassen. Meine Frau und ich haben probiert, vor Ort eine konkrete Erklärung, Aufklärung dieser fortwährenden Leaks zu bekommen, was abläuft und wurden überraschend kühl abgewiesen. Was für ein Kontrast: Einer hilft mir irgendwie und darf sich aber nicht erwischen lassen, bleibt als einzige Erklärung.

Das verstehe ich nicht, kann ich nicht auflösen, aber den Spieß umdrehen, das scheint zu gehen. Ich konnte begreifen, wo meine eigenen Probleme begründet sind und Lösungen finden, die sich sonst nie ergeben hätten. Hätte ich den Weg in eine unspektakuläre, verkaufbare Kunst entdecken können? Es zum Geschäftsmann bringen, der zügig runtermalt, ausstellt, Geld macht; dafür reicht nicht einmal mein zukünftiges Leben, Zeit die ich möglicherweise habe, um allzu normales Gebaren hinzubekommen, schließlich zu erlernen. Ich ging meinen Weg genauso, wie es nötig gewesen ist, weiß ich heute. Ich stieß zum Kern meiner Ängste vor. Da muss ich nicht einmal wissen, wie es gegenüber genau aussieht. Ungewollt beschenkt, komme ich mir vor. Aber real ist dieser Widerstand, Menschen, mit denen es Reibereien gibt. Die Gewissheit echter Gegnerschaft beendete mein Nichtwissen um das psychische Problem, wie ich es in mir trug. Mit einem sich verbergenden, aber tatsächlich vorhandenen Feind lässt sich ein reales Schattenboxen inszenieren mit dem Mittel Kunst. Nun wird Angst zu einem erlaubten Gefühl und daraus erwächst nicht nur das intellektuelle Verstehen, man dürfe merken, sondern echtes Fühlen. Damit wiederum lässt sich arbeiten, es auszuleben und totlaufen zu lassen ohne Pharmakeule; gegebenenfalls hilft das kleine Päckchen, eine Notfallration im Medizinschrank, um schwierige Zeiten auszuhalten. Auch der Normalgesunde dürfte an den Punkt kommen, wo ein Schock zu groß für ihn ist, aber bei mir ist dieses Niveau erst jetzt erreicht. Ich kann mehr ab, sehe mich am möglichen Mittelwert angekommen. Das ist gut für einen, den manche Spinner nannten. Schließlich wird Ballspiel draus. Ein hin und her. Man kann nicht mehr die anfängliche Schuld bei einem Pol benennen.

Eine Verschwörung, es muss etwas geben, was die vielen, die mir freundlicherweise geholfen haben, mehr wahrzunehmen, davon abgehalten hat, Ross und Reiter zu nennen. Eine Gefahr für sie, was könnte mich so wichtig gemacht haben? Viel spricht für die bequeme Haltung, ein bißchen helfen, sich Peinlichkeiten zu ersparen. Keine große Sache. Aber da hätte ich nur schwache Menschen drumherum in meinem Leben. Ich wäre zufrieden einzusehen, es ist überdrehte Fantasie, und das stimmt nicht. Da muss ein Risiko sein, zu mir zu halten, auch mir Vertrauen entgegenzubringen. Wenigstens eine couragierte Person hätte verständliche Befindlichkeiten – peinliche Einsichten zuzugeben, in den Wind geschlagen und Nägel mit Köpfen gemacht: „John“, hätte dieser Mensch gesagt, „pass mal auf. Hör zu, es ist so und so – wir, wir sollten das und das unternehmen.“

Warum geschah das nie?

Da könnte ein Freund sagen: „Zeig die Leute an!“ und als Zeuge sich bereiterklären mitzumachen. Wenn die Polizei bei mir lauscht, und einige davon wüssten, die dort selbst nicht beschäftigt sind, ist das ein Straftatbestand für sich, Informationen zu nutzen, die solchen Leuten nicht zustehen. Denkbar wären auch Informanten der Polizei, die ihre Sympathien in mehrere Richtungen aufteilen. Ein Problem für unsere korrekten Beamten bleibt diese Ungewissheit. Schlussendlich die kriminelle Organisation, was wollten Kriminelle auf meinem Rechner, heimlich unterwegs, mit mir anfangen und an mir verdienen? Das wüsste ich nicht zu sagen, wie man da ein Geschäft hinbekommt, wovon ich nicht mitbekomme? Einfach bloßstellen, wann Bassiner pupt, wie falsch er singt, geil wird, nackt am Monitor wichst? Meine Bilder als Geheimtipp, aber letztlich als Fakedruck zu verscherbeln, ist nicht, was ich glauben mag.

# Die Blase

Menschen in einer sozialen Vereinigung, eine schlagende Verbindung, religiöse Gruppe, ich gebe zu, weiß nicht, wer mich verspottet? Wahrscheinlich ist eine Luftnummer, Rufmord, basierend auf bloß einem Gerücht. Ist das Ganze erst am Laufen, lässt sich nicht sicher sagen, wer unser Zuhause anfangs tatsächlich angebohrt hat. Mitstreiter sind sich selbst im Unklaren, rätseln und haben verschworene Modelle der Erklärung parat. Eine Chatgruppe, ein Pranger? Online kommen immer neue, anonym gebliebene Wurmlöcher in den Käse, der einmal meine Privatsphäre war. Wissen diejenigen selbst, zu wem oder was, welchem „Projekt“ sie untereinander verbunden gehören? Selbstschutz, Bürgerwehr, Selbstjustiz, was ist das Ziel, die Intention, moralische Instanz, könnte man fragen, und die Antwort muss lauten, da hat sich was verselbstständigt.

Es müssen Leute Spaß dran haben, die Vorstellung mich zu schikanieren, treibt sie, mich in Eigenregie zu richten. Eltern mit Töchtern möchten ihre Kinder schützen, warnen, schauen hin (!) und passen auf? Die pubertierenden Mädels selbst: „Uh! Er hat mich aangesehen …“, tun ein übriges, das Bild vom Kranken, vom Gefährder, vom bösen Mann in mir zu bemerken und zu tratschen.

Ich habe mich gefragt:

Wer hat sie angestiftet, die Kiddys hier im Dorf, die sich dieses Bild des pädophilen Monsters (das ich ihrer Meinung nach sein sollte) zu Eigen machen, wer ist das Opfer meiner Taten? Was habe ich schlussendlich selbst zu verantworten, wo sind die jungen Mädchen wirklich, die glaubhaft machen könnten, sie wären durch mich in Gefahr?

Sie haben Angst vor mir.

Es gefiel ihnen jahrelang, ein böses Spiel zu treiben, Mutproben zu erdenken rund um meine Person, mich zu foppen. So kam mir das vor. Das hat sich aufgeschaukelt. Was stand am Anfang, dass ich mit der Polizei „diskutieren“ wollte? Mein „Verbrechen“ ist ein wirrer Brief handschriftlich an die Kripo mit einem wahren Kern, ein unangenehmes Thema –, etwas, worüber man nicht spricht. Da ist was durchgesickert? Was folgte, waren Reflexe beiderseits, sich Luft zu machen. Wer ist verrückt, das Dorf hier, oder bin ich ganz allein krank, so zu denken?

Eine schlimme Zeit.

# Ich bin dran kollabiert

Bald darauf erkrankte ich heftig psychotisch wie früher, obwohl ich bereits viele Jahre auch ohne Arzt gut klarzukommen schien. Ich wurde krank gemacht durch diese Leute, die nur angedeutet haben, was passierte? Es wären etliche Menschen zu nennen mit ganz ähnlichen Hilfen, die sie mir angezeigt haben, und so eine Liste führte vermutlich (leider) dazu, zum Spinner deklassiert zu werden? Niemand brachte etwas zuwege, das so unnachahmlich treffen konnte, wie das Nachmachen meiner Migräne zu Hause allein.

# Die Schmerzen sind meinerseits

Lehrreich das Ganze auch für Schönefeld* sollte man meinen? Jetzt fängt der Unfug neu an scheinbar. Der damalige Rechner, das muss ich erzählen, war mutmaßlich die Abhörstation, weiß ich ja nicht. Ein anderer, ein Freund, den ich schon sehr lange kenne, muss erwähnt werden. Der Gute befleißigte sich immer deutlicher anschließend meiner Krankheitsphase, diesen Computer doch mal mit einer neuen Festplatte zu versehen. Das habe ich noch rausgezögert, aber bald darauf ging das Teil spontan nicht mehr an. Im Verlauf von einigen Neustarts und Versuchen, den wieder in Gang zu bekommen, krepierte mein großer Mac an einem Tag schließlich. So war ich doch bereit, einen nicht gerade ausgewiesenen Fachmann für Apple dranzulassen, meinen lieben Freund. Er habe das schon mal gemacht und könne bei der Gelegenheit auch den Lüfter befrieden, der bei gerade diesem Gerät unnötig viel Wind mache, mochte mein Kumpel sich in Szene setzen, der Richtige für eine nötige Arbeit zu sein.

Name* korrigierte die Probleme, spielte ein neueres Betriebssystem drauf, installierte Waterfox, weil der einzige Browser, Firefox, der überhaupt noch lief, schwächelte. Vieles wurde nicht mehr upgedatet, weil mein Mac zu alt gewesen ist. Der Grund, bei diesem Gerät dennoch zu bleiben, ist bis heute derselbe. Kollegen von mir kennen das Problem. Es ist das darauf installierte CS3 von Adobe. Ich nutze gekaufte Software für meine grafische Arbeit. Heute ist das Bundle cloudbasiert. Man muss auch eine Miete zahlen, statt alles für sich allein auf einmal zu kaufen und zu verwenden. Man braucht Internet. Davon trennte ich meinen Mac schließlich, als das immer mehr Schwierigkeiten machte mit den veralteten Programmen. Bis auf geringe Macken lief das Ding anschließend trotzdem lange wunderbar – bis vorgestern. Ich kaufte über meinen Freund mindestens drei gebrauchte Canondrucker in den Jahren, die dem ursprünglichen entsprechen, dessen Treiber installiert sind. Die Lebensdauer moderner Drucker ist kurz.

Der Rechner war mit einem Kabel am Internet. Eine Telefonanlage befand sich im Atelier, wir hatten kein Wlan. In einem nächtlichen Wutanfall, weil ich meinte, ich würde erneut belauscht, und das kann ein paranoider Wahn gewesen sein, vernichtet ich unter Zuhilfename eines Hammers sowohl die Eumex, das im Hause obere Telefon, riss das Kabel aus der Wand, zerstörte auch mein iPad nachhaltig mit eben diesem Hammer, knickte es um einige Grad in der Spalte zwischen zwei Regalmöbeln, wo es gerade reinpasste und beruhigte mich dann.

Von da an verwendete ich den dicken Mac ohne Internetverbindung. Gelegentlich ploppte der sogenannte Adobe-Updater auf, wünschte eine Netzverbindung. Das kann man wegklicken. Ich kaufte mir ein neues iPad. Das lief einige Zeit, bis mir manches sonderbar erschien auf dem neuen Pad, während der große Rechner tadellos lief – bis vorgestern.

Vor längerer Zeit aber passierte bereits folgendes: Das zweite iPad verweigerte mit einem Mal, Pornos zu googeln? Safe-Search blieb unänderbar voreingestellt auf Kindersicherung, warum? Ich googelte das Problem, und etwas weiter unten in den Antworten schrieb jemand einem, der das auch hatte, kommentarlos:

„Malware.“

Das führte zu der schon beschriebenen, bei mir leicht aufbrausenden Wut. Ich zersägte das iPad bei voller Batterieladung, so gut das überhaupt möglich war mit einer Trennflex. Nicht das Klügste? Die Reste beider Pads bewahre ich noch immer auf, aus Angst, ein Bösewicht (oder krimineller Polizist) nimmt sich (vom Recycling denunziert) ihrer an, zu beweisen, ich hortete darauf Kinderpornos. Das ganz genau ist meine Angst, jemand würde mich dessen verdächtigen (obwohl nicht stimmt, ich hätte dergleichen) und die nötigen Fakten ggf. nachträglich draufspielen.

So etwas darf man ja gar nicht sagen.

# Ich verstehe nichts von digitalen Techniken

Um es nicht zu lang zu beschreiben, an anderer Stelle habe ich bereits erläutert, woher meine Ängste stammen, sie sind nicht unbegründet. Es könnte Polizei geben, die nur zu gern mir was dranhängen möchte und es immer mal versucht? Das ist wahrscheinlicher als ein paranoider Wahn von mir.

Meine Bilder werden aus Collagen in Photoshop vorentworfen. Dann drucke ich in Originalgröße aus und übertrage die einzelnen Seiten, den jeweiligen Ausschnitt vom Druckerpapier auf die Leinwand. Ich nutze ein Raster aus Bleistiftlinien. Die auf die Leinwand vorgezeichneten Markierungen entsprechen den ausgedruckten Linien im Entwurf. Das ist ein jpg mit Gitterlinien und Zahlen, wie ich diese in Illustrator zeichne. Malen nach Zahlen, mehr kann ich nicht. Um meine teilweise pornografischen Motive hinzubekommen, verwende ich keine KI. Ich weiß nicht, wie man das nutzt. Ich verwende Bildschirmfotos von nackten Mädchen oder auch im Bikini, um an die benötigten Armteile, Beine oder Busen zu kommen, die ich dann mit meinem Wissen als Zeichner perspektivisch anpasse. Für die Gesichter bin ich auf der Suche nach jungen Frauen.

Das müssen keine Nackten sein.

Insofern interessieren mich Kinderpornos gar nicht. Mich reizt die Verlogenheit der Gesellschaft. Auch das habe ich andernorts beschrieben, und es tut nicht nötig, sich zu wiederholen. Die Kunst und unser Denken galt mal als frei. Das ist vorbei?

In Österreich verurteilte man unlängst einen Schauspieler. Ich habe das gelesen. Der hatte junge Menschen sexuell bedrängt, eine große Menge Kinderpornos auf seinen Geräten und Collagen seiner Schauspielkollegen gemacht, damit sie ihm nackt erscheinen sollten, und das befriedigte ihn mutmaßlich. Ich mache vergleichbare Collagen auch junger Menschen für meine kreative Arbeit und montiere die geschaffenen Vorlagen zu einer, meiner Meinung nach Sinn stiftenden, Komposition jeweils. Ich male davon ein Unikat im großen Format nach so einer Montageskizze. Bis diese mir gefällt, dupliziere und ändere ich die anfängliche Datei mit der ersten Idee zig mal. Mir geht es jedoch nicht darum, pornografische Abbildungen von Kindern zur Selbstbefriedigung anzufertigen. Das aktuelle Projekt „Nudisten“ etwa: Durch das Basteln von, sagen wir, dreißig Entwürfen als fortlaufende Modifikationen mit vielleicht acht Nackten, von denen welche jünger als zwanzig zu sein scheinen, so genau könnte man es ja gar nicht definieren, schaffe ich mir doch keine zweihundervierzig Jugendpornos an! Ich verwette aber meinen Arsch (!), dass jemand mir das nur zu gern zuschreiben möchte, wenn’s denn nur irgendwie hinzubekommen wäre (dem das selbst die Karriere hinauf verhilft). Das Motiv seines Widersachers muss kein Künstler kennen. Ein Blümchenmaler oder Norddeutscher Realist hat keine Neider. Diese Leute verdienen ein wenig Geld und dürfen vernissieren. Ich bin bäh. Mich möchte man als pädophile Sau durchs Dorf jagen? Ich habe keine Probleme, meine Vorlagen, die ich beim einfachen Googeln finde und kostenlos bekommen kann, anderen zu zeigen und bin stolz auf meine Fähigkeit, ohne Scham mein ungewöhnliches Handeln zu erklären.

# Einmal kurz ins Satirische abgebogen fällt mir dies noch ein

Das sollte mal hingeschrieben werden: Mich regt bereits auf, dass zu rauchen im Auto mit Kindern unter Strafe steht (oder gestellt werden soll). Es drohen ja bereits Warnhinweise auf Weinflaschen, nachdem das Paradoxon bunter Zigarettenpackungen, die deswegen noch für sich sprechen sollen plus gleichzeitig vorgeschriebener, entsprechender Hinweise, wie schlimm sie wären, die Zigaretten, durchgedrückt wurde, statt diese Produkte vom Markt zu zwingen. Weiter irritiert, auf den Konsum Steuern zu kassieren, mitzuverdienen als Staat und dass jetzt andererseits Cannabis legalisiert wird. Ich sage es voraus, wir werden Autos erleben mit zwingend vorgeschriebenen Warnungen: „Achtung! Sie fahren mit einem umweltschädlichen Verbrenner.“ Eine Stimme kommt aus dem Off, wenn wir abfahren möchten:

„Wollen sie den Motor wirklich starten?“

Das Alkoholtrinken vor den Augen der Kleinen könnte grundsätzlich verboten werden. Das Anschauen des nackten Kindes (ausschließlich des Vaters, jeder männlichen Person im Haushalt, größere Brüder müssten immer raus) wäre überall nur der Mutter erlaubt. Kameras im Haus überwachten jede Familie. Das sind nicht so absurde Ideen, wie eine Zukunft in einem Land sein dürfte, das manche aus dem unseren entwickeln möchten.

# Ernsthaft, eigenverantwortlich, mündig

Ich teile die Bilder meiner Entwurfsdateien mit niemandem. Die Bildchen liegen auf dem Fußboden meines Ateliers. Sie bappen an der Tür, sind aufgespießt ans Regal. Es ist beinahe Chaos bei mir oben. Handwerker, der Schornsteinfeger, Freunde sehen meine Sachen, weil ich nichts wegräume wegen Besuch. Das sind Vorlagen. Sie bilden bloß die nötigen Umrisse meiner anschließenden Malerei ab. Verfolgte ich etwa die Absicht, einen untenrum nackten Menschen so zu zeigen, dass man die Blöße begreift, ohne das Geschlecht zu sehen, weil ein Brett, ein Tuch, eine Pappe davorgehalten werden von der abgebildeten Person, muss ich ausloten können, wo genau bestenfalls die Grenze des, ich sage mal, Feigenblattes verlaufen könnte? Ich selbst als Regisseur muss meine Darstellerinnen nackt kennen. Sonst kann ich nicht arbeiten. Bedeutete das verbotenes Tun, sähe ich in diesem Land keine Perspektive. Da wäre keine Existenz vorstellbar, die sich noch lohnte zu erleben. Mein Weiterleben insgesamt wäre gefährdet, sage ich mal ganz ehrlich. Mir die Verantwortung abzusprechen, ich könne dieses, der Fantasie Bild gebende Material so und auf diese Weise nicht kreiern, weil auf dem Weg dahin unzulässige Bildstufen der Straftatkategorie „Besitz kinderpornografischer Schriften“ entstünden, ist absurd. Man dürfte nicht einmal mit dem Kugelschreiber ein nacktes Kind skizzieren, weil es ein Kind ist? Wie alt sollen Menschen sein, die so nicht existieren, und was nähmen sie Schaden durch mich? Wer spielt sich auf zu beurteilen, zu verbieten, zu strafen? Wer darf das Thema diskutieren, Kripoleute, Richter:innen, etablierte Journalist:innen, Feministinnen? Die mit der Arbeit der Sichtung von massenweise gewaltverherrlichenden, sexualisierten Pornos Beauftragten wüssten um menschliches Leid, dass dem Normalen unvorstellbar sei, heißt es. Das glaube ich. Deswegen anzunehmen, darüber überhaupt nur zu reden, was Kinder- und Jugendpornos seien, müsse ausschließlich Fachleuten mit geknebeltem Schwanz plus Schutzbrille erlaubt sein, wird die Pornoindustrie und die unzähligen Arten von sexualisierten Verbrechen bloß anheizen. Dem normalen Mann (und jeglicher Kunst) einen Maulkorb zu verpassen nach der Idee eines MeToo-extrascharf-2.0 dürfte die, die es angeht, nicht schrecken. Potentielle Straftäter werden sich bessere Tarnungen ausdenken, lernen das Digitale wie studiert, sind auf der Höhe für jegliche, nur erdenkbare Gräuel.

Mein Kunst ist anders.

Es gibt die aus Vorlagen in Einzelteilen zusammengesetzten Menschen nirgends. Niemand wird in seinen Rechten verletzt, bedrängt, misshandelt, gezwungen. Es ist doch klar, dass die Polizei mit diesem Straftatbestand sensibel umgehen muss. Die Beamten müssen handeln, wenn ein Mann (und oft bilden Pädophile Netzwerke, teilen ihre Lust), reale Verbrechen begeht, echte Menschen sexualisiert bedroht und über das Sammeln von Kinder- und Jugendpornos eine Spur legt, sie teilt. Ich weiß das. Diese Wahrscheinlichkeit, dass jemand so einer ist, zwingt die Polizei, jede Anhäufung von derartigen Bildern ins Visier zu nehmen. Ich verstehe das. In einem freien Land dürften aber genügend verantwortungsbewusste Männer erwünscht sein, die zugeben könnten, was sie interessiert, erregt sogar – ohne deswegen real Scheiße zu bauen. Das ist auch ein Lernfeld für unsere Gesellschaft insgesamt, wie wir damit umgehen wollen heute.

Ich sammle nicht zu meiner Befriedigung Pornos, überhaupt, wie blöd muss einer sein, mit hunderten Bildchen auf dem Rechner zur Selbstbefriedigung? Warum sollte man sich bekannte Fotos anschauen zur Masturbation? Mir ist es schleierhaft – das Internet zeigt, dass wir Männer neue Motive wünschen –, was an längst bekannten Filmen oder Fotos noch erregt?

Selbst unkommentiert dürften meine Dateien dem sie durchsehenden, von mir nur vorgestellten Polizisten, wenn er seine Arbeit nach Recht und Gewissen tut, klar machen, dass ich keine strafbaren Dinge mache. Polizisten sind jedoch grundsätzlich nicht rechtschaffene Menschen, unterstelle ich, sondern Jäger, die nicht waidgerecht rumballern. Sie wollen zwanghaft strafen. Sie verachten die Rechtsanwälte im Gericht, bilden das blöde, böse Doppel mit der Staatsanwaltschaft. Eine ganze Berufsgruppe zu beleidigen, ist strafbar? Es hält mich nicht auf, weiter zu wüten. Kampfköter, mühsam an die Leine genommen mit minimalem Verstand, aber bisswütig: Zwei zu eins gegen das Gericht trumpfen sie auf! Das ist meine Furcht. Ich bin nicht allein damit. Dahin hat mich meine Angst mutiert, zum Verstörten, der erst recht provozieren möchte in einer so unehrlichen Umgebung, die sich stets verbirgt.

Ich kenne drei Polizisten näher, bin mit zweien persönlich befreundet. Zwei sind Rentner, und ein Freund geht demnächst in seinen wohlverdienten Ruhestand. Er sagt: „Ich möchte keinem jungen Menschen heute noch empfehlen, die Ausbildung zu machen und Polizist oder Polizistin zu werden.“ Ein Kollege, der im Nebenjob Handwerkstätigkeiten machte und heute im Ruhestand ist, äußerte sich zur Personalnotlage: „Das ist selbstgemacht und ein Kaputtsparen unserer Polizei in der Vergangenheit, dass man nun jeden nimmt, nehmen muss, auch wenn die Eignung entsprechend unserer eigentlichen Kriterien nicht ausreichend belegt wird.“ Was der dritte Kollege, den ich schon viele Jahre kenne, für mich getan hat, sage ich nicht. Ich bin ihm sehr dankbar und bis heute amüsiert, was menschlicher Einfallsreichtum für schöne Blüten treibt.

Junge Gesichter brauche ich, weil ich kein guter Maler bin. Manche werden verstehen, dass gemalte Gesichter zu alt geraten, wenn man es nicht gerade gut kann. Es liegt mir fern, Kinder in pornografischen Posen als Bildmaterial zu sammeln, aber seinerzeit, als Frau von der Leyen noch die zuständige Ministerin für Familie gewesen ist, bin ich bereits mit der Polizei in Konflikt geraten. Das habe ich mehrfach erzählt. Ich wurde vorgeladen. Mich störte, dass es ohne Ende Nudisten-Schönheitswettbewerbe und einiges aus den Camps zu sehen gab im Netz. Ganz offen, sofort verfügbar, posierten kleine Mädels mit Sandalen oder anderweitig „coolen“ Schuhen an den Füssen – schon mal leicht irritiert, was dieses Unterfangen, sie zu fotografieren, bedeuten möge – etwa im Wald.

Was soll das?

Warum durfte ich das gehäuft sehen ohne Vorwarnung auf Google? Heute erscheint dergleichen nicht mehr im Angebot der Übersicht; diese Vorschaubilder sind für alle verfügbar, Galerien, die uns erlauben, solche Bildchen auch zu zoomen. Das hat Jahre gedauert und kommt so nie in der allgemeinen Presse. Jetzt haben verantwortungsbewusste Menschen das offenbar geschafft, unser Netz sinnvoll zu zensieren. Meine Bilder wurden in der Gesamtheit meiner Website, die Google zeigt, ebenfalls reduziert von der bekannten Suchmaschine. Bei der wenig genutzten Konkurrenz gibt es ein Vielfaches (wie ich es von Google seinerzeit ebenfalls und nahezu identisch gewohnt war) zu sehen, wenn man meinen Namen abfragt.

Manche Kröte muss man schlucken.

Nudisten, nackte Kinder in Reih und Glied beim Schönheitswettbewerb sind verschwunden, auch wenn „Save Search“ auf „aus“ geschaltet ist. Vermutlich muss man heutzutage, um sich weiter genau daran aufzugeilen, in das sogenannte Darknet vordringen? Es benötigt also erhebliche kriminelle Energie, und das ist gut so. Davon verstehe ich nichts. Ich browse wie im Supermarkt und suche das knackigste Gemüse. Das machen alle. Mir genügt, wenn die Mädchen achtzehn sind, und die tragen ja keine Hundemarke mit Altersangabe oder eine entsprechende Tätowierung, Brandzeichen. Es könnte bald die Partei regieren, die eine Kennzeichnungspflicht für Nackte fordert und rothaarige Künstler in Lagern vernichtet? Das ist Satire und keinesfalls Antisemitismus, nur (für die Dummen) als Erklärung.

Wir können uns digital befriedigen, aber nicht ernähren. Dies sei der Hinweis, dass es die Liebe nicht im Laden zu kaufen gibt. Ich habe das gelernt, weiß es und fühle mich zu Hause eigentlich wohl. Nach einem Einbruch, alles wird verwüstet, auch die Seele, heißt es, können manche Opfer nicht mehr schlafen. Sie sind dauerhaft traumatisiert. Einige ziehen sogar aus. Sie suchen sich eine andere Wohnung, eine andere Stadt. Ich möchte bleiben, am Leben und hier im Dorf. Meine Frau und ich haben Hypotheken bezahlt und mögen manches in der Umgebung, erfahren Wertschätzung, das nur nebenbei.

# Meine legendäre Wut

Ich zerstörte übrigens auch das dritte iPad. Allerdings nur digital. Es liegt hier noch äußerlich unversehrt rum. Ich habe meine Apple-ID geändert. Man kann damit so nicht arbeiten: Wenn man das Teil startet, fragt es alle Augenblick penetrant, ob man sich nicht endlich anmelden möchte? Das iPad hat wiederum Malware, da bin ich mir sicher. Ich erspare mir die Details an dieser Stelle. Aktuell schreibe ich diesen Text auf Numero vier.

Vorgestern habe ich mich vom großen Mac verabschiedet, nicht er sich von mir, sondern ich gebe dem keinen Strom mehr. Es ist mutmaßlich Leuten gelungen, diesen nicht am Netz befindlichen Rechner dennoch zu manipulieren. Unglaublich!? Das scheint einigermaßen belegbar. Bluetooth und entsprechende Software, die mit dem kleinen Stick draufkommen könnte, den ich benötige, meine Bildschirmfotos vom Pad zu übertragen, mag den Einbrechern, Hackern eine Hilfe gewesen sein? Meine Maus ist drahtlos verbunden, mein iPad verwende ich in unmittelbarer Nähe, da bleibt mir nur zu spekulieren, wie es gemacht werden könnte. Die Details lassen sich erzählen, und damit halte ich nicht hinterm Berg, es zu tun. Ich habe keine Ahnung, aber ganz genau einen bestimmten Spinner und seine Kumpel im Blick, traue denen das zu. Ich bin nicht technisch versiert, müsste jedoch hochgradig krank sein, um zu irren.

Ich bin nicht krank.

# Irre!

Diesen Stick kaufte ich in einem Geschäft, dass sein Obergeschoss zum Untergeschoss renovierte mit der neuen Marktleitung. Und da kannte ich mich nicht aus. Ich fragte einen Mitarbeiter, wo diese Dinger jetzt wären und erzählte frei heraus, was ich damit machen wolle. Ich erwähnte den seit Jahren vom Netz genommenen Mac. Ich beschrieb diesen Stick, der auf einer Seite den schmalen iPad-Stecker hat und USB gegenüber. Der Mann war so freundlich und hörte interessiert zu, regte mich an, mich als „Bassiner“ zu outen (wie eingangs beschrieben), und warum sollte ich mich auch verbergen und was ich tue?

# Ich zähle eins und eins zusammen

Als schlechter Kopfrechner mag ich falsch liegen. Aber das hier muss ich noch hinschreiben: Ich radelte heimwärts und begegnete dabei einem Bekannten*, das hat mich wirklich überrascht. Er ist ein aufdringlicher Mann, sein Name tut nichts zur Sache. „Personen, die meinen, gemeint zu sein, sind nicht gemeint“, ist mir die Devise beim, wie ich finde, nötigen Spott, um abzurechnen mit einem, der nur so tut, als wäre sein Reden emphatisch und mir zugetan. Ich glaube dem Mann nicht mehr. Ich unterstelle ihm, mich regelmäßig etwa auf meine Gesundheit hin auszufragen, mich penetrant abzufangen, als ginge ihn an, mich zu betreuen? Als Polizist oder einer, der es sein möchte, und mit den Ordnungsdiensten vertraut in einer Verwaltung geht er dort ein und aus. Der Typ arbeitet, wo ich wohne, tut, was mir nicht klar ist, ködert mich zu reden, kennt meine Lebensumstände, antwortet mit Allgemeinplätzen.

Der täuscht Freundlichsein vor?

Mir hat’s gereicht. Eine unehrliche Person, vermute ich. Wir reden nicht mehr: „Sie sind mir suspekt“, ließ ich ihn kurzerhand auflaufen. Es war nötig, ihn vor den Kopf zu stoßen, finde ich bis heute, auf Verdacht und gab ihm unbeirrt eine derbe, überraschende Abfuhr. Das tut weh, aber waren wir Freunde? Mich täuscht nicht, dass er gekränkt tut, weil die Sache unfair wäre, weil ich das mal so machte von heute auf morgen. Ich habe meine Gründe. Ich komme mir observiert vor. Er ist einer, dem ich harmlos manches erzählte, inzwischen nicht mehr mag. Ich bin nicht krank, ich hatte genug. Jemand, den ich dafür, dass er scheinbar was von mir will, viel zu oft begegnet bin.

Das jetzt war nicht die Standardstrecke, sich zu treffen.

Der Mann schaute mich bloß böse an, versagte den Gruß, als wir passierten. Er hat verstanden, dass ich fertig mit ihm bin – und das geht in Ordnung.

Wo der hinwollte, überlegte ich, und das kommt nicht von ungefähr zu denken. Wird jemand, der sich zum Helfer aufspielt (seinen eigens gesuchten Zögling lustvoll manipuliert, als wäre das nichts), auf eine Zurückweisung gekränkt Rache nehmen? Schon möglich: Was geht hier vor, frage ich mich seit langem, probiere, bei Verstand zu bleiben.

# Bedrängt?

„Wer gehört zu wem“, war der Titel eines jährlich erscheinenden Büchleins, das mein Vater kaufte. Mit seinem Laden als Einzelunternehmer sah er sich zunehmend der Konkurrenz ausgesetzt, die mit Filialen auftrumpfen konnte. In diesem Buch wäre aufgelistet, welcher Konzern einen anderen mal geschluckt hatte und unter seinem Dach weiterbetreiben konnte. Das würde dem Kunden nicht auffallen, meinte mein Vater in den Achtzigern zu mir, als dergleichen noch wenig interessierte. So bekam ich mal mit, dass viele Biersorten aus ein und derselben Firma kommen. Die Biere heißen der Marke nach wie bekannt, sind aber unter dem finanziell gemeinsamen Schirm einer Gesellschaft. Was ein Kartell ist, erklärt uns heutzutage Wikipedia und bedeutet nichts Ungewöhnliches. Die unfreiwillige Übernahme, vereinnahmt zu werden, ist im menschlichen Verhalten eine Spielart; seit Anbeginn des Lebens bedrängen manche andere, nehmen Einfluss, aber schließlich begehrt eine unfreie Struktur auf, beansprucht den ihr zustehenden, individuellen Raum einer eingeengten Person. Es wird gekämpft, gestritten, verhandelt. Franchise, mein Name oder die eigene Marke bleibt. Es gibt verschiedene Modelle nach dem Gedanke leben und leben lassen. Nur in einer Win-Win-Situation gebundene Beziehungen sind von Dauer. Nicht immer leicht einzusehen ist dieses Gesetz von Freiheit und Zwang, aber das ist der Rahmen unseres Daseins im Kleinen wie im Großen.

„Wer will etwas von wem?“, ist die Fortsetzung eines Gedankens, den ich aus diesem Titel spinne. Das kann man sich selbst fragen und lernt zu denken. Ich hatte A. angesprochen, als sie erst fünfzehn war. Das gab ein entscheidendes Argument für Menschen, die sich für bessere halten? Nicht A. hat mich schließlich angezeigt, nachdem ich mit dem Gemälde „Malen hilft!“ in die Öffentlichkeit ging, sondern die Bürgermeisterin*. „Ist doch klar“, kommentiert ein Freund, „du bist mit der Jüngeren losgezogen, und da war die Alte eifersüchtig.“ Eine Kollegin im Büro: „Ich war auch auf ihrer Website, Herr Bassiner. Ich bin in einem Dorf aufgewachsen und zu meinem Freund ins Nachbardorf umgezogen.“ Es gibt auch berechtigte Kritik. „Was sagt denn deine Frau dazu?“, fand etwa Shirley (ohne Sternchen), und sie hat ja recht, mich „auf den Pott“ zu setzen mit dieser couragierten Lautmeldung. Die ist ebenfalls jung, hübsch, und deswegen habe ich sie angesprochen.

Ich gebe es zu.

Meine beiden Projekte „Nudisten“ und „Fischmarkt“ liegen erst einmal auf Eis. Ich mache den Mac, der keine Netzverbindung hat, nicht mehr an. Warum? Er war über die Wochen ganz langsam geworden. Vielleicht zu voll? Ich löschte einige Blöcke, etwa den Ordner mit maritimen Illustrationen, jahrelange Arbeiten für die Segelzeitschrift Yacht und Buchillustrationen für Delius Klasing. Das schaffte insgesamt mehr als hundert Gigabite. Damit zeigte der Festplattenbelegungsbalken genügend Raum? Das Ding blieb langsam, und so war es nicht gewesen. Er stürzte ab. „Vorschau“ ging kaputt. Er stürzte wieder ab, eine Art Gardine senkte sich dunkel nieder, „you have to restart the computer“ in allen Sprachen inklusive Chinesisch.

Der Gipfel meiner Verstörung, man glaubt es nicht, passierte vorgestern: Mitten in meiner Arbeit am Fischmarktbild, dass meinen lieben Vater mit mir als kleinem Kind im Fischauto unterwegs zeigen soll, forderte mich spontan ein Fenster, das links oben im Bildschirm erschien – und bald noch ein zweites zentral, die Weiterarbeit verhindernd und unübersehbar –, zum Handeln auf! Die aufdringlichen Rechtecke, zunächst in der Größe einer besseren Visitenkarte, dann im Postkartenformat voll und mittendrin in den Monitor hineingesetzt, bildeten Anweisungen, die sich unerwartet öffneten und unmissverständlich breitmachten. Das fremde Zeug legte sich ungefragt drüber: „Verbindungsaufbau“ (!) – und zeigte eine Codenummer. Ähnlich dem Fernwartungsprogramm, aber selbstmotiviert abgefahren, startete scheinbar eine mir von früher bekannte Prozedur, die man als Nutzer abgestimmt mit dem Service verwendet (und die natürlich Internet benötigt, dazu eine Telefonverbindung, man spricht mit dem Techniker, tauscht sich aus). Die optische Anmutung der Software hingegen war mir so keinesfalls bekannt.

Heute, wo ich mit ein wenig Abstand überlege, zurückdenke wird mir klar, dass nicht etwa ein versehentlich ausgelöstes Tastaturkürzel mein Fehler gewesen sein kann, ich also selbst das Ganze in Gang setzte. Ein Schreck, Panik erfasste mich, kann ich sagen. Bezüglich Farbe, Größe und Text verselbstständigtige sich die vertraute Umgebung total mit dieser, ja – man muss schreiben: Attacke.

Diese Nummer solle übereinstimmen mit meiner, und ich möge klicken, das zu bestätigen, forderte mein Mac selbstständig, der doch seit vielen Jahren ohne Internet läuft. Ich probierte, das loszuwerden und noch Photoshop zu sichern im Entwurf „Fischmarkt“.

Ich war dabei gewesen beim Entwurf für ein großes Acrylbild auf Leinwand in einem Foto von Erich, meinem Vater, den Pulloverärmel durch den einer Lederjacke zu ersetzen. Das Pulloverbild war das passende gewesen, das ich noch hatte in unserem Fotoalbum der Familie. Im Bulli, dem Pritschenwagen und Transporter, den mein Vater in den Siebzigern fuhr, wenn er morgens am Markt einkaufte, trug mein alter Herr aber eine Lederjacke.

Das Speichern gelang, aber der Monitor verfärbte sich.

Meine Maus erlahmte auf Kriechgeschwindigkeit, und es gab drei Möglichkeiten anzukreuzen. Ausschalten war auch dabei. Das habe ich geklickt. Da ging der Mac aus. Nach diesem Schock, eine Art Alptraum, wenn man sich meine Geschichte dazu denkt, startete ich nach einer halben Stunde den Rechner versuchsweise.

Das ging tadellos.

Fischmarkt war gesichert worden. Ich schaltete ihn wieder aus. Ich mache ihn nicht mehr an. Er bekommt keinen Strom von mir. Ich lag die Nacht über wach, die ganze Nacht und überlegte, was ich tun könne, sollte ich nun psychotisch werden?

Heute schreibe ich mir das von der Seele.

Die letzte Nacht schlief ich neun Stunden durch.

Es geht mir einigermaßen.

Vielleicht ist dieser Mac einfach alt und kaputt?

Der Mac spinnt, das wird’s sein!

# Geknackt

Natürlich, ich kenne mich ja nicht aus, was da so unterwegs ist. Ein gar nicht mal auf mich personalisierter Virus mag seinen Weg über den Stick auf den Mac gefunden haben? Da hat er sich entfaltet, ist losgegangen entsprechend der einprogrammierten Handlungsschritte seiner trojanischen Götterväter, kann das sein? Nicht einfach finde ich zu entscheiden, was jetzt bestenfalls zu tun ist? Ein Sport der Primitiven ist, sich wo hineinzuhacken. Trolle kennen nur ihr Internet, sind schamlos. Menschen mit Digitalbohrer, sie wissen sonst mit ihren Leben nichts anzufangen. Und die arme Polizei läuft immer hinterher? Sie bleibt am Ball und ist dabei. Gebeutelt von endlosen Vorschriften, Beschränkungen sind die Beamten dankbar, wenn einer vorbohrt, Türen öffnet? Eine Hand wäscht die andere. Das ist ein Geschäftsmodell und bereichert innovativ jedes Zeitalter mit neuen Spielarten.

„Ey! Bin drin. War einfach.“

Wieder einmal empfindlich getroffen – und ich frage mich, muss ich nun meine Klappe halten? „Alles was du sagst, kann gegen dich verwendet werden“, heißt es bekanntlich. Ein Blogbeitrag für die Tonne aus Furcht wird dieser Text womöglich und nie gelesen. Wie soll dieses Land beschaffen sein, frei und rechtsstaatlich, wie wir mehrheitlich daran glauben oder zunehmend auf die schiefe Bahn abrutschen?

Das ist die Frage, die ich mir immer wieder stelle.

Ich sage voraus, dass, wenn ich diesen Text online stelle, geht’s „erst richtig“ los. Die sich berufen Fühlenden beißen ihre Zähne in dieses Machwerk. Sie erkennen einen Leckerbissen. Die nennen es Hilferuf, Selbstanzeige. Psychiatrische Gutachter erkennen endlich genügende, unseren Staat und insgesamt die Gesellschaft gefährdende Gründe, noch tiefer herumzustochern in meiner Psyche und prophezeien mir wahnhafte Zukunft. Die Kripo findet mit dem, was ich hier aufschreibe – ein Eigentor wäre es dann – ausreichend Anlass für die echte Hausdurchsuchung mit allen Schikanen? Das werden solche Menschen annehmen. Ich befürchte es. Lässt man diese Hasspolizisten gewähren, wird unser Land ungemütlicher. Das ist das Deutschland, in dem ich annehme zu leben? Das ist meine Motivation, vorsorglich gegenzuhalten. Eine perverse Staatsgewalt ist möglicherweise im Entstehen, Unkraut nistet sich ein. Künstliche Intelligenz einerseits und bösartige Blödheit als Partner bilden Seite an Seite ihre Grüppchen. Man schließt zu größeren Clustern auf. Die neue Spezies und eigentlich bekannte Klientel unter dem Deckmantel der Behörden wird besser, qualifiziert wie Russland oder China zu spionieren, nimmersatt und fies zu werden, großkotzig wie Trump, manipulativ, wie die vermeintlich freien Amerikaner.

Ich hoffe noch, mit dem Alb bewerte ich mich und mein Tun kolossal über.

Meine überreizte Fantasie könnte schuld dran sein. Ich bin nicht wichtig. Es wird einfach Geld kosten, Rechner, Scanner, Drucker müssten neu gekauft werden. Das kurbelt die Wirtschaft an, meine Überreaktion ist nützlich. Niemand liest diesen Text, aber mein Geld nährt den Markt, belebt das System. Ich werde gebraucht als Idiot. „Bist du sicher, dass du’s dir nicht bloß eingebildet hast?“, fragt folgerichtig meine Frau. Ich bin ein Spinner und bleibe so gesehen immer chancenlos mit meinen Beschreibungen, glaubwürdig rüberzukommen.

Die Aufgabe der Kunst und der Grund eines Individuums, überhaupt loszulegen mit Kreativität, ist aber gerade, individuelle Fantasie zum Bild werden zu lassen. Viele Wege mitzumachen innerhalb der Gesellschaft, sich kritisch einzubringen hat man ja, und die erstarkten Rechten bezeichnen sich selbst als Alternative für Deutschland. Das ist nicht per se schlecht. Fantasievolle Anregungen als Ideengeber miteinbeziehen können, bedeuten Vielfalt. Neue Farben beleben, alternativ denken zu dürfen in einer Demokratie. Eine mehrheitlich als falsch, schlecht koordiniert, weich und richtungslos empfundene Politik ruft Gegenwind hervor. Die offene Gesellschaft muss beständig verteidigt werden.

Dies nicht nur nach außen, sondern auch im Inneren von den Bürgerinnen und Bürgern selbst. Das steht nicht nur bei Popper oder Dürrenmatt, ist Allgemeinbildung.

Bei mir im Atelier hängen Fotos von Sophie Scholl.

Ich fand eine Dreierkombi im Internet. Das scheint mir eine Gerichtsaufnahme zu sein. Es gibt ähnlich dem Passbild diese Abbildung (aber in drei Ansichten) zu googeln. Sophie schaut in die Kamera, ist seitlich im Profil fotografiert und im Halbprofil über Eck.

Sie hat furchtbare Angst und möchte sich’s nicht anmerken lassen.

Mir hilft das.

# Unsere Zukunft

Ich habe mich beim Lesen der Hornblower-Romane seinerzeit schon gefragt, warum die feindlichen, französischen Fregatten den englischen so ähnlich waren, dass nur ein geübtes Auge sie am größeren Mastfall unterscheiden und in der Ferne erkennen konnte? Die vernetzte Welt ist immer auf dem ungefähr gleichen, kriegerischen wie technischen Niveau (kriegstüchtig, ganz genau, wie unser Verteidigungsminister Pistorius das meint). Es gibt gar nicht das auf der einen Seite böse Unrechtsland, und wir andererseits wären die Guten. Es ist eine Behauptung. Das sind bloß graduelle Unterschiede, und die entsprechenden Darstellungen des Staates mögen uns glauben machen, frei zu sein.

Freiheit und Zwang sind zwei Pole. Ohne Zwang gibt es gar keine Freiheit. Das heißt, wir können bloß probieren, die individuell empfundene Grenzlinie zu unseren Gunsten zu verschieben. In diesem Sinne gilt:

„Rechte hat, wer sich traut, für sie einzutreten.“

Das ist meine Wahl.

Die gespaltene Gesellschaft ist ein weltweites Problem. Auf der einen Seite stehen die im sozialen Beruf. Sie sagen: „Schaut, das tun wir für euch.“ Sie mögen erwarten, gemocht zu werden? Da haben wir Politiker, Ordnungskräfte, Ärzte, Lehrer, also Menschen, im weitesten Sinne Dienstleister, die etwas für die Gesellschaft machen. Bislang war man gewöhnt, dass die Bürger diese Leistungen respektieren, heute verhalten sich nicht wenige von uns nicht nur frech, sondern aggressiv gegenüber Helfern (im weitesten Sinne also alle sozial motivierten Berufsgruppen). Wir erleben, dass bei immer mehr Menschen die Hemmungen zu fallen scheinen, was Hassbekundungen angeht, weil die digitale Anonymität schuld dran ist? Das führt dazu, dass in der Öffentlichkeit stehende Personen ebenfalls aufrüsten. Sie nutzen die Polizei, um mit Strafverfahren gegen sogar vergleichsweise kreative Lautmeldungen vorzugehen. Die Gesellschaft unterstützt sie teilweise.

Während im Rahmen von Karneval alles erlaubt zu sein scheint, wird manche Kunst – im weitesten Sinne – mit Absicht missverstanden. Als bei den Bauernprotesten Gülle auf die Straße gekippt wurde und Zufahrtswege blockiert, sahen die Menschen das mit gemischten Gefühlen wie die Bahnstreiks auch, bei denen viele Unannehmlichkeiten ertragen mussten. Die auf Pappe gemalte Ampel, am Galgen aufgehängt, wie sie bei verschiedenen Bauernprotesten gezeigt wurde, polarisierte überproportional. Das kreative Maling mit dem Hintersinn, unsere Regierung in den Farben ihrer Koalition nicht nur auf die Schippe oder Mistforke zu nehmen, sondern am Galgen baumeln zu lassen, fanden viele mehr als geschmacklos.

Verboten!

Hier positionierten sich die grafischen Wächter der Nation und wollten eine Straftat erkennen?

Ein Böhmermann darf ein perverses Schmähgedicht über einen Politiker vortragen, aber der muss im Ausland leben.

# Deutschland, wie feige bist du?

Meine Verdächtigungen könnten als anprangern aufgefasst werden und in die falsche Richtung weisen? Umgekehrt von Staatsseite ist es genauso. Das auszustreiten, ist unsere Bürde auf beiden Seiten. Sportliche Fairness sollte die Leitlinie sein. Ich war ein guter Regattasegler und habe im letzten Herbst spontan mal wieder mitgesegelt auf der Alster. Es hat Spaß gemacht! Das ist mir das gegebene Beispiel an alle, die zu verbissen kämpfen und ein innerer Rat auch für mich selbst, den Bogen nicht zu überspannen.

Über Menzel schrieb jemand ungefähr mit diesen Worten, das habe ich vor langer Zeit gelesen, ein nicht zu Ende gebrachtes Projekt: „Er hielt aus, das unfertige Bild von beträchtlichen Ausmaßen ein Leben lang im Atelier stehen zu lassen.“ Der von Böll erdachte Murke, eine fiktive Person, ein Mitarbeiter im Rundfunk fährt täglich auf dem Weg zu seiner Arbeit unnötigerweise mit dem Paternoster obenrum: „Die einzig unverputzte Stelle vom Funkhaus.“ Sinnbildlich die Leiche im Keller ist jeder Fetisch ein Ding oder Ritual, Ängsten Raum zu gewähren, dass man diese bemerke, denke ich. Der Finanzminister Christian Lindner sagt im Interview mit Caren Miosga: „Ich spüre jeden Tag die Grenzen, an die wir stoßen.“

# Respekt 

Gerade die Kreativität fürchtet der dem Wesen nach an seinem Team ausgerichtete Mensch. Eine Gruppe erweist sich als stark, weil der Zusammenhalt und die Bezugnahme auf ein gemeinsames Ziel ein kraftvolles Motto abgeben. Ein gutes Netzwerk daraus zu formen, ist unabdingbar für die Führung. Das ist weniger Kreativität, was etwa eine Parteispitze benötigt, sondern kollektive Kampfkraft, die propagierten Interessen durchzusetzen. Man nennt ein Vorhaben Reform. Was daraus im Einzelnen an Verbesserungen herauskommt, darf keinesfalls durch Kritik gefährdet werden. Kreativität, wie die Kunst sie kennt, ist dagegen vornehmlich Einzelleistung. Ein Maler schaut hin, ohne Rücksicht auf die Loyalität zur gemeinsamen Idee, wenn er ein kreativer Kopf ist und nicht bloß der Dekorateur beispielsweise der sozialen Partei.

Dann gibt es noch die labilen Menschen. Sie glauben an einen Traum. Wenn so einem nachhaltig klar gemacht wird, wie er weder selbstbewusst noch geschäftstüchtig ist und sein Traum eine Blödheit des Spackens bedeutet, der er in Wahrheit sei, wird die Sache gefährlich. Eine Zeit lang mag der Idealist verbissen dabei bleiben, seine Ideen fleißig voranzutreiben, während verschiedene Interessengruppen ihn piesacken. Keine neuzeitliche Entwicklung: Das sind Maler, wie beispielsweise der heute hochgelobte van Gogh. Sogar die eigentlich dazugehörigen Mitstreitenden in der Kunstszene hetzen und also nicht nur die Normalen und (in Wahrheit) Frustrierten, Neidhammel, die einer gewöhnlichen Arbeit nachgehen.

Das übelste Schicksal erfährt der Einfallsreiche, wenn so jemand probiert, zur allgemeinen, sozialen Aufwertung der Gesellschaft bei einem Spezialproblem beizutragen, eine hilfreiche Erfindung, ein notwendiger Denkanstoß oder, wenn derjenige bereits psychische Auffälligkeiten als Teil seines Lebens entwickelte. Dann nun erkennen die Doofen im Team ihre Chancen. Einen scheinbar schwachen, aber einfallsreichen Kollegen kann man wohl verarschen und ausnutzen? Sei es in einer Firmenstruktur oder am Rande politischer Prozesse, hier sind die Anführer häufiger Ideenklauer als selbst innovativ. Das üble Verhalten bleibt erfolgreich, so lange dieser Prozess als klaren Sieger den plakativen Verkäufer der Idee hervorbringt und führt zu bitterem Leid, wenn der Übergangene aufbegehrt (mit ungewissem Ausgang).

Es liegt eine positive Idee dem hier zu Grunde und die Perspektive, dran zu wachsen. So möge ein Bild sein, das ich hinschrieb, kaum mehr, als reinste Fantasie. Eine erlebte Realität, nach einer wahren Geschichte, aber nicht objektiv und mit bloß meinen Augen registriert. Das ist Papier, digitale Notizen, wie man’s nimmt, in meinem Oberstübchen geordnet, im Malzimmer, obersten Geschoss mit meiner Hand getippt: Was man von hier aus – im Zentrum der Ereignisse – sehen konnte, spüren, wie sich’s anfühlte.

# Ich und nochmal dasselbe?

Fernsehen, True Crime Story, das habe ich gesehen. Wie soll man’s beschreiben? Der alte Petermann moderiert alte Fälle für alle verständlich, könnte das Motto der lockeren Sendungen sein, die dieser ehemalige Profiler aufbereitet. Wieder wurde ein mutmaßlicher Mörder verurteilt, dem mit bloßen Indizien der Prozess gemacht wurde. Letztlich auf verlorenem Posten kämpfte der Angeklagte, der sich einem reichlich angereisten Publikum im Gericht gegenüber sah. Er konnte nicht gewinnen. Es gab eine Indizienkette, nicht nur handfeste Beweise, sondern der Hartnäckigkeit der Ermittler war es zu verdanken, dass sie alle Details zu einer schlüssigen Gesamtgeschichte darstellen konnten.

Deswegen offensichtlich drehte der im Visier der Staatsanwaltschaft und vor den Beobachtern sich wie auf einer Bühne gebende Mann immer mehr auf.

Er plädierte auf „Unschuldig“, pokerte zu hoch. Petermann und seine junge Moderatorin machten deutlich, was dem Mann zum Verhängnis wurde. Er redete nur von sich. Das wurde ihm als niederes Schauspiel nicht abgekauft, was er da behauptete. Es gab Ungereimtheiten, keinerlei Bereitschaft, eigene Schwächen zuzugeben; er sei ein Narzisst, meinten die Macher der Doku.

Damit redete der Mann sich um Kopf und Kragen.

Ganz ehrlich, ich habe mich das gefragt, ob ich so einer bin? Ich rede ebenfalls nur von mir, dachte ich und befürchte immer noch, negativ dazustehen. Man wird sagen: „Der spielt uns was vor (um als Opfer gesehen zu werden), stellt sich als benachteiligt dar“, und mehr davon, „macht Wind um sich.“ Darauf gibt es nur eine Antwort.

Das muss dann die Zeit zeigen.

# Letztmögliche Worte

Ich kann nicht umkehren im Leben. Einem Baum die Entstehung abzusprechen nach dem Motto, wir sehen, du bist falsch gewachsen, impliziert, er könne entsprechend korrigiert richtig leben. Am Beispiel der Baumschule wird deutlich, dass die Methode nachträglicher Ausrichtung einer Hinrichtung gleichkommt und nur bei jungen Trieben Erfolg verspricht. „Wie gehen Sie mit Gefühlen um, was tun sie mit ihren Aggressionen“, wurde ich einmal gefragt. Damals hatte ich keine Antwort darauf. Was macht ein etabliertes Lebewesen, das massiv unter Druck gesetzt wird – es zerbricht oder hält stand. Alte Bäume sind schwierig zu verpflanzen, individuelle Leben mögen es nicht, sich zu verbiegen, Redensarten gibt es zur Genüge. Wenn „weiter wie bisher“ unmöglich geworden ist, heißt das für mich, den Ausweg zu suchen, ein lebenswertes Leben. Nachdenken und Nichtstun ist Beschäftigung. So begreift jeder schließlich, dem der Gegenschlag auf ein unscharfes Ziel sinnlos erscheint (nach einer Niederlage), verbleibende Alternativen. Nolde, seine Ungemalten; man erinnert sich an Kollegen, von denen in der Schule die Rede gewesen ist. Aggressiv zuwarten, Notizen anfertigen, sich beim Schreiben austoben, erinnern, dass Malen und Zeichnen keinen Computer benötigt: „Wenn du im Zweifel bist, tue nichts“, wusste schon Napoleon. Wären aber die Möglichkeiten gegeben, lebensnotwendige Ziele trotz Problemen anzusteuern, würde eine Kreatur jeden kleineren und noch so eng gewundenen Kanal entlang schippern, stünden auch Wachsoldaten am Ufer und Minen trieben im Wasser.

Ohne dieses Fenster „Website“ gestaltete sich meine Produktion, letztlich niedergemacht durch sich zum Oberlehrer Aufspielende, auf dem Niveau von Hobbymalerei, Kindergarten, Rentnerwurschteln. Digital Detox Total als eine Fluchtmöglichkeit bedeutet wohl nicht, alle Ängste komplett loszuwerden, im Gegenteil. Gut möglich, dass an ihrer Entfaltung gehinderte und staatlich gegängelte Menschen mithilfe von Medizin und Polizei zu letztlich tickenden Zeitbomben werden. Wollen wir das? Perspektiven haben heißt: Ich kann nur nach vorn raus leben. Die hier abschließenden, mehr allgemeinen Absätze möge jeder Lesende mit seiner Fantasie bereichern und die Welt in diesem Sinne aktiv mitgestalten. Zahlreiche Filme und Romane thematisieren Gemeinheiten, aber was bislang übersehen wurde, ist die Chance, das typische Verhalten von Gruppen gegen Einzelne zu nutzen, um Menschen stark zu machen, die wiederholt übervorteilt wurden. Nicht, weil man sich einen Nawalny zum Vorbild nehmen kann, der mutmaßlich als Märtyrer starb, sondern um zu leben.

🙂

Geschrieben am 5. April 2024 im Atelier zu Hause, später noch überarbeitet, korrigiert – abgewartet. Das hochgesetzte Sternchen bezeichnet eine Namensänderung an der jeweiligen Stelle zum Schutz der besonderen Person*.