
Im Auge des Betrachters
„Lebende Schollen!“ schrieb mein Vater gern fett mit Edding auf einen großen Bogen Einwickelpapier und klebte sein selbst gemaltes Schild ins Fenster, wenn er am Markt einen guten Einkauf hinbekommen hatte. Heute sind solche extra frischen Fische im Handel nicht mehr erhältlich. Dieser übliche Verkauf ist dem Aktivismus Tierwohl zum Opfer gefallen. Die Fische lagen ja lebend auf Eis und schwammen nicht etwa fröhlich im Aquarium beim Fischhändler rum, um entspannt auf ihren Verzehr zu warten. Das geht gar nicht? Weltretter verbieten! Die alten Zeiten waren blutrünstig. Meine Eltern erzählten davon. Die eigene Kindheit erinnere ich überhaupt nicht vegan. Es gab noch regelmäßig Zirkusbesuch am Stadtrand. Da liefen Tiere im Kreis, auch sah man sich ganz unbedarft das Delphinspektakel bei Hagenbeck an, wusste vom Stierkampf in Spanien, ohne deswegen schlaflose Nächte zu erleben und im Laden, da schmissen wir die Hummer lebend ins kochende Wasser und dachten uns nichts dabei.
So war das.
Ist die Welt heute besser? Kriege können nicht verboten werden, innerstaatliche Amoktaten nehmen zu. Irgendwo schreddert einer Küken immer. Unkraut vergeht nicht, und so kritzel ich mir was. Das Menü „Schenetz“ (in der zentralen Menüleiste) zeigt Skizzen. Das möchte ich mal erläutern. Als Fischhändlers Sohn gefällt mir, ein Fangspiel zu machen. Ich habe ja kein Smartphone und finde das allgegenwärtige Scannen billig. Mir ist da was eingefallen, Leute fischen also, und zwar welche, die ich eher nicht mag: Darf man das? Ursprünglich wollte ich immer weiter zeichnen nach dem Motto „mehr davon“ oder „to be continued“, wie man es aus dem Englischen kennt, Fortsetzung folgt. Das hatte ich mir vorgenommen. Inzwischen lässt der Drang nach. Ich mache weniger von dem Zeug, habe etwas erreicht. Aber der Reihe nach: Es sind Notizen vor Ort. Ich halte bestimmte Begegnungen fest. Das gibt mir ein Stück Dorfgeschichte zurück – und fröhliche Deutungshoheit. Mich hatten einige für dumm verkauft (als Quiddje, der ich naiverweise war), meine Vergangenheit gedreht und weidlich ausgeschlachtet?
Wer über den Zufall verfügen kann, mir nach Wunsch passgenau zu begegnen, und so kommt es mir vor, nutzt kriminelle Technik, entwickelt kriminelle Energie. Wenn auch nur einer das hinbekommt, so wird man doch paranoid hochrechnen. Es verändert das Bild insgesamt. Viele andere Begegnungen, die gar nichts damit zu tun haben, erscheinen nun ebenfalls mysteriös. Ein Trauma bleibt. Der Magen bricht. Das psychotische Weltbild klopft an: „Gott hasst mich!“ Ich spreche von mir selbst. So werden Menschen verrückt gemacht. Andere sagen lapidar: „Der Narr!“ Meine Antwort darauf?
Das hier ist mein Narrenspiegel.
Nach Attacken in Brokstedt, Magdeburg und Aschaffenburg vergeht der Gesellschaft regelmäßig das Lachen. Die Leute kommen nicht auf die Idee zu spotten. Nur ich scheinbar weiß: Menschen werden verstört, bis sie um sich schlagen, stechen, bomben. Provokation bis zum Tod. Es ist nicht einfach, allein und still für sich zu gehen. Gegen Spionage kann man sich schlecht wehren wie gegen Rufmord. Das ist immer aktuell. Am Fahrradladen hängt ein Schild: „Liebe Gerüchteküche, wir schließen nicht!“ Man schmunzelt? Nicht zum Lachen ist das. Auf dieser Strecke laufe ich täglich, treffe Menschen zu häufig und kann das nicht beweisen. Eine alte Dame und andere, die man sieht, sind nicht gemeint. Die reden oder grüßen normal.
Nette Leute.
Wer hingegen zu oft kommt und zudem was will, verrät sich durch Penetranz oder bewusstes Beiseiteschauen. Bekannte, die man nur so trifft, plaudern einfach nur so. Natürlich begegnet man auch Menschen, die einen nicht mögen. Gegenseitige Abneigung ist ein Teil des Lebens und lässt sich kaum vermeiden bei einer gemeinsamen Vergangenheit oder doch der Bekanntheit von jemand. Menschen lehnen schon mal Personen des öffentlichen Lebens oder eben Künstler ab, die sie persönlich gar nicht kennen, von denen aber ihre Ansichten und Werke bekannt sind. Spazierte Donald Trump durch unsere Straßen, gäbe es vermutlich Konfrontationen einfach deswegen, weil da viele sind, die seine Politik ablehnen und ihn als Menschen überhaupt. Der Mann zeigt sich unverstellt (und mit spontanen Richtungsentscheidungen) bei jeder Gelegenheit. So einer an der Spitze der Vereinigten Staaten, das geht nicht, geht gar nicht. Einen unzuverlässigen Partner mag niemand. Was das mit mir zu tun hat? Die Schnittmenge findet sich durchaus, eine nicht so sehr davon verschiedene Gemengelage. Amerika ist nicht nur die größte Wirtschaftsmacht, sondern auch Atomnation. Die sind nicht harmlos. So gesehen ist jede Partnerschaft unter dem Aspekt einseitiger Belastung oder überspannter Gefahrenlage zu bewerten und wird bei Vertrauensverlust Maßnahmen der Gegenpartei nach sich ziehen. Risiken im Umgang mit dem Gegenüber zu befürchten, bedeutet leider, in die Glaskugel zu schauen. Das könnte die Schublade sein, in die einer den anderen steckt und ist so feige wie fies. Wer irre ist, steht schnell fest: Im Vorfeld des kanadischen Gipfeltreffens meint eine Moderatorin ganz offen, die Regierungschefs probierten, geschlossen aufzutreten, was also zu tun sein, Donald Trump „einzufangen“ –.
Fangen spielen, Haken schlagen, Bomben werfen.
# Ein gefährlicher Mensch, dieser Künstler!
Was ich mir selbst ausgesucht habe; aus der bequemen Sofaecke raus zu gehen. Das weiß ich. Ich habe meine wiederkehrenden Erkrankungen zugegeben. Seit meinem Studium, also lange, bevor wir herzogen, bin ich immer wieder in psychiatrischen Krankenhäusern aufgenommen worden, bis das Krankheitsbild insgesamt und erst allmählich besser wurde. Mein normales Leben als Grafiker, Künstler, Segler mit Boot, Ehemann und Vater beinhaltet untrennbar eben auch diese Seite meines Selbst. Viele wissen davon. Das dürfte manchen (am Platz ihrer Nachbarschaft zu mir) Unzuverlässigkeit bedeuten: „Man weiß ja nie, was der tut.“ Meine Kunst, ich nenne das: angewandte Soziologie, meine aktive Selbsterforschung persönlicher Probleme hier im Dorf polarisiert scheinbar. Es könnte die Überlegung befeuern (die einige noch angeheizt haben), ich könnte grundsätzlich eine Gefahr darstellen?
Diejenigen, die meinen, psychisch Kranke leichthin zu erkennen, Risiken, die von „solchen“ ausgehen, benennen (und urteilen) über Menschen auf der Höhe des Boulevard. Sie vorverurteilen, wen sie vor sich haben. Es sind im Geiste die, die pauschal Remigration fordern, nämlich das Prinzip: „Weg mit dir!“ Populisten schüren Ängste, Mitläufer sind beileibe nicht offen Nazis. Es ist mindestens die Hälfte der Menschen im Land, nicht nur, wer aktuell sein Kreuz rechts macht. Es ist der lauernde Rest, der in wartender Position bereitsteht, sich draufzuschlagen auf den Haufen, wenn (endlich) Rechts unumkehrbar erscheint. Draufschlagen wollen ja einige. Ich kann das inzwischen auch, wehre mich. Dafür muss man nicht verrückt sein. So pushen wir die Lage. Was ich glaube, bei jeder neuen Bekanntschaft, die ich mache, kommen nach nicht so langer Zeit womöglich Leute auf den Plan, die diese Person eindringlich warnen:
„Weißt du nicht, was das für einer ist?“
Ich soll Persönlichkeitsrechte verletzen, Grenzen übertreten haben? Das geht wohl kaum durch angesichts der Realität, in der wir leben. Es gibt Kaliber. Man schaue sich die Anonymen an. Es geht nicht. Die sieht man nie. Ich andererseits bin doch gut erkennbar. Kriminelle und genauso sogenannte Weltretter geben sich bedeckt. Sie sind digital bestens gerüstet und technikaffin. Ich kann das Internet einzig öffnen durch einen simplen Klick auf den Browser. Der ist bei mir werkseitig von Apple vorinstalliert. Die von mir besuchten Seiten zeigt mein Verlauf. Wozu verbergen, was jederman aufrufen kann? Ich bin in der Lage, Photoshop zu verwenden und verstehe, Entwürfe für meine Bilder zu collagieren. Dabei entstehen die Abbildungen von Menschen, die es real nicht gibt. Allein auf Pinterest, einer doch eher allgemeinen und harmlosen Plattform, finden sich unendlich viele Fotografien, die Väter oder selbst Mitschüler von Minderjährigen knipsen, die etwa junge Mädchen in knapper Bekleidung und aufreizender Pose zeigen. Das machen die mit ihren Bekannten, Jugendlichen, den eigenen Kindern (mutmaßlich), und diese Kleinen wehren sich nicht. Die schauen oft so irritiert. Wir Männer wollen das sehen? Diese Postings tragen zum Absender einen Fantasienamen. So cute: Greta Thunberg in Unterhose. (Mir gefällt es). Klickt man eines der Bilder, bekommt man anderntags hundert davon angeboten.
„Das könnte dir gefallen.“
Es ist grad umgekehrt, die Kriminellen sind die Getarnten, nicht ich. Das fällt kaum unter Täter-Opfer-Umkehr, was ich sage, denn wo ist die Tat, die man mir vorwirft? Ich kann schreiben, ich mag es zu zeichnen. Das probiere ich, brauche Deutungshoheit, die mir geschickt genommen werden soll von Menschen, die erstens: a.) nicht malen können, zweitens: b.) selbst nicht hören, zuhören, hinschauen, lesen und schreiben können und geschweige denn, drittens: c.) alleine denken. Sie folgen blind dem Esel mit dem Namen: „Fake“. Auch ich habe heute mein Theater gelernt. Das macht Spaß.
Der Gedanke, es müsste Opfer geben, und sie könnten als deren Beschützer gelobt werden, ist der Ideengeber einer Herde. Ich provoziere gern. Sie traben wie die Gurken in meinem inzwischen öffentlichen Bild. Dafür möchte ich angezeigt werden. Die will ich persönlich alle zusammen nackt vor Gericht treffen. Hose runter! Ha, ha – und Schwanz abgleichen. Heute in Amt und Würden sind es die damals Dummen aus der Schule, man erinnere sich, die voller Neid einen Klassenbesten verpetzten (für etwas, dass dieser nie machte). Man weiß doch, was für armselige Mitschüler auftauchten, und die sind erwachsen geworden. Jetzt in die Politik, ins Ehrenamt gewählt, sind sie schlimmer und neidzerfressener denn je. Einige wurden tatsächlich Polizist und sind beutegeil? Alle sind integriert. Sie besetzen die Plätze und verdienen gut. Die Schule ist aus: Mein Los war das des Klassenbesten in puncto Kunst. Es hat nix genützt. Ich bin im Leben total gescheitet. Nicht einmal zum Taxi fahren hat es gereicht. Dann hätte ich noch Außenminister (wie Joschka) werden können. Meine Kinderbücher wurden von den Verlagen abgelehnt. Schade, da hätte ich noch gut als Wirtschaftsminister gewirkt, wenn’s geklappt hätte mit wenigstens einem Büchlein dieser Art. Ha, ha, Habeck – und weg ist er. Vielleicht mein Glück, gescheitert zu sein; galt ich doch mit meiner reichlichen Info-Grafik bald als Illustrator ohne nenneswertes Einkommen. Jemand, dem das Geschick fehlt, am Markt zu verlangen, was ihm zusteht, das bin ich. Einer, der letztlich die Künstlersozialkasse verlassen musste: „Ist noch Liebhaberei, Hobby, was Sie da machen.“ Ich kann zugeben, das Geld verdient meine Frau. Das Erbe meiner gestorbenen und einst vermögenden Eltern tut sein Übriges. Die Schlussfolgerung der Nachbarschaft: „Da kommt Spacken“, das hört sich live nicht nett an. Ich reagiere auf Beschreier, die mich rufmorden. Das ist Verteidigung, meine Kunst. Die kann ich. Da haben sich welche vergaloppiert. Man schaut offenbar auf die Bilder, sagt: „Bäh, geht nicht“ –, und weiß Bescheid?
„Er ist ein Pädophiler!“ (das sieht man doch), werden solche Auskenner sagen.
# Dies ist nicht, was ich unter Polizei verstehe
Für eine Bürgerwehr, allen voran die Spitze der Dorfpolitik, biete ich ein interessantes Subjekt? Das ist ein Mob. Mir unterstellt man sexuelle und krankhafte Motive bei meinem Tun? Wo Fachleute derzeit geradezu verzweifelt um die sogenannte Klarnamenpflicht ringen, und wie diese gegen digitale Plattformen durchzusetzen sei, möchte ich darauf hinweisen, dass meine Anschrift im gewöhnlichen Telefonbuch steht. Ich verwende kein Smartphone. Ich telefoniere Festnetz. Diese Website hat ein Impressum. Trotzdem, meine Reputation ist im Arsch. Niemand würde mich als Zeichenlehrer einstellen, und ich, ehrlich gesagt, habe auch keine Lust drauf. Wie blind muss eine Gesellschaft sein, die bereitwillig Täter übersieht, die etwa durch Onkelhaftigkeit glänzen möchten und gerade nicht offen daherkommen, die Jobs in der Kirche, den Kitas, den Sportvereinen und überhaupt Schulen geradezu suchen? Allein mein (im Nachhinein denke ich, naives) Verhalten, mich selbst wie scheinbar nackt, öffentlich auf einen Teller zu stellen, lässt diese tumben Ärsche hier abgehen wie Raketen. Meine Bilder, meine Texte werden zum Instrument ihres Beweises? Vorbestraft bin ich einzig, weil ich den Mann schlug, der mich direkt vor Ort öffentlich diskreditieren mochte – und blöd genug gewesen ist, das bei einem Freund von mir zu tun. Dazu kann man wohl ohne Reue stehen. Die Bildzeitung braucht noch Kolumnisten. Los doch.
Geht hin!
Das gibt sogar gewöhnlichen Menschen eine Hypothese, sich zum wehrhaften Polizisten und im weitesten Sinne Erzieher aufzuspielen? Mein Hiersein provoziert weite Kreise, Maßnahmen zu ergreifen, so kommt mir das vor. Da begreife ich mich als denjenigen, der „nicht geht“ (gar nicht) an der Seite einer Bürgermeisterin, die was auf sich hält (und von sich). Mit wem man durch ist in diesem Sinne – nach mehr als zwanzig Jahren hier im Dorf ist es unausweichlich, auch solche dabei zu haben –, dürfte bekannt sein. Entsprechend passiert man und ignoriert unangenehme Gestalten nicht. Das war’s, und gut ist. Nicht schlimm. Mein Problem ist ein anderes. Da sind einige, die sich zunächst nicht unterscheiden vom alltäglichen Drumherum. Die fürchten mich nicht, weichen nicht aus: Besondere Personen gehen scheinbar auf mich zu. Das könnte einfach die Freundlichkeit sein, „den Künstler“ ein wenig kennenzulernen? Ich meine hier Menschen, von denen ich nicht wirklich weiß, wer sie sind, die meine Bekanntschaft suchen, sich nach meinem Befinden erkunden.
„Guten Tag“ sagen kann ich und mag es.
Ich muss begreifen und lernen, im überschaubaren Rahmen prominent zu sein. Das verstehe ich. Es mag Leute geben, die nur so die Nähe suchen? Die meine ich nicht. Mir schwant, es gibt faule Eier in dieser Packung. Diese zu separieren, hält bei mir aufkommende, neurotische Ideen in Schach.
# Ich probiere, etwas herauszufinden …
Gibt es Personen, die meinetwegen aufbrechen? Das wäre verstörend. Denkbar sind Zeitgenossen, die sich hinter einer Fassade verstecken, was sie eigentlich machen. Im Besonderen könnte ihr Tun sogar gezielt etwas mit meiner Existenz bedeuten; das muss man prüfen. Tut man es nicht, dürfte dieses Denken unterbewusst an Fahrt gewinnen. Ich habe eingangs skizziert, die einen sind natürlich, ganz normal und einfach so unterwegs. Sie haben ihre Motive, gehen einkaufen, was weiß ich? Doch scheinen da spezielle Spielfiguren die Szene anzureichen, mit denen stimmt was nicht, und zwar exakt in Relation zu meiner täglichen Gewohnheit, ins Dorf zu laufen.
Wer mit der Fragestellung aus dem Haus geht: „Wo ist Bassiner, in welche Richtung unterwegs“, könnte das aus einer Deckung hinbekommen. Das reicht nicht? Man möchte nebenbei gemocht werden und auf schäbige Weise Vertrauen gewinnen. Das habe ich angenommen. Eine beunruhigende Vorstellung. Es ist mehr dahinter, vorgeblich natürlich zu wirken als Nachbar, jemand aus der Straße sein zu wollen. Solche Agenten, die ich meine, sind Laienschauspieler und in der Sache unehrlich. Das sind keine Freunde. Man entwickelt die unbestimmte Ahnung, jemand will da was von mir? Der andere ist irgendwie aufdringlich. Das ist keine allgemeine Freundlichkeit, naive Beschränktheit, einer der eben zwanghaft quatscht: Jemand gibt den Labertyp und ist eigentlich zu klug dafür. Ein anderer macht auf „netter Onkel“, und das steht dem mir gegenüber nicht zu. Eine Alte spielt die sympathische Trutsche und kommt immer angeschissen mit so Sachen, die könnte ich doch machen? Welche sind mit der Bürgermeisterin befreundet, andere weniger, und ich bin auch da. Das ist unser Dorf. Mehr noch, mit K. sitze ich im Café. (Ich sollte ihn W. nennen, Wildschwein). Wir schauen auf den Parkplatz. Eine Frau geht vorbei. Er macht mich drauf aufmerksam: „Kennst du die?“ Ich sage: „Ja“, und erkläre, „das ist S., sie wollte …“ Später geht eine andere vorbei, und wieder ist es mein „Freund“, der betont auf diese Bekanntschaft hinweist: „Die trifft man auch überall …“ Ich sage: „Wir …“, und erkläre, was mich mit der Frau verbindet. Wenn man dazu noch weiß, was B. macht, das wurde immer angedeutet im Kreise meiner, ich sage mal, Spitzenfreunde, dann erklärt sich manches. Ich denke, Heinz Erhard gibt das passende Stichwort:
„Der Eber, der ist missgestimmt, weil seine Kinder Schweine sind.“
In jeder Gastro weiß man Bescheid. Ich gehe essen und kenne viele Menschen ein wenig, man redet. Dazu kommen fadenscheinige Identitäten, die doch unübersehbar in denselben, oben angedeuteten Kontext gehören.
Eine feige Sau ist erkennbar Polizist im Ruhestand, so doof, und der dreht sich weg, wenn ich ihn anschaue. Er kennt mich todsicher und hat eine Akte von mir im Gehirn. Der ist das geistige Zentrum der Kaufhausdetektive in sämtlichen Ladenstraßen und überhaupt. Ein blöder Senior, ein einsamer Wolf, der nicht aufhören kann.
Das Erreichte ist kaum gewünscht: Ich finde Polizei nur noch eklig. Eigentlich genauso meine Dienstleister, bin ich doch tatsächlich auch ein Bürger dieser Gesellschaft, bleibt mir keinerlei Vertrauen in die Freunde und Helfer. Falls Kollegen nicht in der Lage sind, ihrerseits aufzuräumen mit solchen Subjekten in der Truppe – und ich habe Wehrdienst geleistet, kenne Korpsgeist, da graust einem vor unserer Zukunft. Wo bleibt der Rechtsstaat, wenn deren Hüter ihn verbiegen und die Macht, die sie haben, missbrauchen bis rauf in die Spitzen der Politik bei uns etwa im Rathausturm? Es scheint dem Apparat nötig, zum Zwecke der Egomanie, persönlicher Eitelkeit und einigen im System besonders, um ihre Beute als Polizist zu machen, über Leichen zu gehen, bis der schöne Rahmen gesetzlicher Strukturen dem Anvisierten eine Kiste wird, so oder so.
Dieses fadenscheinige Pack: Ein verborgenes Motiv steht im Raum. Der jeweilige Observant verfügt offenbar über die Fähigkeit, mich regelmäßig abzupassen? Es lohnt, dem nachzugehen meinerseits. Man lernt, Paranoia zu trennen vom nicht unbegründeten Verdacht. Darüber bloß zu reden, führt zu nichts. Niemand wird einen ernst nehmen. Diese Begegnungen zu zeichnen, bedeutet eine Verteidigungsstrategie und gibt die Basis zukünftiger Begegnung, auf Augenhöhe zu sein mit dem Unausgesprochenen.
Ich bilde mir das ein? Oh, da ließe sich manches beschreiben, erzählen. Ich weiß ja selbst, wie lächerlich ich rüberkomme. Es ist nicht komisch. Mein Gegenbeispiel findet sich direkt vor der Tür. Ein Parkplatz, auf den ich sehe, wenn ich im Atelier bin. Die meiste Zeit vom Tag bin ich hier, zu Hause. Dauernd schaut man nebenbei auch aus dem Fenster. Das ist ja ganz normal. Genauso normal ist wohl, zu registrieren, wer dort parkt vor dem Restaurant. Es gibt Kunden der Geschäfte, irgendwelche Wagen und Autos, die hier sowieso hingehören. Das weiß man irgendwann. Man kennt die Fahrer, Fahrerinnen und ihre Gewohnheiten. Eine hübsche junge Frau ist auch dabei. Sie fährt ein kleines Auto. Das Fahrzeug ist gelegentlich nicht auf seinem Platz. So bekomme ich mit, dass sie es nutzt, und später steht der Kleinwagen wieder da. Es kann tatsächlich bis zu drei Monate dauern, dass ich diese Fremde beim Ein- oder Aussteigen selbst sehe! Obwohl ich regelmäßig mitbekomme, dass ihr Wagen fortgefahren ist, sie also eingestiegen sein muss, abgefahren ist. Das meine ich, das ist Zufall, und wer rechnen kann, versteht.
Es hilft mir, bei Verstand zu bleiben.
# Gar nicht ignorieren
Drauf gekommen, was ich an dieser Stelle zeichnend machen wollte, kam ich durch einen Leserbrief zum aktuellen Thema „Waffenverbote“. Inzwischen gibt es Gesetzesänderungen. Im Nahverkehr (oder auf dem Hamburger Dom) dürfen Menschen keine Waffen dabeihaben. Nur wenige Jahre zuvor hatte die allgemeine Gesellschaft noch lustvoll aufgerüstet. Nicht wenige machten einen „Kleinen Waffenschein“, und auch Softair-Pistolen schafften sich die Leute gern an. Das kam in den Medien. Darüber wird nicht mehr berichtet. Was vor einiger Zeit als schick galt, verschweigt mancher heute lieber.
Waffen verboten! Als die neuen Regeln debattiert wurden, ereiferte sich ein Senior im Tageblatt, er trage seit der Jugend ein Schweizer Messer in der Hosentasche. Das wäre ein Geschenk von seinem Vater gewesen. Wenn er nun auf den Weihnachtsmarkt ginge, müsse er dieses Wandermesser daheim lassen? Der regte sich auf nach dem Motto: „Früher war alles besser!“ Ein Leserbrief zum Schmunzeln. Man stellt sich den Entrüsteten als biederen Opa vor, der draußen Rast macht, seine Stullen auspackt, den mitgenommenen Apfel fürs Enkelkind schält und allgemein Häppchen verfüttert. Heile Welt. Nun befürchtet der Gutmann, auf dem Volksfest abgetastet zu werden und Strafen drohen? Angesichts der Gewalttaten in der nahen Vergangenheit muten die Worte des Seniors albern an. Abbildungen von Messern in Medien zeigen, was gemeint ist. Waffen von Menschen, die zur Wahrung ihrer Ehre gewaltbereit handeln, sind keine Spielzeuge.
# Schutz der Person
Handelte der Gesetzgeber nicht, würden die Rufe nach Konsequenzen überlaut, insofern eine verständliche Entscheidung. Mir ist dennoch mulmig. Nicht weil uns überall Terror droht, sondern weil man die Zügel anzieht, wo es geht. Es ist ein Zwang in Gang gekommen. Neue Forderungen überbieten die geltenden andauernd. Wo führt das hin? Der Staat schaut hin. Die Bürger schlagen zurück. Die in der Hosentasche heimlich geballte Faust kann nicht kontrolliert werden. Ich frage mich also (wo es heißt, die Meinungsfreiheit sei in Gefahr), ob unser freies Wort noch mitgeführt werden darf? Man macht Gesichter unscharf, um Persönlichkeitsrechte zu wahren. Gerichtszeichnungen sind erlaubt. Wo ist die Grenze, das will ich wissen. Das eigene Hirn voll böser Gedanken oder ein Skizzenbuch plus Stift, um Gesehenes festzuhalten: Ist das eine Waffe in meiner Jackentasche, wenn ich’s dabeihabe? Jemand könnte mich anzeigen? Wie wichtig würde das genommen? Käme es zum tatsächlichen Prozess? Oder stellte man ein nebensächliches Verfahren vorher ein? Wie weit geht bei uns der Schutz der jeweils abgebildeten Person, wie weit reicht andererseits mein Recht, Meinungsfreiheit und Gestaltung kreativer Ideen in einem freien Land, der Selbstschutz meiner Person? Darf ich also selbst angreifen (wie Nethanjahu den Iran) mit einem erlaubten Mittel (mein Motiv: Die wollen mich fertigmachen), das als Rechtfertigung, komme ich damit durch? Betreibe ich Kunst oder Beleidigung, und klagt jemand überhaupt oder interessieren sich die, die es angeht, gar nicht für diese „Kritzeleien“, wie sie’s wohl nennen? Ich hoffe, bei dieser feisten, sich verbergenden Gegenseite einen Nerv zu treffen …
Das auszuprobieren, war die Intention für dieses Projekt – und ja, nach einem Monat schon haben „wir“ geredet.
Ich werte das als Erfolg.
Augenhöhe erzwingen, aktiv abrüsten, das wären so Gedanken. Ein Lächeln drängt sich mir auf, angesichts der Lächerlichkeit vom ganzen Projekt. Einen Keil in diese diffuse Truppe, die mehr sein dürfte als eine Fata Morgana, kann ich wohl treiben? „So schlimm ist er ja doch nicht“, könnte das Motiv der Abtrünnigen einer Pseudopolizei sein: „Ich bin –, wir sind nicht mehr dabei.“ Meine mit einem Augenzwinkern und lustvollem Scribbeln angegangene Aktion dürfte uns insgesamt ein wenig auf die Schippe nehmen. Ich möchte den harten Kern der Kriegstreiber aufweichen. „Suche Frieden, aber warte nicht ab, dass dieser dir von selbst geschieht“, sage ich also in Abwandlung vom bekannten Psalm und finde mein Motto. Eine derbe Sprache, eine böse Skizze hier und da: Das möchte kein Schlag mit der Faust sein, stattdessen ein beherzter Denkanstoß.
Es kann so stehenbleiben, denke ich.
# Schuss!
Die wohlmeinende Gesellschaft will regulieren. Sie drängt den Einzelnen in die Mittelmäßigkeit, falls jemand mit eigenen Ideen kommt. Soziale Strukturen greifen, wo Menschen zurückbleiben. Und auch hier ist das Bestreben, Schwächere dem Mainstream anzugleichen. Wer sich behaupten kann, genießt Sportlichkeit. Ein individuelles Profil muss man sich erarbeiten. Im Wettbewerb die Oberhand behalten, sich als Gewinner darstellen, das sind wir. Wer kollabiert, soll gefälligst hilfsbedürftig um Anerkennung buhlen – und bekommt trotzdem Gegenwind. Bevor die Gesellschaft einen Sünder wieder aufnimmt, muss der sich doppelt beweisen. Die alltäglichen Kränkungen einzustecken, gelingt nicht mehr: Da werden als „psychisch krank“ Beschuldigte kreativ. Ich bin so einer. Ich stelle mir die Frage, wie es möglich ist, der Pauschalität zu trotzen?
Blockade.
Man tut bestenfalls wenig für andere, geht nicht zur Wahl, ignoriert das Woke-Sein.
Sand in das Getriebe streuen, Graffiti gefallen mir. Was den Leuten als Schmutz gilt, kann nicht beseitigt werden, ohne tausendfach wiederzukommen. Wie könnte der Einzelne dem gut Situierten Psychoterror bereiten? Spazieren gehen ist erlaubt. Zeichnen ist nicht verboten. Alles, was nicht als strafbare Handlung gelten kann (aber Panik auslösen dürfte), muss man probieren. Das empfiehlt die Kunst. Andernfalls gibt es keine sozialen Erfolge gegenüber dem Umfeld. Einer wie ich kann nicht einfach in Frieden leben. Wir sind das willkommene Material für Weltretter. Solche möchten sich auf Kosten der Schwächsten profilieren. Sie nageln „Gestörte“ fest. Wir benötigen Hilfe? Davon sind Gutmenschen überzeugt. Die fragen nicht. Sie greifen ein wie der dumme Junge, der ungebeten eine fremde Seniorin über die Straße zerrt.
Labile Menschen ohne Selbstbewusstsein gelten selbsterklärten Aufpassern als tickende Zeitbomben. Möchtegernpolizisten treibt die paradoxe Haltung, es wären latent gefährliche Menschen unterwegs, und sie könnten solche erkennen. Ein Herold kommt selten allein. Der Erfinder der Rasterfahndung ist tot. Die Enkel aber vermehren sich wie Karnickel. Etablierte Modelle leben weiter und beleben die künstliche Intelligenz. Ein neuronales Netz häkelt sich die Maschen selbst. Das kann noch ungemütlich werden, wenn Kollege Computer uns nach Schema „F“ observiert und proaktiv die Akte generiert. Dagegen sind Rundfunk-Beitragsservice oder Schufa harmlos. Verdacht reicht aus. Wer spinnt, nicht richtig tickt, läuft womöglich Amok? Die Masse macht gern mit. Jeder ist ein Denunziant. Eine ungewöhnliche Meinung ist keine. Nur richtige Ansichten sind korrekt. Keinesfalls konservativ möchte die Cancel Culture sein? Für immer beibehalten zu wollen, was heute als richtig gilt, erfordert eine konsequent rückwärts gewandte Sicht. Leute geben bloß vor, Benachteiligte zu befreien oder zu schützen. Sie beweihräuchern sich selbst mit allerlei Unfug. Tatsächlich befruchtet die Moderne ihre eigene Inzucht. Es gibt schließlich keine Innovationen, wo das freie Wort als gefährlich und falsch gilt. In dieser Zukunft belebt jede Reflexion massive Kritik, dass Verbote unumgänglich werden. Niemand will im Shitstorm mitgerissen werden.
Deswegen ist unbequem zu sein notwendiger denn je.
Ein Rechtsstaat benötigt Gewaltenteilung. Der Rechtsruck möchte die Umständlichkeit demokratischer Strukturen verkürzen. Das ermuntert Ordnungskräfte, den Richterspruch nicht abzuwarten und sofort vor Ort loszuballern. Da wird schon mal der Taser steckengelassen und die echte Kanone gezogen. Leider verwechselt. Kann passieren. Man liest häufiger vom finalen Rettungsschuss, der nötig gewesen wäre. Milde Verfahren schützen. Der Arme wird auf eine andere Dienststelle versetzt. Entsprechend ungeschickte Kollegen gehen in der Regel straflos aus. Gibt es einen internen Preis für erfolgreich erlegtes afrikanisches Freiwild mit Psychofaktor? Bumm, tot. Eine unerhörte Fragestellung und nicht zulässig.
Achtung: Satire! Die Politik ist nicht untätig. Es gibt wichtige Gesetze. Rechtsnationale Autokennzeichen sind verdächtig. Wer etwa Susanne Allewelt heißt und sich initial verewigen möchte (wie jeder Max Mustermann es kann), hat Pech gehabt. Manche Kombi darf man nicht generieren. Da würden Menschengruppen in ihrer Würde verletzt. Wir schauen hin, passen auf! Die Beamten verdienen Respekt.
Es heißt, wenn doch geschossen würde, die Uniformen handelten in Notwehr. Das müsste sein, wenn ein Mädchen mit Pappkanone bedrohlich auf sie zusteuert, erläutert ein Sprecher. Eine täuschend echte Attrappe habe die polizeibekannte, drogensüchtige Frau auf die Beamten gerichtet, schreibt eine Zeitung. Dann liegt wieder eine erst Zwanzigjährige totgeschossen in ihrem Blut.
Anschließend folgt unerträgliches Geschreibsel vom traumatisierten Beamten, der das Bild seiner Tat nicht vergessen kann.
Ich habe mein Thema gefunden.
Danke.
# Nach dem Tod berühmt …
Ich lese diese Berichte. Mir macht das Angst. Ich weiß, das könnte ich sein, den es erwischt. Unsere Freunde und Helfer haben das nach ihnen benannte Syndrom. Polizisten halten sich für gute Menschen und Helden. Sie glauben, die Gesellschaft ritterlich zu beschützen, meinen, psychisch Kranken helfen zu müssen, brav zu bleiben:
„Ruhig, Brauner!“
Als wäre man ein störrischer Gaul, der jederzeit durchbrennen könnte. Einer, der Zuckerbrot oder Peitsche benötigt.
Einen Tritt bekommt ihr ins Gesicht.
🙂