Die aktuelle Malerei

„Nudisten“ soll es heißen, das neue Bild, eine Sodom und Gomorra Szene. Ich arbeite tatsächlich schon seit zwei Jahren dran, zunächst den Entwurf zu festigen. Zum Jahreswechsel konnte ich soweit die Idee auf Leinwand übertragen, wie man hier sehen kann, meine Untermalung. Das Bild ist nicht fertig, aber die Komposition steht. Vielleicht muss man erklären, es ist wie im Büro. Da arbeiten die Leute auch an mehreren Aufträgen gleichzeitig. Man bringt voran, was dringlich ist. Dann wieder das andere. Auch bei der Kripo geht man nicht dran wie im Fernsehkrimi. Die Kommissare haben nicht den einen Fall wie im Film. Dort liegen zwanzig Sachen auf dem Tisch oder mehr. Als ernst zu nehmender Künstler kann man nicht drauf warten, dass einen die Muse küsst und dann tage- und nächtelang durcharbeiten, saufen und so. Man macht Erfahrungen, lernt.

Ich zeichne also vor und male an wie in der Illustration üblich. Ich suche penibel danach, Durchblicke zu erschaffen, um die Fiktion Räumlichkeit sowie meine Intention, das Thema bestens herauszuarbeiten. Ich produziere keinesfall in einem Rausch irgendwas und sage anschließend, der Zufall sei mein wichtigster Mitarbeiter. Ich möchte keine reale Szene zeigen mit diesem Bild. Dafür war ich nicht am Strand, um etwa das Licht, die Atmosphäre einzufangen. Ich erschaffe eine Konstruktion. Das darf man bemerken. Hier sind Schablonen wie Schauspieler zusammengestellt. Es ist als Wimmelbild Fleischberge gedacht, aber so, dass gerade eben nichts verdeckt wird. Meine Absicht ist nicht die korrekte Sicht im Sinne dekorativer Moral wie üblich. Die Grenze besteht; obwohl man ein schlimmstes Gelage (mit Vergewaltigungen) ersinnen könnte, das jede Ethik sprengt, hält mich vernünftigerweise ein Rest von Anstand zurück. Eine Prise Humor tritt anstelle vom möglichen Horror besser an. Darum der Hund, Würste, Zigaretten oder die Schilder, der junge Alternative (mit zwei Armen), und was mich so umtreibt, man aber nicht sagen kann. Es ist schließlich das ganze Bild beauftragt zu sprechen. Weiterdenken bleibt erlaubt.

Ich gehe entspannt dran –, Pausen gehören dazu, muss nicht gleich fertig werden. Parallel arbeite ich an „Fischmarkt“, eine ganz andere Sache und Herzensangelegenheit. Verschiedene Motive gleichzeitig im Kopf zu haben und entsprechend weiterzuentwickeln, heißt die Erfahrung umsetzen, dass das wirklich besser funktioniert. Da stören keine Termine, eine Ausstellung, die am Tag soundso wäre mit einer Vernissage oder ein Auftraggeber, der Druck macht. Ich bin der Chef. Ich mache, was ich will. Wer’s nicht leiden kann, das Wort „ich“ nicht dauernd lesen mag, muss nicht. Das ist meine Website und kein Elomux (oder so was). Hier wird nicht kommentiert. Ich habe eine Adresse, stehe im Telefonbuch, laufe im Dorf rum.

Exakte Vorarbeit und penibles Ausmalen der Elemente macht beherrschbar, dass man das Bild auch mal stehen lassen kann und anderes erledigt. Diese Arbeitsweise dürfte den modernen Maler die Nase rümpfen lassen, und dann sind da noch all die Menschen, die das Ganze als Motiv primitiv oder geschmacklos finden werden? Die schauen gar nicht hin. Sie erkennen nur den thematischen Inhalt, sehen ihre Sicht, nicht meine, warum ich’s machte.

„Das geht nicht“, sagen sie, „was soll das?“

# Quatsch oder Straftat?

Wie wichtig ist man für wen; es könnte Leute auf den Plan rufen, die probieren, eine Veröffentlichung zu verbieten? Das wären vermutlich welche, die nur das drauf haben, sich regelmäßig zu echauffieren. Menschen, die selbst nichts gestalten, aber andere entsprechend einer Vorgabe, dem behördlichen Raster abstrafen, gibt es reichlich. Viele können nicht singen, nicht schreiben, nicht zeichnen. Manche gehen zum Staat und behaupten, sie sorgten für uns alle und für Ordnung. Die Phrase vom vorgeblichen Freund und Helfer kehrt ihre vermeintliche Fürsorge nach vorn. Das ist die Fassade Gutmensch. Unsere durch und durch kommerzialisierte Struktur verändert die natürliche Artikulation der Lebewesen. Alles ist verpackt, verkäuflich. Auch der Mensch empfindet sich als Produkt. Wir bestimmen unseren Selbstwert entsprechend der eigenen Leistung. Ohne den Sinn des Lebens zu kennen, das unbekannte Ganze zu respektieren, benutzen wir unser Hiersein zum billigen Zweck. Der Moderne bewegt sich im sozialen Dschungel. Unsere Masken sind raffinierter geworden. Jeder betreibt diese Kunst, seine Worte so zu wählen, dass sie das Dahinter verbergen.

Wir vermeiden nackt zu sein und doch nicht, ein guter Grund für dieses Bild.

Transparenz ist ein Schlagwort. Das soll gut klingen. Wenn aber Bekannte, Nachbarn, Menschen, mit denen man freundlich verkehrt, ihren großen Lauschangriff starten und dabei doch auffliegen, Fehler machen, ist es vorbei mit dem Vertrauen in die Umgebung. Mein Beitrag zum Gemeinwohl war allgemein Mitmachen gewesen in unserer Demokratie. Das ist schon lange nicht mehr meine Haltung. Meine Freundlichkeit heute ist oberflächlich. Ich gebe zu, auch bei mir steht eine Fassade vor dem Ich. Kunst ist Kabarett. An dieser Stelle gehört es gesagt, weil ich diese Bilder und meine Motivation beschreibe, ich bin angewidert vom Staat. Ich erkenne mich als persönlich betroffen vom Verrat. Spitzel geben sich freundlich. Das bin nun auch ich, nett. Ein Polizist, ein Soldat, das sind Berufsgruppen, die ich respektierte. Damit ist es längst vorbei. Wer als Denunziant meint, dem Apparat auf diese Weise zuarbeiten zu müssen, sich nebenan wohlmeinendend einschleimt, ist nichts als verlogen, ein Arschloch. Es ist doch klar, dass die Bürger aggressiver werden, Amok und gefährlicher Wahn zunehmen in einer Gesellschaft, die lügt wie wir.

Einige schimpfen immer. Andere tun begeistert, weil eine Vision sie nährt. Der Job: Die meisten Leute arbeiten was, das sie nicht lieben, sind angestellt irgendwo. Sie brauchen das Geld zur Existenz und akzeptieren, irgendwas zu tun. Obwohl es so ist, verbergen sie dies lieber, als zuzugeben, was sie in Angriff nehmen müssten, um ihre Emotionen zu verbessern. Viele wollen nicht merken. Bei mir war es so, und ich habe nichts gemerkt und bin krank geworden. Ich musste was machen. Ich war gezwungen, mich zu ändern. Arm dran sind meiner Meinung nach also diejenigen, die nichts merken, und das bei ihnen doch irgendwie funktioniert. Unsere Gesellschaft stützt diese Menschen weiterzumachen. Bei somatischen Problemen findet sich ein Erklärer. Bei psychischen Störungen ein anderer. Der Arzt verschreibt ein Medikament. Man hat seine Ansichten. Ich reflektiere. Mein Narrenspiegel möchte Blinde sehend machen. Das Bild ist 120 cm in der Breite, 100 cm hoch. Ich könnte die Details nicht hinbekommen, wäre es kleiner.

Anfangs habe ich nicht so gearbeitet. Freie Themen beschäftigen mich seit etwa der Jahrtausendwende. Da war ich noch regelmäßig für den Delius Klasing Verlag tätig. Meine erste Malerei damals, die ich mir ganz allein vornahm (also ohne anleitenden Lehrer oder Professor im Studium), bedeutete, einen kleinen Leuchtturm nach Foto aus einem Buch abzumalen. Aus heutiger Sicht kaum mehr als naive Kunst, ziemlich anspruchsloses Gepinsel. (Ich fand mich toll). Das hat dann einige Zeit gedauert, sich zu entwickeln in jeder Hinsicht.

# Auf den Schwanz schauen

Der Staat gefällt sich als Spanner. Die Staatsmacht schaut hin durch das Schlüsselloch auf die normalen Voyeure, die wir sind, die einfachen Bürger. Die Beamten haben ihre Leute und digitale Techniken drauf. Ich erlebe das. Unser Haus ist ein Glashaus, und ich werfe Steine. Dieses neue Bild hier geht inhaltlich zurück auf meine Vorladung bei der Polizei in Pinneberg. Ich habe gelegentlich erzählt, wie es dazu kam. Es ist schon viele Jahre her. Das Internet war neu. Das Wort vom „Darknet“ kannten wir nicht. Es gab Vorratsdatenspeicherung. Frau von der Leyen war Familienministerin und forderte, ein Stoppschild im Internet einzubringen, wo es für den Nutzer in die falsche Richtung abginge. Das hätte man in Skandinavien, das Internet bestünde weltweit, aber das deutsche Recht müsste seine Regeln zwischenbauen. Das fand auch ich. Meine Auffassung ging dahin, nach einer Viertelstunde Pornosurfen, hätte ich kaum Hemmungen und würde mir alles ansehen, was vorgeschlagen wird. Da müsste der Staat mithelfen und das Netz zensieren.

Während meiner Bundeswehrzeit waren Pornoabbildungen nur in gedruckter Form erhältlich. Dort kam ich zum ersten Mal in Berührung mit diesem für Männer unerlässlichen Zeug. Im Regal vom Kiosk lagen die entsprechenden Zeitschriften aus. Das waren alles legale Hefte. Gut möglich, dass es Verkaufsstellen gegeben hat mit illegalen Abbildungen. Es benötigte kriminelle Energie dranzukommen. Heute ist der „unter dem Ladentisch“ verkaufte Schund das sogenannte Darknet. Davon wussten wir Normalos lange nichts und klar ist, wer sich dort affin bewegt, will nicht gesehen werden. Man braucht ganz offensichtlich extra Kenntnisse, um in eine getarnte Umgebung abzutauchen. Das interessiert mich überhaupt nicht. Mich kennzeichnet, spontan und offen antworten zu können. Es war naiv von mir und so gewesen, dass ich mir meine Gedanken machte. Ein Mitteilungsbedürfnis und der Ansatz, allgemein mich einzubringen, kennzeichnet meine Kreativität bis heute. Naivität hat den großen Vorteil, man merkt nicht, Mutiges zu tun, das Klügere grundsätzlich vermeiden würden. Das heißt aber doch, einen Schritt nach vorn zu machen! Ich hatte betrunken ein wirres Geschreibsel verfasst und morgens nüchtern bei klarem Verstand an das Landeskriminalamt Kiel abgeschickt, handschriftlich. Mehr als vier Seiten waren es wohl. Ich habe noch eine Kopie und könnte nachsehen. Mein Anliegen, ich wollte mit der Polizei über Kinderpornografie im Netz diskutieren.

Die Polizei diskutiert nicht.

Ich fand mich der smarten Kriminaloberkommissarin S. gegenüber: „Wir schauen uns solche wie Sie mal an.“ Insgesamt ein entspanntes Plaudern trotzdem. Sie sagte: „Frau von der Leyen ist doof. Wenn wir was löschen, stellt derjenige seine Sachen nur eine Minute später anderswo ein.“ Zu dieser Zeit fanden sich auf Google schnell verfügbar Bilder sogenannter Nudisten. Kleine, sehr junge Mädels bis rauf schließlich im Studentenalter waren wie auf einem Klassenfoto aufgestellt, eine Misswahl abzuhalten. Auf manchen dieser Gruppenbilder hielten die nackten Grazien Nummerntafeln in der Hand. Sie waren immer ganz nackt, standen so rum, manchmal in Sandalen. Das konnte man viele Jahre direkt über die Suchmaschine browsen. Es kam vornan. Ich fragte die Kommissarin: „Was ist Kinderpornografie?“

„Die Beine breit.“

Die Vorladung bedeutete gegenseitiges Abtasten. Das war keine Diskussion. Mir gegenüber saß der Staat. Das sind solche, und ich gelte als so einer, wurde klar. Sie fragte mich, ob ich einen Freund habe, Pornobilder untereinander zu tauschen? Ich war perplex. Warum sollte man das machen? Die schöne Blonde gab mir Tipps für die Ehe, nicht gemeinsam im Bad die Körperpflege zu betreiben. Sie kam zur Einschätzung: „Dann ist bei Ihnen also nichts zu holen?“ Ich musste begreifen, diese Frau ist mein Feind. Sie sieht gut aus, redet nett scheinbar, will aber was holen? Eine Polizei ist keinesfalls am Bürger interessiert. Die Kommissarin will Beute machen. Sie sagte: „Vielleicht schickt Ihnen der Staatsanwalt noch ein Schreiben, dass das Verfahren eingestellt wird“, so in der Art kam es rüber, eine Lappalie und abgehakt. Ich gab mich heiter, machte mit. Wir alberten geradezu, meinen Personalausweis wollte ich zurück. Er war zwischen den Papieren auf dem Schreibtisch zwischengerutscht. „Diebstahl ist eine Straftat“, probierte ich zu witzeln. Sie lachte und fand meinen Ausweis schließlich, gab ihn mir.

Eine durch und durch verlogene Episode, und sie geht nie zu Ende.

Seitdem werde ich das Gefühl nicht los, kontaktiert, bequatscht und ausgespäht zu werden, habe konkrete Anhaltspunkte. Eine Polizei, die „etwas“ holen möchte, um das zur Anklage aufzubereiten, die ein Verfahren nie einstellt (jahrelang), Gefährdung behauptet anzunehmen, mir das aber nicht sagt, die meinen Rechner womöglich heimlich ausspäht, hat jedes Vertrauen verspielt. Wer sucht, „was“ zu holen, legt es auch selbst hin. Erfolg macht korrupt. Geistig labile, psychisch Kranke werden zu Monstern hochstilisiert, erfahren Psychoterror im Alltag durch verdeckte Provokateure. Folter wird ihnen angedroht, wenn sie in Gewahrsam genommen sind, und Schläge durch Beamte dürften nicht selten dazugehören. Ich bin davon überzeugt, dass auch im sogenannten Rechtsstaat finstere Dinge passieren, von denen man glaubte, dergleichen geschah nur in der Vergangenheit des Nationalsozialismus, im Mittelalter. Das gilt auch für die Kriminellen, sie bleiben Teil der Welt. Alle haben digital aufgerüstet, organisieren sich. Sodom und Gomorra, das ist damals wie heute. Natürlich möchte das System gegenhalten. Wir wollen Ordnung. Das kommt dabei heraus: Der Staat manipuliert, lügt und betrügt den Bürger. Wir lügen zurück. Politik, Psychiatrie und Polizei geben sich die Klinke in die Hand, die eigene Karriere in ihrem Sinne voranzutreiben. Eine eklige Verbindung. Das befeuert die Aggressivität im Land. Es heißt Unkraut züchten, wo blühende Landschaften versprochen waren.

Ich fing an, Trotz zu entwickeln, radikale Gedanken folgen logischerweise, und daraus resultiert mein Verständnis für Straftäter, ihre Motive. Ich lernte, die Arbeit der Rechtsanwälte und Verteidiger zu schätzen. Ich lese die Artikel zum Thema Kriminalität, Polizeiarbeit und Urteilsfindung bei Gericht aufmerksam. Nicht selten scheinen die Kollegen der Polizei sich untereinander Hilfestellung zu geben, falls es zum Behördenversagen kommt. So ergibt sich auch eine Motivation für meine kreative Arbeit. Ich fing an, Pornos mit den Augen des Künstlers zu sehen und möglichen Betätigungsfeldern nachzugehen.

Da beschäftigte mich etwa, wie diese Nudistenseiten konzipiert waren. Sie beinhalteten Kleingedrucktes. Das war notiert, uns Usern deutlich zu machen, man habe verschiedene Klageschriften soundso erfolgreich zurückgewiesen, die Abbildung des nackten Körpers sei nicht strafbar. Es gab dort massenweise Bilder von Massen nackter Menschen am Strand, Grüppchen in Freizeiteinrichtungen, im Schwimmbad, bei Partys, beim Musizieren oder im Wald. Da waren kleine Mädels nackig am Klavier. Sie standen in roten Pumps rum und schauten sich einen Baum an im schumrigen Wald. Die tanzten Limbo, warfen Dart, und im Hintergrund fand sich ein Kerl halberigiert. Ich begann nachzudenken, sagte mir: „Du bist nicht dabei in der Natur.“ Diese Bilder schaut sich der Surfer allein mit sich zu Hause an. Das ist etwas anderes, als wenn man selbst nackt mit Familie daneben rumsteht. Klar wird fotografiert, aber für wen werden die Sachen interessant im Netz? Wir Geilen sind keine Freunde dieser Leute, kennen sie nicht, die sie dort ihren Urlaub verbringen. Man kommt auf den Geschmack, mehr sehen zu wollen, wenn man allein im heimligen Zimmerchen schaut. Dann sind die Eltern der Mädels nicht da, die dem Ganzen den Anschein großartiger Natürlichkeit geben möchten – und nebenbei auch aufpassen, das nichts passiert. Unsere Erektionen geschehen uns nicht entsprechend einer vorgeschriebenen Altersgrenze. Niemand sollte sich kriminalisieren lassen für Gefühle oder in eine Diagnose pressen lassen, man sei etwa krank. Bösartig und pädophil sind wohl einige. Das ist anders: Gezielt auf die Suche gehen, haufenweise Dateien sammeln, Techniken der Verschlüsselung installieren, realen Kontakt suchen, sich im Chat als gleichalt ausgeben, das bedeutet Verbrechen an jungen Menschen zu begehen.

Heute findet sich das erwähnte und vergleichsweise harmlose Material nicht mehr obenauf bei Google.

Es dauerte mehr als zehn Jahre, bis eine Vorabzensur erfolgte seit meiner „Besprechung“ in Pinneberg. Es gibt noch ähnliche Seiten, aber da sind keine Kinder zu sehen, oder man retuschiert diese verwaschen weg. Mich reizt die Grenzerfahrung Kunst in diesem Sinne, denn ich mache ja nicht Künstliche Intelligenz oder produziere Wichsvorlagen. Es gibt sehr viele Collagen oder AI-Pornos, aber diese haben zum Ziel, die realen Sachen zu imitieren. Es wird nicht komponiert mit dem Gedanken, ein Bild zu malen, das vielfältige Inhalte hat, sondern die Fiktion kommt eher platt daher.

Mir schwebt also vor, etwas hineinzubringen, das mehr ist als das.

# Erziehung heute

Die früher als früher sexualisierte Jugend ist Realität. Eltern denken sich manches aus, ihre Kinder Kind sein lassen zu wollen? Das kann man kritisch sehen. Wie lange Kindheit zu dauern habe, ist eine Definition der Erwachsenen. Ein Beispiel: Ich bemerke drei Jungs im Bus. Zwei der unter fünfzehnjährigen Schulkinder auf dem Heimweg haben freie Smartphones dabei. Sie können sich offenbar alles ansehen, was es da gibt wie jeder Erwachsene. Sie schauen nie raus. Die anderen Fahrgäste interessieren sie nicht. Sie tauschen sich über Inhalte aus auf den Geräten, die sie ständig in der Hand und im Auge behalten. Ein Mitschüler unterscheidet sich von seinen Freunden. Er muss das erklären. Seine Eltern haben ihm diverse Sperren installiert. Ich bekomme die Gespräche wie nebenbei mit.

(Die Kinder sind mir unbekannt. Es sind fremde Mitreisende. Vom Anfang der Stresemannstraße an bis etwa Feldstraße oder so fahren wir gemeinsam. Ich sitze bequem am Gang im Metrobus. Die drei sind eben zugestiegen und müssen stehen, weil es so voll ist um diese Zeit. Sie reden. Mit ihren Tornistern voller Schulbüchern sind sie direkt um mich herum im Gedränge der Fahrgäste dabei).

„Warum geht das bei dir nicht?“ „Meine Eltern haben es verboten.“ „Was heißt das?“

Er ruft YouTube auf, kann nur eingeschränkt auf Videos zugreifen. Sie vergleichen: „Geht dies?“ Es geht nicht. „Das?“ Auch nicht. Dann probieren sie Google. Einer macht es vor: „Ich sehe diese Sachen, wenn ich das (…) frage – und du?“ Er sieht es nicht. Die Seite bleibt offenbar weiß oder eine Texterklärung erscheint, für ihn unerlaubte Inhalte wären gesperrt. Nach kurzer Zeit bleibt dieses Kind allein mit sich und seinem Smartphone. Der Junge steht nun ein wenig abseits, wo es breiter ist im Bus bei den Türen. Die beiden anderen haben hinten auf der Rückbank einen Sitzplatz gefunden und stecken die Köpfe zusammen. Sie schauen auf ihre Displays. Sie mobben den Freund nicht. Er bleibt einfach außen vor. Ein fremdes Universum.

# Mädchen

Dieses weitere Beispiel fällt mir ein, unser Sohn und meine Frau kommen aus Backnang zurück. Der Ort ist nah bei Stuttgart. Wir sind oft im Süden, haben dort Familie. Das war zur Zeit von Corona oder doch kurz davor. Der Zug ging noch bis Altona.

Ich erinnere, bin Abholer. Mein Auto passt an der parallel zum Fernzug laufenden Straße in eine Lücke. Ich bezahle eine Parkuhr. Es ist Nachmittag und warm. Ich laufe hoch zum Bahnhof, weiter zur Info und erfahre, dass es eine Verspätung gibt, gehe nun durch das Gebäude auf die Mercadoseite und wieder raus ins pralle Leben. Bei der Uhr an der Busspur warte ich mit Blick auf das Schweinske gegenüber. Eine schöne Spätsommersonne wärmt. Der Platz ist voller Menschen. Einige Buden stehen dort, und viele Passanten strömen kreuz und quer ins Bild und wieder raus. Fahrräder sausen durch. Linienbusse quälen sich zwischen Müttern mit ihren Bälgen. Obdachlose lagern sich. Die gehören zum Bahnhof dazu. Sie saufen, lamentieren, betteln. Leute mit Hund, gehetzte Menschen oder entspannte Bummler runden die Szene ab. In unmittelbarer Nähe zu mir stehen drei Mädchen und ein Freund zusammen. Sie plaudern, haben Zeit, bleiben am Fleck. Nach kurzer Zeit verabschiedet sich der Mitschüler (oder was er ist). Die Mädchen bleiben noch. Sie sind etwa dreizehn Jahre alt. Als ihr Freund weg ist, beginnt ein wichtiges Thema. Ich bekomme es ganz einfach mit. Sie nehmen mich überhaupt nicht wahr. Ich bin das Kolorit der Umgebung wie die Litfaßsäule an meiner Seite.

„Du musst dir Zeit lassen, hab Geduld. Wenn er der Richtige ist, macht es euch schön.“ Die andere sagt: „Nicht gleich am Anfang. Ihr müsst euch vertrauen. Mache es gemütlich. Du kannst eine Kerze anzünden, duftigen Tee kochen, kuschlige Beleuchtung ist gut.“ Das Mädchen hört zu und schwärmt von ihrem neuen Freund. Man tauscht sich weiter aus. Intime Tipps auch zur Verhütung kommen zur Sprache. So geht das eine Zeit, und ich finde nur toll, wie aufgeklärt und vernünftig sie sind. Ich gehe schließlich ein wenig beiseite. Es geht mich nichts an, und sonst würde es peinlich.

# Cancel Culture

Wie weit geht in Deutschland die Meinungsfreiheit Kunst? Ich will es wissen. Frau Ministerin Roth ließ bekanntlich ein riesiges Plakatgemälde am Eingang einer Dokumenta entfernen, allerdings erst nach tagelanger Diskussion und befand, auch Kunst habe Grenzen und antisemitische Bildsprache ginge gar nicht. Herr Minister Habeck zeigte einen Mann an, der ihn mit einer schablonierten Profilskizze beleidigte auf einer Plattform im Internet. Das gab eine Hausdurchsuchung bei dem Rentner. In Österreich passierte dies, ein Schauspieler Teichtmeister, der bis dato ein beliebter Darsteller gewesen ist, wurde aus dem Verkehr gezogen. Er hatte tausende Collagen von Kollegen angefertigt, die diese nackt zeigten und außerdem real Menschen am Set sexuell bedrängt. Seine Karriere dürfte ruiniert sein. Sind solche Montagen verboten? Es sind Bilder. Bei uns in Schleswig-Holstein, ein Bauer musste eine Ampel auf Pappe am Galgen entfernen. Das ist offenbar schlimmer als jedes Graffiti, das noch als Schmierkram hingenommen wird. Nicht immer klappt es mit dem Anzeigen und Verbieten. Annalena Baerbock scheiterte vor Gericht gegen einen Taxiunternehmer, der unsere Außenministerin neben anderen Politikern (im Vorgarten am Zaun plakatiert) als naives Kind gezeigt hatte. Das fällt mir spontan ein, habe ich hier und da gelesen. Meinungsfreiheit oder Beleidigung, Kunst oder Straftat? Natürlich messen die, die es können, mit zweierlei Maß. Aktuell hat eine Grüne Ärger. Sie sagte, jeder in der SPD wüsste, was „Scholz für ein Arschloch“ sei. Bei dieser Politikerin dürfte es kein Rollkommando geben, das bei ihr die Bude auf den Kopf stellt. Eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus. Einfache Leute müssen jedoch doppelt aufpassen. Kaiser, Könige, Diktatoren, Demokraten – Staat ist immer Staat: Ich riskiere was. Deswegen male ich, darum lebe ich.

Alles Gute für das Neue Jahr!

Schaun wir mal.

🙂