Deviation
Im Studium hieß eine Aufgabenstellung der Illustration, seinerzeit vom Professor vorgeschlagen: „Annäherung an einen Gegenstand“. Unser Thema war als eine Serie von mehreren Zeichnungen umzusetzen. Daran denke ich, wenn ich das Menü ausgestalte. Ein wenig Text zur Erklärung ist an dieser Stelle angebracht. Zugegeben, hier geht es nicht um ein Objekt, das erfasst wird, dem der Betrachter allmählich näher kommt, auf die Pelle rückt. Wir werden nicht Zeuge eines Landfalls nach der Überquerung des Ozeans, bereiten uns nur vor auf die Überfahrt, stechen nicht in See, bleiben im Hafen. Ein Kompass sollte genau sein. Dazu muss man wissen, die magnetische Nordrichtung zu nutzen, hat bekannte Tücken. Aus diesem Bereich der Seefahrt leitet sich die folgende Abhandlung her. Deviation ist ein Begriff. Dem nähert sich das Projekt an. Allerdings, das muss man noch sagen, ein wenig anders verhält sich’s mit diesem Menü und seinen Abbildungen doch, sie an dieser Stelle zu begreifen. Der Reihe nach – bitte. Zunächst bleibt dies eine Seite für Kunst. Natürlich hat alles hier für mich in erster Linie den grafischen Reiz, Bilder zu machen, Geschichten zu erzählen. Die Panels können schon mal unterhalten aufgrund ihrer Ästhetik. Außerdem dürften Informationen transportiert werden für Interessierte.
Es ist ehrlicherweise so, um das mit der Deviationstabelle, und wie man eine anfertigt, besser zu verstehen, bemühe ich mich nicht wirklich. Mir geht es vielmehr darum, eine Problematik der Navigation nur nebenbei zu untersuchen, die mit einem Magnetkompass unmöglich werden kann, wenn viel Eisen drumherum ist. Was ich buchstäblich aufs Korn nehme, auf Kimme und Korn sogar, ist die Gewohnheit, Aufgeschriebenes einfach so zu glauben.
Ein alter Elbe-Atlas vom Peschke Verlag aus dem Jahr 1994/95 befindet sich in meinem Besitz. Er ist mehrmals durchweicht und wohl oft mitgefahren auf meiner kleinen Jolle in sturmerprobter Fahrt. Da steht auf Seite 54, was auch anderswo steht, das meine ich.
# Wir nähern uns an
Im Hamburger Yachthafen befindet sich seit scheinbar ewigen Zeiten ein Pfahl, der als Deviationsdalben auch in der Seekarte seinen Platz hat. Bei Peschke fehlt er tatsächlich im Plan, nur dass er da ungefähr ist im Hafenbecken, wird angegeben und steht auch unter der schönen, handgemachten Karte. Das ist ein vergilbtes Papier in meinem Besitz. Eine Info-Karte, die das Illustratorenherz höher schlagen lässt! Meine Lupe zeigt uns die wichtige Peilung genau, aber das ist nur eine Karte. Die Karte ist ja nicht das Land, heißt es bekanntlich, und die Karte ist auch nicht das Meer selbst. Karten lügen schon mal.
Der auf den Tafeln ihrer kleinen Bude jeweils (an den Zugängen zu den Anlagen West und Ost) befindliche Hinweis aus Blech sieht dagegen amtlich aus. Er gilt seit vermutlich etwa 40 Jahren. So lang mag es den Radarturm am Tonnenhafen geben? Die Peilung sei rechtweisend 105°, steht auf den kleinen Schildern.
Und das könnte falsch sein.
Es ist gar nicht so einfach zu kontrollieren für einen wie mich, der probiert, nur mit Hausmitteln ausgestattet, seinen Nachweis zu erbringen.
🙂