
Selbst entscheiden
„Such’ dir dein Problem aus“, ist ein Rat, den sich Kreative vernünftigerweise zu eigen machen! Das heißt, nicht alles anzunehmen, das sich aufdrängt, beachtet zu werden: Andere möchten Recht haben? Man lasse sie gewähren, ins Leere laufen, wo sich eine klügere Variante bietet als ein blinder Streit mit solchen Leuten. Viele Menschen wollen andere dominieren? Darum suchen sie sich ein Betätigungsfeld, das ihnen entsprechende Möglichkeiten bietet.
Wir müssen nicht mitmachen, Opfer zu werden.
Gut und Böse können genau umgekehrt sein. Wer eine entsprechende Erfahrung machte, wird neu denken müssen. Als Geschädigter darf man sich naiv nennen lassen. Mit geschärftem Blick aus einer Niederlage hervorzugehen, die andere spotten lässt, hat aber auch einen Vorteil. Man dürfte erkennen, wie gering der Gewinn von Eitelkeiten sich real auszahlen lässt (bei denen, die’s drauf anlegen, Medaillen abzuräumen). Diese Leute selbst merken es in der Regel nie.
Macht auszuüben, fasziniert einige. Sie suchen sich passende Plätze, wo das gut geht. Man nennt sich innovativ, ist echter Weltretter. Was liegt näher, als dort aufzusteigen, wo schon die honorige Position Unbescholtenheit versprüht? Fasst man Bereiche zusammen, die eine magische Anziehungskraft auf die – so treffend verspotteten – Gutmenschen ausüben, sind es Helferberufe, politische oder überhaupt präsidiale Leuchttürme. Ordnungsfunktionen innerhalb der Gesellschaft gelten als angesehene Tätigkeiten. Die Steuerung der Mitmenschen möchte jemand gestalten, dem eine Karriere in der Wirtschaft unattraktiv erscheint. Eine Firma muss Gewinn machen. Manager formen ein Team, das am Markt besteht.
Menschen, denen Regeln, Moral und die größtmögliche Freiheit von allen (und sowieso soziales Miteinander) wichtig sind, wollen mehr.
# Moses und andere
Bescheidwisser haben Tradition. Sie kennen das gelobte Land, geben den Rhythmus vor, wo der Bürger mitmuss und hin. Die möchten wie Eltern sein (fürs Ganze). Solche begreifen scheinbar, was uns fehlt. Das sind von ihren Ideen Überzeugte. Die höchsteigene Weltsicht panzert sie gegen Andersdenkende. Mit dickem Fell ertragen sie die Kälte der Mitbewerber, machen die Aufräumarbeit, helfen Opfern, schauen hin. Dafür beanspruchen Talente, Druck auszuüben, anzuprangern, Macht zu kanalisieren. Die gute Seite bedeutet, dass der Staat (ihr Staat) sein Gewaltmonopol hat, ihres: Saubere Hände wissen, wer die Waffen geliefert bekommt. Die Aufpasser können Täter erkennen und sind selbst nicht tatenlos gegenüber falschen Richtungen. Solche Menschen verbalisieren Ideale, die zu haben und zu vertreten jeden ehrt. Ohne diese Erklärer könnten wir’s nicht begreifen. Da wird gesagt, was gesund und grün ist, was hilft, nützt und uns gemeinsam eine Richtung sein sollte. Eine schöne Sache, sich für alle einzusetzen.
Manche allerdings nutzen gezielt etablierte Jobstrukturen, die mit ansprechender Reputation einhergehen (schicker Anzug, weißer Arztkittel oder Uniform), um letztlich Macht über Schwächere auszuüben. Das pervertiert die nötige Struktur. Schwarze Schafe in der ansonsten weißen Herde geben ihr Bild, das zu jeder Generation, Sparte einer Arbeitswelt passt. Wir werden vom Wolf gebissen, wo dieser, als doofer Hausköter getarnt, scheinbar brav mitläuft: Das ist ein Arzt oder Staatsdiener, eine im Kirchengewand, der Trainer seiner Sportmannschaft, ein Hungriger, der unter Lämmern wütet.
Das sind die schlimmen Fälle, die es in die Medien schaffen, Missbrauch. Es gibt genauso subtile Beeinflussung, die weniger auffällt, die aber, in dieselbe Kategorie eingeordnet, ein durchaus hässliches Bild der Gesellschaft zeichnet. Die Welt ist nun zusammengewachsen mit dem Internet. Entscheidungswellen sausen rund um den Globus. Man erkennt den Dominoeffekt. Das gibt ein Ballzuspielen von Sicherheitskräften und Politik, der Wechselwirkung über die Medien, die sich noch dran nähren, alles anheizen, bis eine populistische Haltung die Masse in zwei Lager spaltet. Nicht nur der Klimawandel gibt sein Thema. Weltweit handeln die Menschen entsprechend allumfassender Ansichten, die unsere Befürchtungen illustrieren und den Aktiven Anlass geben für manches. Der mögliche Untergang unserer Zivilisation ist zum geschickt genutzten Motiv geworden, ein böses Spiel mit unserer Fantasie. Niemand kann die Realität dieser scheinbar neuen Gefahren widerlegen. German-Angst ist ansteckend. Das können wir seit der Corona-Pandemie, den neuen Kriegen in der Ukraine und rund um Israel beobachten. Die bislang vielfältig demokratischen Strukturen der westlichen Welt geraten unter Druck. Man ist überall geneigt, die Dinge schwarzweiß zu sehen. Wir verlieren die Farbe als menschliche Errungenschaft unseres Sehens, könnte man meinen. Eine allgemein traurige Entwicklung besonders für mich als Maler.
Die hässliche Fratze von Donald Trump, ein bislang undenkbarer Chaot an der Spitze der Weltmacht; der Mann wurde gewählt. Wir sind alle Teil dieser Entwicklung und können unsere Köpfe, Anführer nicht ihrer Fehler bezichtigen, ohne uns selbst anzuschauen. So grotesk wie Trump ist Amerika heute. Die Ursache ist kollektive Angst. Die im Wohlstand ihr Schifflein Badenden der reichen Länder schlagen um sich, wie die Insassen derer, die noch ein Boot erwischten, als die Titanic unterging.
# Allein und verraten im Angesicht des Todes
Man stelle es sich vor: In dieser eisigen Nacht ging kein Windhauch. Die Szene wurde gespenstisch beleuchtet vom absackenden Riesenschiff. Oft bloß wenige Schiffbrüchige befanden sich in den treibenden Ruderbooten. Nicht, dass in dieser Not üblich gewesen wäre, überall rumzufahren und Schwimmer aus dem Wasser mit aufzunehmen. Das war die Ausnahme und bedurfte einer beherzten Führung. Nicht jedes Boot wurde von einem Steuermann der Besatzung befehligt. Ein verantwortlicher Offizier oder guter Bootsmann könnte hier und da probiert haben, weitere Menschen zu retten? Das Gruseligste was ich las, Menschen im Rettungsboot verhinderten erfolgreich das Anbordklettern von Schwimmenden: „Weg vom Boot, ihr bringt es zum Kentern!“, riefen sie, wird berichtet. Sie hackten mit massiven Belegnägeln, die sie in der Bilge fanden oder der hölzernen Pinne, die sie vom Ruderkopf lösten, auf die Hände der Verzweifelten, die sich vom Wasser aus ans Dollbord klammerten. Aus ihrer trockenen, sicheren Position oben im kleinen Boot fanden Menschen es leicht und notwendig, ihr beinahe gerettetes Leben zu verteidigen. Manche nahmen einfach die Riemen. Das sind diese langen Holzpaddel, die der Laie Ruder nennt. Sie schlugen damit auf die klammen, blaugefrorenen Finger der Armen draußen an der Bordwand, bis diese Schwimmer aufgaben – und zurück ins Wasser sackten. Kaum zu fassen, aber es sterben auch heutzutage Menschen aus ganz ähnlichen Motiven.
Wir können es in den Nachrichten mitbekommen. Da sind die Vereinigten Staaten von Amerika, die ihre weltweiten Zahlungen an Schwächere kürzen, wo immer es geht, es sind die Europäer, die jeweils staatenweise politisch nach rechts rücken. Es ist dasselbe: Wir Reichen stehen auf den Schultern der armen Länder. Die bei uns, die wenig Geld im Vergleich zu anderen in unserem Land haben, werden zum Druckmittel für eine insgesamt härtere Gangart. Denen spielen die neuen Rechten das Spiel Migranten gegen Einheimische auf ihrer Bühne vor. So treibt die vermeintliche Alternative Wähler zusammen mit dem vorgeblichen Motiv notwendiger Überlebenschancen. Bei genauer Betrachtung zeigt sich ein deutlicher Unterschied zwischen notwendiger Zuzugsbegrenzung und brachialer Stimmungmache, die pauschal Remigration fordert. Das muss man immer wieder sichtbar machen. Nichtsdestotrotz haben wir bildlich gesehen drei Stufen des Untergangs. Da sind zunächst die Leute im Großschiff, bemüht, jedes Leck umgehend zu stopfen. Drumherum treiben die im Rettungsboot. Schließlich, wer es sehen will, erkennt die nackt Schwimmenden im Wasser; ertrinkende Menschen gibt es tatsächlich, Flüchtlinge saufen ab im Mittelmeer. Sie alle stehen auch synonym für überhaupt die Verhungernden dieser Welt, die Invaliden der Kriege.
Da sind Menschen, die immerhin im Rettungsfloß schippern, keine barmherzigen Samariter. Das mache man sich klar. Eine böse Masse, und sie lässt sich gern manipulieren draufzuschlagen. Das nachvollziehbare Motiv, unsere Grenzen zu sichern und den Zuzug insgesamt zu begrenzen, bedeutet Leid anderswo in Kauf zu nehmen. Das muss man aushalten als verantwortlicher Politiker, Wähler dieser Politik (und mit dem Wahren des inneren Friedens gut begründen). Ganz wie die Menschen in einem schmalen Boot umgeworfen werden können von gleichzeitig sich über eine Seite hineinwälzenden Schwimmern. Das hat es bei der Titanic-Katastrophe so sicher nicht gegeben. Über den Achterspiegel Einzelne koordiniert zu bergen, dürfte möglich gewesen sein. Es hängt ganz vom Bootsführer ab.
# Der normale Wahnsinn
Es wird zu Recht darauf hingewiesen, wie empfindsam Fremde reagieren, denen man – oft in ganz banalen Situationen – pauschal Andersartigkeit vorwirft oder ihnen den Platz überhaupt streitig macht. Der Blick auf sogenannten Alltagsrassismus hilft, generell aufzumerken, wo Menschen andere dominieren. Das gibt ein schärferes Motiv von uns allen und ist die nicht gerade typische Sicht. Polizisten werden immer öfter von sich aus aktiv. Sie warten nicht, bis eine Tat geschieht. Sie möchten rasterweise Menschen erfassen, die Taten erst begehen könnten? Der Staat kreiert den Verdacht. Die Justiz gestaltet ihre Zerrbilder aus. Der Staatsanwalt beschreibt manche Gefahr, um bald selbst aggressiv zu handeln. Man möchte stellvertretend strafen für etwas, das hätte sein können, wenn man es nicht rechtzeitig erkannt hätte. Mehr, mehr, mehr: Das Alter der straffähigen Jugendlichen soll herabgesetzt werden. So denkt man sich das, ohne zu berücksichtigen, dass Kinder, die nun früher als erwachsen gelten, andererseits keine Missbrauchsopfer mehr sein könnten gegenüber übergriffigen Erwachsenen. Es geht gar nicht um das Verhindern von Verbrechen. Das System möchte Beute machen. Die Medizin will dasselbe, mehr Kundschaft. Ärzte ergreifen die Initiative, sie gehen auf die Patienten zu und bedrängen diese, Behandlungen und Untersuchungen anzubahnen. Helfer benehmen sich wie Drücker an der Haustür, ich erlebe es und reagiere gestresst.
Psychiatrisch erkrankte Menschen werden ausgenutzt. Sie sind weniger wehrhaft als beispielsweise jemand, der nach einer Operation Ärztepfusch anmahnt und Besserung fordert. Die Eltern von jungen Menschen, die psychiatrisch erkranken, haben das Leid ihres Kindes in der Hauptsache durch ihre Erziehungsmängel verschuldet. Davon wollen sie nichts wissen. Außerdem sind solche Eltern gar nicht in der Lage, Verbesserungen im Verhalten hinzubekommen und rückwirkend ist ohnehin ein Trauma geschehen. Erziehung an sich bedeutet, dass nicht selten die Macht der Abhängigkeit ursächlich ist für Pathologien. Nach den Eltern kommen gleich andere dran, betreten die Pläne, um ihre Vorstellungen durchzusetzen, was geschehen müsse. Zwei noch aktuelle Fälle sind mir bekannt, wo Hausärzte einen jungen Menschen nach seiner ersten Psychose nicht an den Facharzt weitervermittelt haben. Es wurde ein bestehendes Vertrauensverhältnis gegenüber den verstörten Eltern ins Feld geführt, um sich zukünftig am jungen Erwachsenen abzuarbeiten (aus purer Egomanie, wage ich zu behaupten). Sollte sich bei uns ein zurzeit angedachtes „Hausarztmodell“ durchsetzen, wird das kaum zur Entlastung vom Gesundheitssystem, aber mit Sicherheit zu Kompetenzgerangel führen, zum Nachteil der Patienten.
Meine Erfahrung ist, Psychiater passen in dieses Bild, das ich zeichne, weil sich ihre Patienten nicht behaupten können gegen die Gesellschaft. Lehrer ebenfalls gehören zu denen, die eine schöne Aufgabe und ihre Berufung gegenüber uns allen verbiegen, wenn sie ihren Job als überlegene Position begreifen. Im Unterschied zum perversen Missbrauch, der immer wieder aufgedeckt wird, geht mir das darum, deutlich zu machen, wie Menschen scheinbar nebenbei übervorteilt werden.
Mein persönliches Beispiel findet sich also im Leiter einer kleinen Musikschule, wo vornehmlich die Akkordeonmusik gelehrt wurde. Ich hatte meine ersten Schritte ins Leben gemacht als Illustrator und wollte (endlich) auch nebenbei Musik machen. Dieser Chef, ein übrigens humoriger und hochmusikalischer Zeitgenosse, der leider vor einigen Jahren verstarb, wurde mein erster Lehrer an der Trompete. Ein wie gesagt leidenschaftlicher Musiker, er hatte sich tatsächlich mal als Bläser ausprobiert und das als musikalisches Talent nicht schwer gefunden. Es war nicht sein Spezialgebiet, aber man muss schließlich Geld verdienen mit einer Schule. Ich hätte wissen können, dass bei mir mehr nötig gewesen wäre, Defizite in den Griff zu bekommen? Der Liebe brachte mir immerhin rudimentäres Notenlesen bei. Ich machte auch einige Fortschritte mit meinem billigen Instrument, das ich mir auf einem Flohmarkt kaufte, verschämt wohlgemerkt, weil ich nie in der normalen Schule Unterricht hatte. Musik fiel immer aus. Zehn Jahre lang fand das so gut wie nie statt in meiner Schulzeit bis zum Abschluss an der Ernst-Barlach-Realschule in Wedel. Das eine Jahr auf dem Rist bescherte mir einen Platz mit Triangel in der letzten Stuhlreihe unserer Klasse und eine Fünf im Zeugnis. Nach dem erfolgreichen Realschulabschluss kamen bei mir noch zwei Jahre Fachabitur hinten dran in Hamburg. Das Fach war Grafik. Da gab es keinen Musikunterricht, an den ich mich erinnere. Nun gut, selbst schuld. Meine Naivität wird mir erst heute klar. Um eine gute Therapie zu bekommen, muss der Patient kämpfen. Um einen zielführenden Musikunterricht als Erwachsener zu genießen, gibt es gute Angebote. Wir müssen diese eben selbst ansteuern.
# Dienstleister oder Menschenfänger?
Da sind durchaus Berufe zu finden, die auf Gegenseitigkeit beruhen und in Augenhöhe zum Nehmer des Angebots ihren Teil leisten. Während ein Busfahrer und seine Betreibergesellschaft die angebotene Dienstleistung gegen Bezahlung leistet, sind aber eine Reihe von Tätigkeitsfeldern etabliert, wo man Menschen fischen möchte wie die Kirche, um diesen wie Idioten Abhängigkeit aufzunötigen. Es ist der Preis unserer Zivilisation, den wir alle täglich zahlen. Eine auf gegenseitigem Vertrauen aufgebaute Struktur gerät in Schieflage, wenn ihre einzelnen Mitglieder nicht übersehen, wie ihnen geschieht. Aus gutem Grund warnen Forscher vielerorts vor Fake. Unsere Probleme liegen auf dem Tisch: Denkbar ist der kollektive Untergang im Klimakollaps und dem ungebremsten Artensterben. Den Kürzeren zu ziehen als Gattung Mensch in Konkurenz zur selbst geschaffenen technischen Intelligenz oder die Selbstauslöschung im alles vernichtenden Krieg sind wahrscheinlich. Wir könnten draufgehen, wenn jeder Lösungsansatz in den bekannten Problemen erstickt. Menschen müssten nicht nur mitlaufen, sondern selbst denken und lenken. Das gelingt womöglich nicht oder zu spät.
Dagegen gibt es insofern kaum ein Mittel, weil kollektive Bewegungen nur so effektiv sind wie ihr momentanes Motiv. Der fokkussierte Blick kann blind machen. Massen werden mitgenommen von den aktuellen Ansichten, was man machen müsste. Bleibt das kleine Wohlbefinden als lohnendes Ziel. Was immer einer tun kann, ist zu probieren, auch bloß smarten Druck von außen wahrzunehmen und eigene Strategien zu entwickeln, klarzukommen. Zunächst ist uns die grundsätzliche Angst um unsere Existenz in Fleisch und Blut mitgegeben vom Herrn im Himmel, der Natur oder wie man’s eben nennt. Das können sich als Helfer verstehende Mitmenschen ausnutzen. Die Versprechungen, die man uns als Zeitgenossen einer hochgezüchteten Zivilisation macht, sind verlockend? Man sollte manches hinterfragen und durchaus quer denken, wie man’s früher noch sagen durfte.
Immer, wenn Angst sich breit macht, könnte einer merken, wie sich die hypothetische Kette bildet, die dem Impuls folgt. Das sind individuelle Befürchtungen, Muster, die in Fahrt kommen. Grundsätzlich ist die Frage, ob man es aushalten könnte, wenn das Leben oder die gewohnt komfortable Lebensweise absehbar zu Ende ginge? Es ist unvermeidbar, mit solchen Ängsten konfrontiert zu sein, da mache man sich nichts vor. Es gibt schließlich genug Menschen, die an einer Diagnose zu knappsen haben, die ihnen ihr unweigerliches Ende voraussagt in überschaubarer Zeit oder die Armen in den Kriegsgebieten. Sie müssen täglich mit Horrorszenarien leben. Die Vorstellung, einen selbst ginge dergleichen nichts an, ist kindisch.
# Was Lebensqualität bedeutet, kann nicht allgemein beantwortet werden
Die Medizin und auch ihre Pharma sind geschäftstüchtig. Die zahlreichen Mittelchen, die uns im Fernsehen vor acht beworben werden, erschrecken durch ihren dreisten Ansatz. Wie zum Hohn bewältigen Schnellsprecher den vorgeschriebenen Nachsatz: „Zu Risiken (…) lesen Sie (…) fragen Sie Ihre Ärztin (…) usw.“ Seit der Corona-Pandemie mit ihrer zweifelhaften Impfkampagne werden allgemein Impfungen beworben (gegen Gürtelrose und anderes) wie Frühstückscerealien. Das Versprechen, man könne „einen früh entdeckten Krebs“ besiegen, ist für mich das typische Beispiel einer Werbestrategie der Medizin, die bloß eine Mogelpackung bedeutet. Die Aussage, Lebenszeit könne gewonnen werden, hört man oft. Ist es nötig, Zeit zu gewinnen? Das fragt kaum jemand. Kann ein Mensch überhaupt einen Gewinn bei einer Sache hinbekommen, die schon aus physikalischer Sicht ein intellektuelles Konstrukt bedeutet, das nicht vollends erklärlich bleibt? Ich bin skeptisch. Der Verkehrsfunk benennt aktuelle Staus: „Zeitverlust hier eine halbe Stunde“, sagt etwa der Sprecher im Radio. Nun verliert die Erde, unser Planet dabei keine halbe Stunde und der Autofahrer im Stau verliert auch keine Zeit. Man lebt im Stau. Das ist mehr als eine Binsenweisheit und verdreht keinesfalls die Meldung, dass es nervt, wenn wir irgendwo nicht pünklich fahren wie geplant. Das Wort sollte aber nachdenklich machen: Zeitverlust.
Wie mögen sich Gefängnisinsassen fühlen, die ein paar Jahre einsitzen? Das gibt das nötige Bild und möglicherweise einen erweiterten Blick auf Schuld an sich. Seitdem im Schwange ist, man könne richtig leben, potenzieren sich die Ängste, dabei zu versagen. Genauso die medizinische Vorsorge; was gesundes Leben sei, darf eine Gesellschaft nicht mehr selbst bestimmen, die etwa Raucher diskriminiert, wo immer man diese gängeln kann. Wer mit der Diagnose Krebs konfrontiert wird, lebt beeinträchtigt und unterwirft sich demjenigen, der das mächtige Wort: „Sie haben Krebs!“ ausspricht. Menschen werden Arzt, weil sie das sagen möchten. Andere fahren einen Krankenwagen, weil sie den üblichen Verkehr wegscheuchen können mit ihrem Horn. Menschen arbeiten deswegen im Staat, Beamte glauben, die Lizenz zum Töten zu haben? So sehe ich uns, und das macht mich in den Augen vieler zum Spinner.
Na und.
# Kunst ist meine Wahl
Nicht mitlaufen, selbst was machen: Ich wähle nicht mehr, traurig aber wahr. Die Politik geht mir am Arsch vorbei. Ich habe entschieden, für immer Kunst. Dafür nutze ich meine Stimme, gebe ein farbiges Bild ab und noch eins und so weiter. Das hat keine Strahlkraft, meine Kunst funzelt, zieht bloß Schmeißfliegen an. Ich mag keine Menschen. So hat sich’s entwickelt. Ich habe gelernt, man hüte sich vor Leuten, die einen bequatschen unter dem Vorwand, sie schätzten, was man mache. Wer etwas von mir will, auf mich zu geht, ist kein Freund. Das ist eine bittere Erfahrung, die sich wiederholt. Immerhin hilft es, umgekehrt zu denken. Deswegen sollte man’s auch selbst nicht tun, Leute bedrängen. Es ist klüger, kein Fan von jemand sein und wenn, nur still zu Hause für sich. Mich hat die Zeit verändert und nicht zum Guten. Es gibt keine Liebe auf diesem Planeten, nur Vorteilsnahme. Davon bin ich überzeugt. Menschen und Termine drängen sich auf in der Weise, wie wir die Autos kommen sehen, wenn wir von einer Brücke auf die darunter verlaufende Autobahn schauen.
Erst kommen zwei, drei kleinere Fahrzeuge, dann ein Lkw. Nach einer Lücke geht es weiter. Da fahren wieder drei Pkw verschiedener Marken, ein Bus, was weiß ich. Man suche sich aus, was relevant ist.
Und fertige die anderen wie Sachen kurz ab, die man nicht leiden kann.
Ich kann die zeichnen.
🙂