Der Stand der Dinge

Zu Beginn meines Studiums, als klar war, dass ich mein Talent zum Beruf machen wollte, vermittelte mein Großvater mir erste Aufträge. Bald folgte ein größeres Projekt. Die Mitarbeit an seinem Buch über das neue Wahrzeichen der Hansestadt, die „Rickmer Rickmers“, führte mich direkt in die spannende Arbeitswelt der Illustration. Die Bark war unter ihrem damaligen Namen „Sagres“ Schulschiff in Portugal gewesen. Von der Bugsier-Reederei wurde sie (noch weiß angestrichen) überführt und in den Hamburger Hafen geschleppt. Nur die Untermasten standen, da die Portugiesen ihr Ausbildungsschiff inzwischen fest am Liegeplatz als Depotschiff nutzten. Der ehemalige Rickmers-Segler rostete vor sich hin, als ein paar Enthusiasten sich dafür einsetzten, dieses Schiff nach Deutschland zu holen. Es gab Vorbehalte, etwa weil ein Bremer Segler nicht nach Hamburg gehöre. Gegen alle Widerstände bekamen die Shiplover ihr Projekt hin. Mein Großvater und zwei Mitautoren wurden gebeten, ein Buch zu schreiben. Der Grafiker Uwe Jarchow erhielt den Auftrag des Layouts und einige Illustrationen zu machen.

Das dürfte der Beginn einer langen Zusammenarbeit für mich gewesen sein, zunächst als Praktikant. So ganz sicher erinnere ich tatsächlich nicht mehr, mit welchem Projekt wir starteten, ob es dieses Rickmers-Buch war? Wir machten auch ein Lotto-Buch zusammen. Uwe hatte große Aufträge, das waren technische Illustrationen. Er zeichnete Gabelstapler und Rolltreppen, kolorierte mit Airbrush und war wirklich gut darin. Wir machten auch regelmäßig kleine Info-Karten für Zeitschriften. Wenn weniger zu tun war, verfolgte mein Lehrer seine Kalenderprojekte. Er gestaltete Dampflokkalender und parallel alte Schiffe, von denen jeweils pro Jahr ein neuer fertig werden musste. Uwe war damit stets im Voraus beschäftigt, hatte bestehende Verträge, so dass er immer, wenn es nichts Aktuelles gab, eine Lokomotive oder ein Schiff zeichnete.

Uwe Jarchow gab mir Wesentliches mit auf den Weg, das bis heute hilft, nicht nur beim Malen. Leider, muss man schon sagen, verstand ich manchen guten Rat nicht umzusetzen. Ich wurde nie vergleichbar geschäftstüchtig und schaffte nicht, ein so gut florierendes Büro wie er zu führen. Ich kann zurückschauen und stelle fest, wie sich alles geändert hat in der Welt. Anfang der Achtziger war die Technik, mit eine Spritzpistole Illustrationen zu färben, absolut ambitioniert. Dann setzte sich der Computer durch, und bald wurde das Internet für alle Standard. Junge Menschen hat es immer gegeben, die ihr Handwerk lernen müssen. Wenn ich heute male, erinnere ich aber vor allem einen Rat, den ich von Uwe gleich zu Anfang bekam. Ich wäre wohl aus der Schule gewohnt, mit einem Bild im Verlauf des Unterrichtstages fertig zu werden, mutmaßte mein erster Chef? Hier in der Illustration sei es aber oft so, dass ein Projekt längere Zeit in Anspruch nehme. Man müsse aushalten, zum Feierabend das unfertige Maling liegen zu lassen, um erst anderntags damit weiterzumachen.

So ist das auch eine Herausforderung für einen Maler großer Bilder, und ich habe es gelernt. Mir gefällt, gelegentlich ein Update online zu stellen von meinem Fischmarktbild. Wir sind nun im Juli 2025 angekommen. Meine blaue Zeitmaschine fährt weiter!

🙂