Das Bessere setzt sich durch

Viele Filme haben ein „Happy End“, im Film siegt oft das Gute. Kritiker bemängeln, dass die Wirklichkeit in der Regel anders ist: Es gäbe keine guten Enden bei zu vielen Geschichten, betonen die, denen gefällt, drauf hinzuweisen. Das mag sein, ist aber auch der Tatsache geschuldet, dass die Realität immer weiter geht, während ein Plot seine Zeit hat mit Anfang und Ende. Eine Erkenntnis lautet bekanntlich:

„Die Wahrheit triumphiert nie. Ihre Gegner sterben nur aus.“

Es kann dauern, bis das Gute siegt, irgendwann ist es doch soweit? Kein Grund zum Jubeln, immerhin eine Genugtuung für Optimisten, geduldig weiterzumachen mit jeder lohnenden Sache.

Vollständig lautet das Zitat: „Eine neue wissenschaftliche Wahrheit pflegt sich nicht in der Weise durchzusetzen, dass ihre Gegner überzeugt werden und sich als belehrt erklären, sondern vielmehr dadurch, dass ihre Gegner allmählich aussterben und dass die heranwachsende Generation von vornherein mit der Wahrheit vertraut gemacht ist.“ (Max Planck, Physiker).

Wir können den Satz auch für die Justiz anwenden – oder die Kunst. Künstler werden bekanntlich oft erst nach ihrem Tod berühmt. Da ist schon eine Tendenz im Leben erkennbar, dass die gute Lösung letztlich erfolgreicher ist. Mich interessiert vor allem die Wiederherstellung der Reputation von Menschen, denen zu Unrecht mancherlei vorgeworfen wird. Andere fertigzumachen, hat immer Hochkonjunktur. Cancel Culture wirkt. Wer etwas Falsches sagt, nicht richtig tickt, ist schnell weg vom Fenster. Neu ist das nicht. Zurückkommen ist ebenfalls ein Teil der Welt. So singt Frank Sinatra sein berühmtes: „That’s life“ (für Volvo wieder aus der Kiste gezogen, gilt es auch heute).

„That’s what all the people say, you’re riding high in April, shot down in May. But I know I’m gonna change that tune. When I’m back on top, back on top in June“

Meiner Auffassung nach hat jemand, der zu Unrecht angefeindet wird, gute Chancen auf Rehabilitation. Rufmord wirkt anfangs bestens. Eine böse Idee leidet aber mehr unter ihren Fehlern, als seine Mängel dem unter Verdacht Geratenen schaden. Ein hinsichtlich der Vorwürfe unschuldiger Mensch macht nicht den Fehler, sich selbst zu verraten. Er kennt die Umstände einer Tat gar nicht, die ihm möglicherweise angekreidet wird, wenn er diese nicht begangen hat. Alle machen Fehler. Wo Ermittler als saubere Aufklärer glänzen, dass sie beweisen, was nur ihnen selbst Vorteile bringt, wird die Summe ihrer Fehler größer sein als die Anklagepunkte, die den Beschuldigten verdächtig machen. Nun kann man einwenden, dass es Fehlurteile gibt, die trotz solcher Mängel durchgezogen wurden und das auf bittere Weise beweist, wie eben das Gute nicht siegt. Das stimmt natürlich.

Man sollte aber, unter Beschuss geraten, nicht aufgeben. Schuldlos Angegriffene haben den grundsätzlichen Vorteil auf ihrer Seite, dass die anderen in Wahrheit die Täter sind und dem Opfer ihrer Intrige vorwerfen, der Verbrecher zu sein. Sich dagegen zu verteidigen, könnte zunächst als peinliche Täter-Opfer-Umkehr gewertet werden? Genau das möchte ein Unschuldiger: umkehren und richtigstellen. Vorverurteilung bleibt das Problem des Beschuldigten, solange ein Verfahren andauert. Die Beweislast liegt bei dem, der etwas erreichen möchte. Wer seine Verfehlungen verbirgt, tut ohnehin gut daran, zum Geschehen zu stehen. Das gilt für beide Seiten, Straftäter wie Polizei. Wer sich bei der Polizei befindet, ist nicht länger Ordnungshüter zu nennen, wenn er Tatsachen verdreht und die zu hütende Ordnung zum eigenen Vorteil in Unordnung verkehrt. So einer erreicht, dass die Wahrheit hinter einer Tür bleiben muss, weil der Polizist sie verrammelt und stattdessen die Kollegen noch auf seinen falschen Weg weist.

Im günstigen Fall, wo die Polizei sauber arbeitet, werden Täter überführt. Es ist schwierig für die Beamten, weil sie gegenüber dem Gericht die Beweislast haben. Das frustriert, wenn ein Kollege überzeugt ist, zu wissen, wer schuldig verurteilt werden müsste, die Tat dem Beschuldigten aber nicht bewiesen werden kann? Fällt der Verdacht fälschlicherweise auf einen, der tatsächlich harmlos ist, kehrt sich die Lage um in dem Fall, wo Beweismittel gefaked werden für den Ermittlungserfolg. Wir sollten uns nicht täuschen, die Bösen sind mal schmutzige Verbrecher und dann doch wieder auch im Lager der Ordnungskräfte unterwegs. Das gibt eine gute Tarnung ab, Polizist zu sein.

# Mich beschäftigt diese Thematik

Ob wir in einer freien und damit gesunden Gesellschaft leben, deutlich unterschieden vom Unrechtsstaat, muss ich nicht nur als Künstler berufen prüfen. Gegebenenfalls bleibt dem Bürger die Möglichkeit, seine Umgebung zu ändern? Kreative möchten Denkanstöße geben. Sich selbst zu allererst anstoßen und überhaupt nachzudenken, ist eine Bürgerpflicht der Demokratie. Sicherheit ist ein Schlagwort der Politik, treibt die Massen dem Populismus in die Arme. Die Furcht vor Andersartigkeit und möglichem Terror treibt Blüten. Die Polizei möchte Schritt halten mit der rasanten Entwicklung unserer digitalen Strukturen und ein unsichtbarer Player sein wie die Täter. Damit nähern wir uns der vollkommenen Transparenz im Alltag, stehen unter Generalverdacht als Bürger, ob wir’s nun schönreden oder brav einsehen, dass es so kommt.

Beobachtet wird vor allem, wer angeblich auffällt und deswegen rausgepickt wurde als mögliche Beute der Sicherheitsleute. Immer einen Schritt voraus scheut sich der moderne Staat nicht, als Erster der Täter zu sein, seine Opfer dem Vorwurf auszusetzen, gefährlich zu sein, dass diese unter Rechtfertigungsdruck sind. Verdächtigt werden Menschen bei Versammlungen, das kennt man, aber sogar Reisende werden pauschal anvisiert. Einfach überall dort, wo Menschen gehäuft herumlaufen, sind Kameras. Wir nehmen es hin, beobachtet zu werden, biometrisch erfasst, kartiert und zeigen noch mit dem Finger auf die angeblich Bösen in China. So frech ist Deutschland und so naiv ist die Bevölkerung mitzumachen. Die Aktivität ist auf Seiten der Beobachter, die Künstliche Intelligenz schulen, Menschenmassen (am Bahnhof) zu scannen und jede falsche Bewegung zu melden. Wer sein Taschentuch zieht, um sich bloß zu schnäuzen, das aber so macht, dass das Auge des Staates darin eine Waffe erkennt, muss umgehend mit den Beamten rechnen. Darauf hinzuweisen, dass ein Verdacht nur einer ist, Taten in der Regel dort geschehen, wo niemand sie erwartet, hilft dem ins Visier Genommenen wenig. Es ist oft schwer zu beurteilen, ob jemand schuldfähig eine Tat begangen hat. Noch verzwickter wird die Lage, wenn Ordnungskräfte annehmen, jemand könnte erst zukünftig Täter werden, weil er krank ist. Damit endet seine Freiheit, irgendwann gesund zu werden, weil die Paranoia, von Seiten des Staates bespitzelt zu werden, täglich neue Nahrung erhält. Wer in unserer Gegenwart psychisch erkrankt, soll es bleiben und wird zum Spielball der Spezialisten, die davon leben, dass jemand gerade so ist, wie er erkanntermaßen ist.

Wir wollen psychisch kranke Menschen als solche definieren, wenn sie eine Gefahr darstellen, von bewussten Straftätern absondern und ihnen Schutz gewähren? Das sind heute kaum mehr als schöne Worte im Gesetz. Der Schutz soll ja vor allem der sogenannten normalen Gesellschaft dienen. Deswegen werden die Möglichkeiten zu helfen dahingehend verdreht, dass die Hilfe für psychisch Kranke ihnen aufgezwungen wird und eine unauflösliche Bindung ans System bedeutet. Eine humane Idee darf aber nicht dazu führen, dass Einzelne willkürlich als krank abgestempelt und ihnen mögliche Gefährdungen zugeschrieben werden, weil Ordnungskräfte sich brüsten, das drauf zu haben. Psychisch Kranke können sich nicht solidarisieren. Sie sind das willfährige Material für sogenannte Helfer an der Gesellschaft. Unter dem Vorwand, Mitbürger benötigten Betreuung, Maßregelung und Überwachung rühren sich selbsternannte Weltretter und erheben immer neue Forderungen, den Alltag vorgeblich sicherer zu machen. Die Behauptung, psychisch Kranke seien latent sowieso Gefährder, steht oft im Raum. Das ist pauschal pervers, wie Migranten insgesamt zu remigrieren, bis es stimmt in der reinen Zone, die einige wünschen. Der Gesellschaft alle zu entziehen, die nicht in ihr Weltbild passen, möchten nicht wenige. Da muss man gegenhalten als Mensch.

Mir gibt das die Aufgabe, Menschen zum Narren zu halten, die in mir einen Narren sehen (ich gebe es zu).

Vollkommene Sicherheit hieße, den korrekten Bürger zunächst sauber zu definieren und ihm einen Typus gegenüberzustellen, der andauernd gemaßregelt werden muss. Man spricht dem falsch Bewerteten die gleichberechtigte Zukunft ab, wenn Diskriminierung mit Ansage Staatsräson ist. Mehr Kameras im öffentlichen Raum, Waffenverbotszonen, Bereiche der anlasslosen Kontrolle durch die Polizei, Online-Durchsuchungen, verdeckte Ermittlung und die elektronische Fußfessel möchten unser Land besser machen. Unser Eifer könnte das Ziel Sicherheit auch pervertieren. Dann hieße Rechtsstaat, dass jeder auf Schritt und Tritt für seine Rechte kämpfen muss, die Realität aber gar nicht erkennen kann. Eine Welt, in der der Einzelne nicht weiß, ob ihm ein Apparat entgegensteht, der seine Person als lukrativ für interne Spielchen ausgewählt hat, ist die von George Orwell.

Psychisch Kranke haben den größeren Nachteil im Leben gegenüber anderen Menschen, wenn ihnen das Missgeschick wiederfährt, mit irgendetwas aufzufallen, das nach „allgemeiner“ Gefährdung aussieht. Dann ist niemand mehr an ihrer Gesundung interessiert. Selbst wenn ihnen dran gelegen ist, ihr Leben hinzubekommen, sind die staatlichen Hilfestellen nun hinterher, ihnen den Strick zu drehen mit einer Schlinge dran, dass sie nicht entkommen können. Wenn immerhin Verbrechen aufgeklärt werden, mag es ja angehen. Tatsächlich können solchen Beschuldigten aber viel einfacher Taten unterstellt werden, die sie nie begangen haben, weil ihr Drang, die psychische Störung das tatsächliche Problem darstellt. Übergriffigkeit, besonders sexuelle Perversität kann oft nicht klar getrennt, eingeordnet werden, ob sie krank motiviert ist oder dem Machtstreben geschuldet, sich etwa reiche Menschen über alles hinwegsetzen. Vermeintliches sexuelles Fehlverhalten kann auch bestens genutzt werden als bloße Unterstellung.

Dann um missliebige Gegner zu diskreditieren.

Zum Thema finden sich zunächst zwei Beispiele in der Ausgabe meiner Zeitung gestern.

Der erste Fall, von dem ich erzählen möchte, ist ohne Zweifel eindeutig. Ein Cold-Case kann noch aufgeklärt werden. Wir dürfen als Leser annehmen, dass hier die Gerechtigkeit siegte. Das macht doch glücklich! Eine Schülerin wird vor Jahren vergewaltigt und getötet, irgendwann die skelettierte Leiche gefunden, aber kein in Frage kommender Täter kann zur Zeit des Geschehens sicher festgenagelt werden. Alte DNA wird vorsorglich eingetütet, aufbewahrt. Nun gibt es mit der heutigen Technik tatsächlich eine Übereinstimmung in der aktuellen Kartei. Ein wegen anderer Sexualdelikte Verurteilter hat im Umfeld des damals getöteten Mädchens Spuren hinterlassen, die man ihm erst heutzutage als seine beweisen kann. So weit kennt man das Verfahren. Es hat schon einige Male in verschiedenen Fällen funktioniert, die publikumswirksam in die Medien gelangten.

Im Zeitungsbericht steht, dass der infrage kommende Mann geschickt in eine Falle gelockt wurde, um zu beobachten, wie der Überrumpelte auf visuelle Reize und Informationen zur Tat reagieren würde. Der Sexualstraftäter befand sich zum Zeitpunkt des Bekanntwerdens der neuen Verdachtsmomente anhand der gefundenen Spuren in einer forensischen Klinik – wegen einer anderen Tat. Das Problem der ermittelnden Beamten ergab sich aus dem juristischen Sachverhalt, dass ein DNA-Treffer allein keine Täterschaft beweist. Man schleuste verdeckte Ermittler in die Klinik. Einer von ihnen hatte die Aufgabe, das Vertrauen des mutmaßlichen Täters zu gewinnen. Von langer Hand war ein Fernsehabend vorbereitet worden. Bei einer Sendung über den zurückliegenden Fall wurde manche pikante Einzelheit präsentiert, die den Zuschauenden im Beisein seines verdeckten Ermittlers sichtlich nervös machte. Er verstrickte sich schließlich durch weiteres Verhalten tiefer ins Geschehen, gab Täterwissen preis. So titelt die Zeitung:

„Mordfall nach 37 Jahren aufgeklärt.“

Das gefällt. Hier hat das Recht gesiegt. Wir Lesenden werden nicht in die Pflicht genommen nachzudenken. Die zwei Seiten haben ihre Ordnung: Da ist der kranke Täter, er sitzt nun für immer in der Psychiatrie, kann keinen Schaden mehr anrichten. Er ist der Böse. Auf der anderen Seite sind die Guten, wir selbst sind die Guten. Schwarz und weiß zeigen sich deutlich getrennt, und wir beim Lesen bleiben entspannt. Man ist zu Hause in Sicherheit, kann gern mal raus gehen. Die Polizei ist unser Freund und Helfer und gut. Es sind die Hüter über die Stadt! Der Psycho sitzt in der Klappse, wo er hingehört, und gut ist’s auch da (er wird noch therapiert). Wir sind so menschlich. Alle haben zu tun. Wie clever doch von den Beamten, das hinzukriegen. James Bond ist nichts gegen diesen schlauen Spitzel, der dem bösen, dummen, gefährlichen Mann frech vorspielte, sein Freund zu sein. Das klappte ja wie im Fernsehkrimi.

So eine Zeitung bedient Bilder. Man kommt aber doch nicht ums Nachdenken rum. Ein Problem der anderen Art ist der zweite Artikel, den ich im Blatt entdeckte, wo die Macht der Behörde offenbar zweckentfremdet wurde. „Razzia bei früherem BND-Chef Hanning“, lautet die Schlagzeile. Es geht um den laufenden Fall „Block“. Der Sorgerechtsstreit mit gewaltsamer Verschleppung von zwei Kindern der Erbin der Steakhauskette Christina Block sei um eine Wendung reicher, meint die Zeitung. Der ehemalige Präsident des Bundesnachrichtendienstes und ein LKA-Polizist werden verdächtigt, dem in Dänemark lebenden Vater der Kinder diskreditierendes Material im Bereich der Pädophilie untergeschoben zu haben, um ihn und seinen Anwalt unter Druck zu setzen.

Das gruselt mich zu lesen.

# Weiter und mehr davon

Abends zeigen die Medien noch die Entlassung des im Fall „Maddie“ Verdächtigen aus dem Gefängnis, der eine Fußfessel tragen muss und auf Schritt und Tritt überwacht wird von der Polizei, die ihm dieses weitere Sexualdelikt nachweisen möchte. Seine bisherige Strafe hat der Mann verbüßt. Die Staatsanwaltschaft sucht nach Beweisen gegen ihn im mutmaßliche Kapitalverbrechen am verschwundenen, kleinen britischen Mädchen. Das ist regelmäßig Thema in der Presse. Schließlich bringt die heutige Zeitung (als vierten Fall, der mir interessant für meine Darstellungen zu sein scheint), noch den Rufmord an einem Lehrer, der sich seiner Schülerin in sexueller Absicht genähert haben soll. Das konnte schließlich überzeugend widerlegt werden, und das Mädchen selbst wurde verurteilt, der Lehrer von allen Vorwürfen freigesprochen.

Arbeiten kann er trotzdem nicht mehr.

Er hat eine posttraumatische Belastungsstörung und ist im Dorf, wo er wohnt, unten durch.

Vier Mal bösartige Fälle im Bereich der Sexualstraftaten, aber nur einer scheint klar zu Gunsten von Recht und Gesetz aufgeklärt worden zu sein. Wie gefährlich blindes Vertrauen in Nachrichtendienste und Polizei ist, zeigt der undurchsichtige Krimi um die verschleppten Kinder der Steakhouse-Erbin. Es sollten sämtliche gesellschaftlichen Alarmglocken schrillen, wenn sich als wahr herausstellt, dass Staatsbedienste käuflich sind, für technisch raffinierten Rufmord zu haben. Der Fisch stinkt vom Kopf. Das weckt Ängste bei vielen, die ohnehin an Verschwörungen glauben und destabilisiert unsere Ordnung, zerstört das Vertrauen in die Ordnungskräfte, den Rechtsstaat massiv.

Bei sexuell übergriffigen Menschen begreift die Gesellschaft den Unterschied vom kranken zum bösartigen Verhalten nicht wirklich. Wo eine krankhafte Störung beginnt, will der entsprechende Gutachter definieren und kann doch nicht in die Glaskugel schauen. Wir werden ertragen müssen, dass uns das Menschsein weiterhin ein Rätsel bleibt in dieser Sache. Eins ist klar, wo ein Milliardär wie Jeffrey Epstein sich eine rechtsfreie Umgebung schaffte für viele Jahre, können er und die vielen Mittäter nicht als Kranke gesehen werden, die Opfer ihres Triebes sind. Das sollte uns nachdenklich machen bei der Beurteilung des pädophilen Verhaltens überhaupt, das wir als krank bezeichnen, wenn es die Onkel oder Lehrer von nebenan sind, aber als machtgeiles Verbrechen bei Tätern der Oberschicht. Wie verordnen die Fälle in die Akten. Legen sie in Schubladen. Schließen den Schrank. Dann kommt die Wirklichkeit zurück, und unser Aktenschrank ist plötzlich nichts als eine hilflose Kiste gegen die harte Gewalt der Realität.

Beim mutmaßlichen Psychopathen, der aktuell aus dem Gefängnis entlassen wurde, fällt mir auf, steht sein Anwalt fest an der Seite des Beschuldigten: „Die ermitteln jetzt seit fünf Jahren. Was soll denn da noch kommen?“ So etwa äußerte sich der Jurist gestern im Fernsehen. Es dürfte ein Spießrutenlaufen für den offen gezeigten, in mehreren Fällen langjährig verurteilten Täter werden – draußen. Während seine Neigung zu perversem Machtmissbrauch gegenüber Frauen offenkundig scheint, aktenkundig ist, er aber nicht bestraft werden kann für die bloße Unterstellung einer Tat, nützt dem erwähnten, freigesprochenen Lehrer seine bewiesene Unschuld wenig. Die Nachbarn mobben ihn weiter. So sind Menschen, einfach widerlich eben.

🙂