Thema

Danke dafür

Der Klimawandel ist auf manche Weise nachprüfbar, und das ist insofern interessant, weil es weiterhin Menschen gibt, die das Ganze abstreiten oder darin keine Gefahr sehen. Wir werden alle sterben, so viel ist gewiss. Aber wann? Die Wetterdaten werden seit vielen Jahren aufgezeichnet und beweisen eine kontinuierliche Erwärmung. Um das anzuzweifeln, müsste man eine globale Verschwörung annehmen. Derartige Weltbilder halten keiner Logik stand. Eine andere Form der kollektiven Beeinflussung scheint der Beachtung wert, das Narrativ an sich. Es braucht keinen Demagogen, eine Gesellschaft zu beeinflussen. Der Mainstream folgt seiner beschränkten Wahrheit ähnlich wie Tiere der Schwarmintelligenz. Diese Form von Klugheit ist nur bedingt belastbar. Unsere Wirklichkeitsauffassung entwickelt sich durch die zur Verfügung stehenden Informationen. Das Wenigste prüfen wir selbst nach. Die Wetterdaten haben viele noch nie irgendwo eingesehen. Den Klimawandel stellt man nicht in Frage, weil weltweit Wissenschaftler daran forschen und die Informationen abgleichen für ihre Arbeit. So ist es auch mit den täglichen Nachrichten. Man nimmt einfach an, dass sich die Journalisten gegenseitig prüfen, ihre Seriösität davon abhängt, dass Informationen der Kontrolle (durch andere) standhalten.

# Lügenpresse vs verschwurbelt

Nachrichten können eine Tendenz befeuern und ins aktuelle Schema passen. Narrative sind nicht ungewöhnlich. Man sollte sie hinterfragen. Ein Narrativ könnte als Bindung beschrieben werden. Eine Art Denkzwang und zumindest eine Gewohnheit, Abkürzung der Beschreibung vom Sachverhalt. Was für viele als richtig gilt, findet in diesem Wort seinen Gegenspieler und kann die verbale Waffe sein, eine Gruppe kollektiv zu diffamieren. Menschen sind daran gewohnt, andere zu beschuldigen nach dem Motto, sie wüssten, wie etwas wirklich ist. So gesehen ist das ein Begriff, der andere zu Narren erklärt. Zwei Pole ergeben sich, auf der einen Seite die bestimmte Überzeugung und dem gegenüber stehen Spötter, das könne ja nicht stimmen, sei zu kurz gedacht, ein Narrativ also. Verschwurbelt wirkt manches, leicht zu durchschauender Unfug, aber ganz so einfach ist diese Haltung nicht, denn ein wahrer Kern steckt in jedem Misstrauen an der mehrheitlichen Ansicht.

# Narrativ(e)

Ein Narrativ ist eine Erzähltheorie, also nicht unbedingt das Werkzeug, Gegner zu diffamieren. Es ist ein Modewort. Wir fassen eine (politische) Idee zusammen, geben quasi eine Losung aus, so etwas gibt einer Gruppe die Richtung vor. Der Westen, wir sind zum Feindbild Russlands geworden, glaubt man Wladimir Putin und dem Außenminister Sergej Lawrow, und tatsächlich erscheint die Welt uns heute zweigeteilt. Westliche Werte sind für uns selbstverständliche Freiheit, die russische Führung nennt es verlogenen Liberalismus. Wir werden täglich über den Machtmissbrauch gegenüber der verbliebenen Opposition in Russland informiert. In Russland lügt man schlimmer als bei uns scheinbar. Nur versprengte Populisten möchten hier Zugeständnisse machen, um den Krieg in der Ukraine schnell zu beenden. Die breite Masse hat sich buchstäblich auf Moskau eingeschossen, verbal aufgerüstet und Waffen ums Eck geliefert, das Völkerrecht gebogen, weil Russland dieses sowieso ignoriert.

# Bis die Amerikaner keine Lust mehr haben

Der Mond scheint überall auf der Welt. Darauf ist Verlass. „Wir stehen fest an der Seite der Ukraine“, sagt die Regierung. Das ist so ein Narrativ. Es heißt wohl nicht, die Freiheit zu verraten (jedenfalls hier, in einer Sackgasse vom Internet), diesen Konflikt, der in Russland nur Spezialoperation genannt werden darf (und bei uns bis zum Überdruss als Angriffskrieg bezeichnet wird), als kollektives Versagen der Weltgemeinschaft einzuordnen. „Deutschland würde auch am Hindukusch verteidigt“, fand ungefähr Peter Struck. Mit der Herde laufen, dieser Minister war in der sozialen Partei, die ich nicht mehr leiden kann. Einer, der mitgeholfen hat, meinen Glauben an die Politik zu beschädigen: Heiko Maas ist Außenminister gewesen und machte keine gute Figur beim Ende der militärischen Spezialoperation in Afghanistan. So sind Sozis, ohne Rückgrat eben.

# Scholz in Äthiopien!

Der Bundeskanzler vermittelt in Afrika, heißt es. Europäischer Theaterverein auf Tour, Operettenkapitän Olaf Scholz sei aktuell in Äthiopien eingetroffen, wird an der Heimatfront vermeldet. Das ist auch wichtig. In Brasilien war der Kanzler bereits. Genützt hat’s nix: Der brasilianische Präsident Lula da Silva schließt sich auch weiterhin nicht den Wirtschaftssanktionen gegen Putin an. Schlimmstenfalls erliegt der Westen seiner Ideologie und scheitert an einer selbst skizzierten Fata Morgana. „Verlogener Liberalismus“, da hat Lawrow irgendwie recht, und die grüne Partei ist schlimmer in dieser Sache. „Klimaneutralität“ ist ein Narrativ. „Man hätte Greta Thunberg erklären müssen, wie die Welt funktioniert“, meinte der russische Präsident und zielte möglicherweise auf ihre Eltern ab (und deren überzogene Erziehung). Vielleicht möchte er nun beweisen, wie die Welt funktioniert; aber wer von uns will in seinem Russland leben?

Bald ist Kommunalwahl. Ich bin Nichtwähler. Sich der Stimme zu enthalten, ist in Deutschland erlaubt. Nicht mitmachen, wir dürfen das. Die Gedanken sind frei. Aber halt bloß die Klappe, wir sind auf Platz 21 der Weltrangliste für Pressefreiheit, nähern uns dem russischen Wert weiter an, und unsere Kunst interessiert so wenig wie die Kirche, Narrenfreiheit eben.

Danke dafür.

🙂