Es gibt immer zu tun

Anderen nachlaufen und bis in ihre Nähe gelangen, kann sich wie Freundschaft anfühlen, ist aber keine. Mit der Liebe wäre dasselbe eine Steigerung des selbstgemachten Problems. Gäbe es eine Welt ohne offene Fragen, dass Antworten immer erfolgten, egal wo oder an wen diese gestellt würden, müsste das ein Kosmos sein, in dem Angst und Zorn nicht vorkämen? So könnte der Weg in die Realität beschildert werden für diejenigen mit Tagträumen: Auf Gewalt wird die Menschheit nie verzichten. Man hört sie reden, die Steinmeiers, wenn sie wieder einmal den Krieg irgendwo brandmarken, Antisemitismus verurteilen oder generell Extremismus, aber das ist ihr Job. Sie sind Berufsredner und müssen es deswegen machen. Das ändert gar nichts auf unserem Planeten und bedeutet reine Zeitverschwendung zuzuhören. Es ist auch unfair uns Wütenden gegenüber, weil von oben herab geredetes Besserwissen eine Eskalation nie befrieden kann. Zu wüten findet ein natürliches Ende, wenn man genug davon hat. Es gehört zum Leben dazu.

Offene Fragen machen ärgerlich und ängstlich. Man kann demjenigen, der sich entzieht, nicht habhaft werden. Das sehen wir im misslungenen Versuch, ungelöste Mordfälle ein weiteres Mal zur Anklage zu bringen, wenn gegen den einst Freigesprochenen Besseres in Stellung gebracht werden könnte. Der modernen Wissenschaft gelingt schon mal, die Spermaspur an einer alten Unterhose zuzuordnen, wo es damals unmöglich gewesen ist, einen Beweis vorzutragen. Hauptsache, man hat die Unterhose noch. Das kommt vor, und die Angehörigen lechzen nach Rache (und ihr Kommissar). Unser oberstes Verfassungsgericht hat dem gerade einen endgültigen Riegel vorgeschoben.

Freigesprochen heißt, es gilt für immer.

# Im Dunkeln tappen

Ich habe das Thema mit einem Polizisten erörtert: Der Kripomann bliebe notgedrungen im Nachteil gegenüber dem Verbrechen, das sei man der Zivilisation schuldig. Man müsse eben andere Fälle im Umfeld beleuchten, meistens handelten Täter mehrfach, meinte mein Freund. Wir haben auch über den Unsinn geredet, den übliche Krimis selbstverständlich in Szene setzen, der aber dergleichen Filme ungenießbar machen kann für an der Wahrheit Interessierte. Die Polizei behandelt den einzigen Fall durchgängig bis zur Lösung. „Die echten Kommissare haben immer zwanzig oder mehr Sachen auf dem Tisch, an denen sie gerade arbeiten“, sagte mir der erfahrene Büroleiter. Das zu verstehen, könnte allgemein den Menschen im Alltag helfen, eigene Sachen weiterzumachen, statt sich auf die Kommunikation zu stürzen oder andere wichtiger als nötig nehmen.

🙂