Thema

Okt 14, 2022

Greta und ich

Ich behaupte, die Psychiatrie bietet uns keine seriöse Medizin an wie andere Ärzte. Der Grund, warum Psychiater Scharlatane bleiben werden, liegt in der Natur ihres Arbeitsfeldes. Die Gesellschaft stört sich an diesen Kranken, fürchtet sich und wünscht, nichts mit ihnen zu tun zu haben. Die Kranken selbst fordern keine qualitative Behandlung ein. Sie können sich in der Gesellschaft nicht behaupten, das ist ja ihre Krankheit, und das sagt schon alles. Wer sich nicht wehren kann, wird auch vom Arzt hingehalten, von dem erst recht. Das ist die Bezugsperson, von der so einer abhängig ist. Andere Fakultäten haben sich unter dem Leistungsdruck der freien Welt entwickelt. Die Erkrankten selbst halten den Level dessen, was möglich ist, hoch. Das ist im Bereich der psychischen Erkrankungen paradox. Gesunde bestimmen en bloc über die Art und Weise, wie mit Betroffenen verfahren werden soll. Die Kranken selbst lassen es mit sich machen. Natürlich gibt es reichlich Erkrankungsformen, Multiple Sklerose, Alzheimer und aggressive Formen von Krebs gehören dazu, die unsere Medizin begleiten kann aber nicht heilen. Das mag als Rechtfertigung genutzt werden, psychisch Kranke betreut ebenso zu werten. Menschen, die nicht gesunden wie beispielsweise jemand anschließend seines Bandscheibenvorfalls.

Schade, es könnte besser laufen. Greta Thunberg erfand eine moderne Bewegung. Viele solidarisieren sich, wenn sie etwas gemeinsam betrifft. Seitdem die Wissenschaft den Klimawandel als Bedrohung beschreibt, diskutiert man. Der jungen Schwedin ist bewusst geworden, dass sie und andere Jugendliche direkt betroffen sind. Die Jugend, die später am stärksten unter den Klimaproblemen leidet, wird nicht ernstgenommen. Die bereits integrierte Masse respektiert ihre Kinder nicht. Das von den Erwachsenen skizzierte Wirklichkeitsbild „wird schon nicht schlimm werden und kommt erst später“ nutzt fadenscheinige Behauptungen. In erster Linie trägt Fridays for Future also Erkenntnisse zusammen, prüft diese und fordert Maßnahmen, die mehr sind als Absichtserklärungen. Greenpeace ist die Mutter dieser Ideen, und die grüne Partei sollte sich für entsprechende Ziele einsetzen. Alle wollen zurück zur Natur, aber keiner zu Fuß, wussten Spötter schon in den Anfangsjahren grüner Politik. Neu an FFF ist, dass die Jugend in dieser Angelegenheit die Erwachsenen fordert, sich als kollektiv für dumm verkauft sieht. Weil Kinder selbst nicht handeln können, aktiv die Gesetze und das Verhalten der Gesellschaft anzupassen, wurden sie in vielen Themen mit „dafür bist du noch zu klein“ hingehalten. Erwachsene sind mehrheitlich maßgebend, das ist ein Prinzip, aber es kann kritisch angegriffen werden, nachdem Thunberg einen Weg dafür fand.

Damit konfrontiert, eine Geschichte zu haben, bezeichnet die Schwedin im Interview mit Sandra Maischberger ihr anfängliches Motiv, die Jugend zahle für aktuelle Versäumnisse, inzwischen als Narrativ. Sie habe realisiert, dass bereits jetzt Menschen vom Klimawandel bedroht sind und konzentriere sich auf humanitäre Aspekte. Sie ist voll auf der Höhe, so ein kluger Mensch! Neben dem jeweils die Medien beherrschenden Thema müssten wir lernen, dass Klima eines ist, das nicht wartet, bis wir uns erneut darin gefallen, es wichtig zu nehmen, sagt die Aktivistin. Von ihr kann man lernen, übergreifend zu denken und Menschen nicht Intelligenz abzusprechen. Wenn intelligente Menschen klüger wären, könnten auch anderswo Dinge besser laufen. (Meine Mutter hieß Greta, das nur nebenbei).

# Mein Thema

Da wären reichlich psychische Erkrankungen, die effektiver behandelt werden könnten und zudem endlich zu entwickeln, dass Betroffene frei vom Arzt und ohne Medikamente ihren Weg gehen könnten. Es fehlt an zweierlei für eine gute Therapie. Zum einen können Erkrankte nicht effektiv für ihre Belange eintreten und dazu sich nicht untereinander solidarisieren. Der Grund liegt in der sozialen Anpassung, die als Kennzeichen gesunden Lebens einmal mehr deutlich macht, wie voll unser Planet geworden ist. Unsere natürliche Umgebung ist nicht etwa die freie Wildbahn, sondern die soziale Struktur der Gesellschaft. Darin müssen wir uns zurechtfinden. Es gilt als gesund, mit anderen zusammen und innerhalb des sozialen Rahmens die eigene Existenz zu finden. Wer das nicht schafft, den bezeichnen wir als gestört. Um den Anteil psychisch Kranker innerhalb der Gesellschaft klein zu halten, müssten diese selbst beste Unterstützung einfordern, was sie nicht können, sie müssten sich als Gruppe definieren, um Forderungen mehr Gewicht zu verleihen, was ihnen unmöglich ist. Einen sozialen Verbund bilden nur emotional intelligente Menschen. Gerade das können auf verschiedene Weise Gestörte gleichermaßen nicht, ihre Intelligenz zum persönlichen Lustgewinn nutzen.

Man mache sich nichts vor, jeder ist von bösen Menschen umgeben. Es gibt alltägliche Verletzungen, wenn uns andere übervorteilen, und die Kunst besteht wohl darin, jeweils eine individuelle Lösung parat zu haben. Eine bedenkliche Entwicklung findet sich im Schönreden jeder Generation, früher wäre es schlechter gewesen. Das stimmt zwar für den Zahnarzt im bekannten Witz: „Fragen Sie sich, wann, in welchem Zeitalter, wären Sie lieber hingegangen?“, aber nicht für die Psychiatrie. Sicher, die modernen Strukturen kommen eleganter daher. Aber man kann wohl sagen, dass ich nach dem Zahnarztbesuch kein Patient mehr bin und gesund. Das Wort vom Seelenklempner weckt die Hoffnung von der Reparatur des Gehirns. Vielleicht glaubt man, dass kaputte Gehirne durch ein Medikament optimiert würden, übersieht dabei, der Frage nachzugehen, warum die breite Masse diese Medizin nicht braucht? Das wäre, als gäbe der Zahnarzt dauerhaft ein Schmerzmittel, anstelle die Karies zu entfernen. Zahnärzte und Chirurgen haben ihre Hausaufgaben gemacht, die Psychologen nicht.

Zwei Ängste plagen in Bezug auf psychische Erkrankungen, dass Menschen sich selbst und andere in Gefahr bringen, und besonders Suizid fürchtet man. Die krankhafte Gewalt will bewusst nicht verstanden werden von einer vermeintlich gesunden Normalität. Dabei ist die breite Wirklichkeit verstörend für jeden, der nicht lernte sich anzupassen. Das kommt daher, weil niemand diese Realität allgemeingültig beschreiben kann und eine Gebrauchsanweisung für jedermann verfügbar wäre. Ein individuelles Verständnis, den eigenen Körper besser wahrzunehmen und damit dem drübermontierten Gehirn die Fähigkeit zu geben, seinen Träger befriedigend zu steuern, wird selten probiert zu lehren. Stattdessen verfolgt die Medizin als langer Arm der Pharmazie weiter den Ansatz zu betäuben und die Patienten zu manipulieren. Das forciert die Unvorhersehbarkeit von Gewaltausbrüchen, wie eine Decke über das Problem geworfen es nicht löst.

# Wir stellen potemkinsche Kulissen auf

Durchblick statt Scheuklappe, möchte man oft meinen, wäre doch besser. Intelligente Wege wären möglich, wo es dem Menschen gefällt, überheblich zu sein. Wir stellen uns heute gern als Bessere dar. Es kommt uns vor, als wären wir modern: Die Nazis, das war früher, und heute stellen wir noch die letzte Seniorin vor Gericht, die nur irgendwie schuld am Tod der Gequälten sein könnte. Wenn solche lange genug leben, kann unsere fleißige Justiz einige Jahre pro Fall arbeiten und sich als großartig begreifen, wie der Doktor einer Arztserie sich einbildet, Schauspieler zu sein. Das mag als makabere Kulisse und nicht zulässige Bewertung verstanden sein, falsche Dinge miteinander zu vergleichen, aber wir sehen auch in den sozialen Netzwerken, dass reizend-jungfräuliche Jugendliche Mobbing betreiben bis zum Suizid des Mitschülers und die Welt böse ist wie von Anbeginn.

Ein jeder verteidigt sein Handeln und wenn das noch so widersprüchlich ist. Die Politik kann nicht kaschieren, wie hilflos man in der aktuellen Situation ist, wo sämtliche Ideale verfehlt werden und die Realität Krieg bedeutet und Energiekrise. Nur dickfellige Menschen verstört nicht, dass alle bisherigen Wahrheiten von denen, die sie bislang verkündet haben, konterkariert werden. Und da ist er wieder, der dicke Teppich, unter den wir kehren sollen, was nicht erklärt werden kann. Manche nehmen das nicht hin, und zu lernen ist, sauber zu bleiben in einer schmutzigen Welt. Psychisch Kranke sind wie infiziert von der Wahrheit. Die Gesunden lügen, und sie machen sich in der Regel selbst etwas vor. Nur wenige behalten den Durchblick und können akzeptieren, dass ihnen ihre Angst weh tut und man damit leben kann, ohne sich zu betäuben. Das sollte gelehrt werden.

Psychiater möchten, dass Kranke, die instinktiv aber unbewusst spüren, wie sie vom Drumherum verarscht werden, sich besser an die Welt anpassen mögen. Die normale Anpassung gilt als richtig, und psychisch krank zu sein, gilt den Fachleuten als gestörte Adaption. Wie die Normalen eben, sollen Menschen mit einer Störung zukünftig sein und deswegen: „Wollen wir schauen, wie wir Sie medikamentös gut einstellen“, meint etwa der Arzt zum Patienten. „Sie brauchen eine Rüstung“, setzt er erklärend nach, als hätten andere Menschen ein Fell und der Kranke wäre nackt. Das Konzept seiner Hilfe verewigt, dass mit dem Patienten etwas nicht stimmt. Man scheint anzunehmen, ein psychisch Kranker benötigt Medizin, wie der Darth Vader im Film nicht ohne Atemmaske leben kann. Bestimmt helfen stabilisierende Wirkstoffe, eine Notlage zu entspannen. Aber um einen Menschen dauerhaft widerstandsfähiger und agiler zu machen, ist Flexibilität gefragt. Niemandem nützt es, eine Blechdose über das Hirn gestülpt zu bekommen, als hätten wir noch Ritter von trauriger Gestalt nötig, die blind ihre Windmühlen schlagen.

# Wer stört denn?

Es heißt, die Klimaaktivistin habe als Kind Auffälligkeiten gezeigt, Diagnose Asperger. Willkommen im Club. Die Haltung der Spezialisten ist immer gleich. Wer nicht ist wie alle, muss eine Krankheit haben. Mir kommt das so vor, als sagte ein Kinderarzt zu Thunberg, die mit sechzehn realisiert, wie übel diese Zukunft auf Planet Erde sein könnte: „Geh, Kleines und werd’ erwachsen. Du bist jetzt soweit, mache es wie die anderen. Zieh dir flotte Nylons an, geh tanzen und finde einen Freund, der dich fickt. So lebt man.“ Natürlich drücken sich Kinderpsychiater gewählter aus. Sie schlagen eine Therapie vor. In der Sache ist das aber die Methode, alle über einen Kamm zu scheren und Normalität nachahmen zu wollen, als wäre es für jeden Menschen gleich zu leben. Greta Thunberg aber drehte den Spieß um. Statt sich anzupassen, fing sie an, die Welt insgesamt zwingen zu wollen, dass diese sich an sie anpasst: „Ich mache nicht mit. Ich streike jetzt solange, bis die anderen das tun, was sie längst hätten machen müssen“, war ihr Ansatz. Normalerweise hätte das, als Katatonie bewertet, dauerhaft in eine Anstalt führen müssen. Nach dem Motto: „Du bleibst jetzt solange auf deinem Zimmer, bis du wieder vernünftig bist.“ Da haben wir ja alle noch einmal Glück gehabt und Greta besonders.

Einbildung wirkt böse, wenn sie als moralische Instanz benutzt wird. Eine überhebliche Masse macht in ihrer Breite Einzelne in der Gesellschaft krank. Es sind reichlich Schildbürger unterwegs, die machen kollektiv Blödes und belehren noch andere, es ihnen gleich zu tun. Wer sich hier nicht fürchtet, merkt nichts und ist insofern geeignet, normal dabei zu sein. Aber, das ist auch die Saat von Unkraut. Es züchtet Wut wie eine giftige Pflanze, die von den Gärtnern noch als Ziergrün gewertet wird. Wir sollten die Realität von Gewalt akzeptieren. Die Erkenntnisse, wie wir insgesamt gut werden könnten, sind die von gefährlichen Heilsbringern. Wie der Mensch für sich allein Gutes bewirkt, ist nicht neu und die Forschung, was für den einzelnen Menschen getan werden kann, damit er sich behauptet, ist nicht weniger fortgeschritten als die, was jeder gegen den Klimawandel unternehmen müsste. Wir könnten das auch anwenden.

🙂