Thema

Jan 21, 2023

Wo Gott versagt, muss der Mensch handeln

Wenn Gott einen Menschen ohne Gefühle gewollt hätte, hätte er uns wohl so machen können? Und wenn der Allmächtige es nicht besser hinbekommen hat, uns zu gestalten, dann ist die Welt und das Leben hier ein Fehler, seiner nämlich. Letztlich egal, ob wir nun glauben oder nicht, was auch immer wir annehmen. Wir müssen uns der Zukunft stellen, die wir schließlich erleben und einsehen, dass unsere Annahmen nur eine Theorie sind. Menschen basteln sich einen Erklärungsversuch, den sie in den Raum stellen, wenn sie unsicher sind was kommen könnte. So bleibt für alle das Problem, ihr Unwissen einzuordnen. Man kann das mit einem Begriff wegerklären. Die einen nennen es Gott und die anderen Nichts. Die meisten orientieren sich am Nächsten und plappern nach. Es bleibt unsere individuelle Lösung, und das beste Wort für unsere offenen Fragen ist wohl Angst. Niemand kann diese verbieten, abschaffen. Sie bleibt unsere Aufgabe, vor der wir nicht davonlaufen können, gibt uns in ihrer Bewältigung die Chance zur inneren Stärke.

# Gott ist tot?

Die moderne Gesellschaft ist angstgesteuert wie jede Gesellschaft vorher. Vorteilsnahme auf der einen Seite und Mitläufer andererseits prägen das Bild. Mehr denn je werden verbale Kampfstrukturen etabliert. Die digitalen Medien verändern unser Verhalten, weg von der bekannten menschlichen Natur und hin zur intellektuellen Realität. Dem Wesen nach ist der Mensch als Organismus dem Tier gleich. Ein Lebewesen folgt seinen Bedürfnissen. Wir hingegen sind zivilisiert und ziehen uns an (nicht bloß, weil es kalt ohne Klamotten wäre), tun vieles mehr aus den Gründen unseres gesellschaftlichen Kollektivs. Was gut für jemand ist, haben wir ersetzt durch das, was sich gehört. Die neuen Regeln klingen tolerant. Wir schauen auf die Fünfzigerjahre herab, weil sie spießig wären, sind aber heute nicht frei. Der soziale Druck bleibt hoch. Das ist der Mensch, darum hat sich das Christentum ausgebreitet. Das Evangelium zeigt, wie schmal der Weg zu gehen ist, der dem bleibt, der seine Individualität nicht verleugnet. „Du stellst meine Füße auf weiten Raum“, hofft auch David im Psalm. Er hat Fehler gemacht, ist in Bedrängnis, und die Meute hetzt. Die Kirchen sind heute diffuse, mit sich selbst beschäftigte Vereinshäuser. Sie verlieren die Gläubigen und verwässern überlieferte Inhalte. Gott muss bei ihnen lieb sein. Werbung hängt am Kirchturm: „Konfirmandenzeit jetzt!“ Das Ausrufezeichen ist ein Muss: „Suche Frieden!“ Eine gute Show. Sonst kommt niemand am Sonntag, fürchtet man. Streng war früher: „Keine anderen Götter neben mir!“, forderte der Allmächtige noch zu Lebzeiten. Gott wird ständig reformiert und hat sich längst vervielfacht, angesichts diverser Interpretationen. Wir machen ihn uns passend wie’s gefällt. Das schafft Mutationen ohne Kraft: Die heilige Schrift wird soft angepasst. „Fürchte Gott!“ rief der Pfarrer einst drohend von der Kanzel. Wir sind smart und gehen mit der Zeit. Nun hängt an der Gemeinde eine Fahne im Wind: „Fürchte dich nicht!“ Was denn nun? Man bedient sich aus der Sprüchesammlung, um den besten Slogan zu plakatieren. Besucherzahlen bilden einen Marktanteil unter den Schaustellern jeglicher Couleur. Kirche sieht sich in Konkurrenz zu vielen Anbietern, dem Sonntagsflohmarkt und dergleichen. Man ist ein Sozialverein wie andere. Gott stört nur, holt sich Suppe bei der Tafel, ein stiller Kunde. Neue Anpassungen, wie zu glauben sei, entwickeln sich und machen aus dem einmaligen Herrn ein vielgesichtiges Chamäleon mit sogar weiblichen Zügen. Martin Luther fing an, jetzt begegnen wir dem Wort Reform jeden Tag. Es wird gern ins Feld geführt, wenn Leute etwas wollen, das vermeintlich allen nützt. Bereits im Märchen vom Fischer „un sien Fru“ deutet sich Unheil an: Frauen wollen sein wie Gott, wenigstens Papst. Das kann nur schiefgehen.

Der Papst in Rom wird gehört. Es gibt weltweit Christen, und sie stellen eine nicht zu unterschätzende Macht dar. Die Kirche in Russland hat Einfluss. Die deutsche Kirche ist bedeutungslos. Sie wird zunehmend von Frauen in Beschlag genommen. Diese Mädels sind huschige Wesen, selbst Suchende ohne Rückgrat mit allerlei Kaffeekränzchen und Gedöns. Die Männer in der katholischen Kirche sind schlimm, sehen nicht aus wie welche, schrecken ab. Die evangelische Kirche stellt bei uns einen kleinen, in sich harmonischen Kosmos dar, der nichts bewirkt. Die verbliebenen Männer bilden die Gesellschaft nicht ab. Meine Fröhlichkeit ist fehl am Platz. Kluge verbergen ihr Antlitz (in Stephans). Ich finde Frieden (draußen vor der Tür). Der Herr wohnt überall und nicht in der evangelischen Kirche, ist meine Auffassung, wirkt in jeder Form und Konfession. Bei uns höre ich seine Stimme nicht. Man verstellt sich, hat Angst, und kein Gebet befreit die wenigen auf der Bank von ihren Befürchtungen. Das ist ein großer Kindergarten voller unreifer Idioten. Im kleinen Dorf spiegelt sich die Armseligkeit des Ganzen. Zeitenwende heißt Krieg gegen Russland, seid ihr bescheuert Leute? Deutschland hat niemanden, der mit kraftvoller Stimme spricht. Alle reden von Waffenlieferungen, Angriffskrieg, und die Kirche sagt – nichts.

Politik ist ein Haifischbecken. Die Menschen hören dieser Frau von den Liberalen zu, müssen es, weil sie omnipräsent in den Medien redet. Das ist die, die immer hetzt, Waffen zu liefern an die Ukraine, sich aufspielt, die niemand kannte vor der Wahl, die keine Ministerin ist; eine optische wie intellektuelle Zumutung als Frau und als Mensch. Und die Kirche sagt – nichts. Der Bundeskanzler zögert. Die Verteidigungsministerin war eine Marionette. Sie ist zurückgetreten. Deutschland hat Geld. Wir haben Waffen. Es gibt engagierte Bürger und Bürgerinnen. Aber wir haben ein Vakuum in der Leitung. Das ist so gefährlich. Und Gott arbeitet für Russland? Wir respektieren die Russen nicht, und das kann böse enden. Und die Kirche sagt nichts. Sie ist mit sich selbst beschäftigt.

# Kurzschluss und Licht aus

Jahrelang war die Stimme der evangelischen Kirche Heinrich Bedford-Strohm. Mit dem Charisma eines Frank-Walter Steinmeier flossen ihm salbungsvolle Worthülsen aus dem Mund. Jeder kannte den weißhaarigen Prediger, dessen Bemühungen authentisch zu wirken im Name Jesu gescheitert sind. Das ist nur meine Meinung. Jetzt gibt es eine Nachfolgerin. Das habe ich schon mitbekommen. Seit über einem Jahr ist diese Frau EKD-Vorsitzende, aber wie heißt sie noch gleich? Ich habe es googeln müssen. „Kurzschluss“, so ungefähr klingt ihr Name, das etwa denke ich. Das Licht ist aus ohne „Peng“, kein Ausrufezeichen. Im Fernsehen spricht sie nicht, jedenfalls, wenn ich herumzappe, ist sie nie zu sehen. Vielleicht kommt sie auf Bibel-TV? Das überspringe ich regelmäßig, weil alles nervt, was da läuft. Sie könnte beim Teleshopping sein, das ist weit hinten in unserer Senderliste. Man kann es übersehen. Dort preist sie das heilige Wort an, bietet Seelsorge feil? Wer weiß: „Angebote günstig!“, ruft sie (hier mit Ausrufezeichen). Oder, das ist nicht ihr Stil, und sie positioniert ihre Stimme in relevanten Tageszeitungen? Im Schenefelder-Tageblatt taucht diese Annette Kurschus nicht auf. Dorfpastorinnen haben ein „Wort zum Sonntag“ im Käseblatt. Da steht, was schon immer in solchen Kolumnen gestanden hat. Unsere Zeitung behandelt weltliche Themen und schaut über Pinneberg hinaus bis Hamburg. Kirsten Fehrs wird gelegentlich erwähnt. Ich weiß, wie die Bischöfin aussieht. Sie ist Stellvertreterin von Kurschuss. (Wikipedia, sonst wüsste ich es nicht, weil ich alles bloß querlese). Ich bin unfähig zu glauben, wie man es von mir erwartet und möglicherweise ein ignoranter Spötter. Wer nichts empfindet, sucht das Seelenheil anderswo. Viele Frauen, die mich nicht berühren, geschweige denn erreichen: Am Sonntag lese ich die BamS. Dort gibt es eine schmale Spalte von ganz oben der Seite bis runter. Hier schreibt Margot Käßmann. Die passt zur Bildzeitung. Mein Gott, wo bist du?

Allein im Wohnzimmer bin ich sicherer als in Gottes Haus. Eine unbequeme Wahrheit ist, die gefährlich Beknackten sammeln sich an diesem Ort. Die Kirche gilt vielen heute als Platz von sexuellem Missbrauch. Dorthin schickt man seine Kinder nicht. Die Gesellschaft lernte, besser aufzupassen. Ohne Glaube aber ist das Leben hart. Es gibt vieles, das offen bleibt, wir nicht begreifen können. Gott war selbstverständlich ein Mann, der „Herr“. Dazu kamen Einschränkungen, und sie sind vernünftig: „Du sollst dir kein Bildnis machen.“ Das gibt dem Allmächtigen eine Optik ohne Weihnachtsmannbart. Dazu passt die Aufforderung zum Gewaltverzicht. Wie schwierig wir’s finden, es bleibt ein Lernfeld. Männer sind gewohnt, Macht auszuüben und kommen doch besser voran mit Geschicklichkeit. Die Reformen, mit denen Frauen gleichgestellt werden sollen, möchten diesen Kraft geben und vielleicht können manche Strukturen besser werden. Dem Mann war seit je her angeraten, sein Patriarchat maßvoll zu gestalten. Die klassische Aufgabenteilung und Rollenbilder haben sich überholt. Die moderne Gesellschaft benötigt kreative Rahmen.

# Bilder lügen immer

Theater findet auf einer Bühne statt. Dem Publikum wird gleich klar, es ist nur ein Spiel. Genauso ein Bild im Rahmen an der Wand, das ist kein Fenster nach draußen, sondern ein Ausblick in unser Inneres. So verstehe ich Kunst als den Platz, wo Menschen angeregt werden und Orientierung finden. Wir können etwas anbieten mit unserer eigenen Sprache Ästhetik. Die Kunst stirbt nicht aus, solange Menschen leben und eine gottlose Welt kann es nie geben, wohl aber eine ohne die traditionellen Kirchen. Alle könnten sagen, sie glaubten nicht und niemandem. Das änderte das Ganze unserer Realität nicht. Wir treten aus einer Kirche aus. Wir ersetzen „Gott“ durch ein neues Wort, welches ist egal. Wir bleiben Teil der Natur. Aus diesem Gott, dem Rahmen, dem wir alle unterworfen sind, tritt niemand aus. Wir können unser Leben mit der modernen Medizin verlängern. Menschen laufen mit einem Urinbeutel herum und nutzen den künstlichen Darmausgang, gewinnen ein Jahr an Lebenszeit. Ein Arzt redet ihnen ein, es wäre das Richtige zu tun. Den Tod schaffen wir nicht ab. Wir müssen unsere Gefühle erleiden und können sie manchmal genießen aber nie befehlen. Wie es sich anfühlt, tot zu sein, wissen wir nicht. Warum wir überhaupt hier auf der Erde und als Europäer geboren sind (oder anderswo), können wir nicht erklären. Dem Individuum fehlt ein nicht eben kleines Stück vom Puzzle, wie diese Welt ist, warum es sie gibt. Und an eine leere Wand hängen Menschen ihre Bilder. Fantasie und Glaube sind ein Teil unseres Daseins. Ob ich glaube oder nicht – es ist nur eine Ausflucht, die Lücke mit etwas zu füllen, das Halt geben möchte. Und obwohl wir uns kein Bildnis machen sollen vom Vater im Himmel, spricht Christus in Bildnissen.

Wenn Deutschland sich gefallen lässt, den Rahmen unserer Gesellschaft durch den Staat allein zu bilden und dieser schwach bleibt, wird sich Chaos den Weg bahnen. Das Ergebnis wäre eine undemokratische Regierung und vermeintliche Stabilität wie gleichwohl Unfreiheit. Damit das nicht geschieht, muss ein Gleichgewicht verschiedenster Kräfte die Freiheit sichern. Kultur und Kirche müssen sich einbringen, statt einfach mitzulaufen. Wir lernten, wie stark ein System sein kann, in dem der Einzelne alles gibt. Kraftvoll voran gehen Menschen nur auf festem Boden. Deswegen benötigen wir eine Perspektive. Immer mehr junge Menschen vermissen eine glaubwürdige Darstellung der Realität. Sie werden krank vor Angst. Deswegen, weil schon ihr Startplatz mit Zweifeln behaftet ist, gelingt ihnen kein Abflug in die eigene Zukunft. Hier geht es um die Wahrheit an sich, und diese erscheint nicht wenigen als Fake. Da ist doch wieder die Kunst gefragt. Ihre Ehrlichkeit besteht darin, dass von vornherein gesagt wird: Dies ist nur ein Bild.

# Anders die Polizei

Mein Thema kommt jetzt. Wo eingangs von Missbrauch in der Kirche die Rede war, Menschen in Not geraten, findet der Kommissar das Verbrechen am bloßen Ort seiner Abbildung. Besitz kinderpornografischer Schriften ist strafbar. Das ist juristisch. Es geht nicht ums Leid. Die Polizei ist mitnichten Freund oder Helfer. Sie ist ein Jäger, der Beute machen möchte. Man prüft, ob eine Strafe möglich ist. Pornografie ist nicht nur eine Lust, sondern ein florierendes Geschäft. Da ist ein umfangreicher Markt entstanden. Es ist ganz leicht, kostenlos zu konsumieren für denjenigen, der Internet hat. Unter Druck geraten, organisieren sich die Provider in Richtung Legalität. Man möchte einen sauberen Platz im Netz anbieten, nicht abgeschaltet werden. Das moderne Darknet ist der Raum unter der Ladentheke vom Kiosk, wie es früher gewesen sein mag, wo oben der Playboy neben der Segelzeitschrift einen Platz fand. Kriminelle Energie muss erkennbar sein, damit die Polizei handelt. Vorbei sind die anfänglichen Verurteilungen vielerorts überforderter Nutzer. Zu viele stolpern durchs Netz. Man geht nicht jeder Bagatelle nach. Wer auf den Fotos das Opfer von Missbrauch ist, bleibt zweitrangig. Wen die Beamten zum Täter machen können, weil der Besitz entsprechender Fotografien eine Straftat ist, ist ihnen wichtiger. Dahinter steht die gut gemeinte Behauptung, einer Spur zu folgen, die letztlich der Aufklärung dient. Skepsis ist angebracht. Es scheint weder möglich noch erwünscht, Aufnahmen aus dem Netz zu löschen. Ernüchterung macht sich breit. Bereits Schulkinder tauschen verbotene Bildchen, fertigen sie selbst, mobben andere. Ein geradezu lächerlich anmutendes Plakat sah ich kürzlich an einer Litfaßsäule in der Lornsenstraße hier in Schenefeld. Da bittet die Polizei um unsere Mithilfe. Eltern werden aufgefordert, ihre Kinder darauf hinzuweisen, dass pornografisches Material von Minderjährigen zu besitzen oder diese Bilder mit anderen zu teilen strafbar ist. Das Problem der Polizei ist, dass sie ihrem ureigensten Vergnügen, Strafen anzudrohen, nicht nachkommen kann, wenn die Täter strafunfähig sind, zu jung für das Gefängnis mit zehn Jahren oder so.

Das zweite Ärgernis der Polizei besteht darin, dass Täter, wenn sie gefasst werden, oft als nicht schuldfähig gelten. Man hält solche Menschen für krank. Damit kapituliert unsere Gesellschaft in nicht unerheblicher Weise vor dem Problem. Die Fachleute für Sexualstraftaten versagen oft. Die Politik ist nicht im Bilde. Die Polizei ist überfordert. Die Psychiater sind unfähig, erstellen Gutachten, die mögliche Entwicklungen bei Behandelten falsch darstellen und bieten Therapie, die nicht hilft. Man hat eingesehen, dass Homosexualität keine Krankheit ist und therapiert weiter Menschen, die Kinder missbrauchen, das verstehe ich nicht: Die sexuelle Ausrichtung kann nicht ärztlicherseits umerzogen werden. Es gibt keine Medizin, keine Sicherheit, keinen Plan, wie der moderne Mensch mit seiner Natur zurechtkommen soll.

# Montage verboten

Was kann hier die Kunst leisten, darf man Kinder- oder Jugendpornografie zum Thema seiner Malerei machen oder müssen wir es gerade probieren, nachdem der Staat, ja sogar Gott selbst mit seinen Institutionen versagt? Die Bandbreite des Themas kurz umrissen zeigt Grenzen. Demontage: Aktuell muss sich ein Schauspieler verantworten, bei dem laut Staatsanwaltschaft Wien zigtausende Datenträger gefunden wurden und der Collagen angefertigt hat, die pornografischen Inhalt haben sollen, schreibt die Bildzeitung (BamS, 15. Januar 2023). Ich erinnere mich: Zu Beginn des modernen Medienzeitalters erhielt jemand in Schleswig-Holstein einen gut dotierten Kunstpreis. Er hatte Collagen gemacht, aber umgekehrt. Der Mann hatte farbige Flächen (wie Badeanzüge) über seine gesammelten Pornos getüncht in Photoshop. Das gäbe den Frauen die Würde zurück, befand der Landrat und überreichte einen Scheck an den „Künstler“. Damals, das Foto im Tageblatt, zwei grinsende Kerle, Landrat und dieser Typ, sie halten den Scheck in der Größe einer Tischplatte in die Kamera. Und heute, Bild am Sonntag berichtet: Ein prominenter Serienschauspieler muss als Täter vor Gericht. Es geht nicht um die zusammengebastelten Bildchen seiner jugendlichen Kollegen am Set, die er nackt sehen wollte, sondern um handfeste Beweise. Die Sender strahlen keine Folgen mehr mit ihm aus. Filmemacher löschen ihn aus allen Serien. Er sei in Therapie, schreibt die Bildzeitung. Das ist die Quote: Knapp sechzigtausend Datenträger fanden die Österreicher, entsprechend viele Opfer, denen nicht geholfen werden kann, weil niemand weiß, um wen es sich handelt. Ein einzelner Täter, dieser Mann, wurde erkannt und zu Fall gebracht. Und die sechzigtausend anderen, die Aufnahmen von nackten Kindern machten, machen weiter. Die Bilder bleiben. Mir sagte eine Kommissarin: „Wenn wir löschen, stellt jemand dasselbe Bild nur Minuten später woanders wieder ein.“ Ich habe sie gefragt, ob Abbildungen nackter Mädchen und Jungen insgesamt verboten wären: „Was ist Kinderpornografie?“, wollte ich wissen.

„Die Beine breit.“

Wie alt die Menschen auf Abbildungen sind, muss man wohl schätzen. Es liegt keine bekannte Leiche im Zimmer, die ein Täter umgebracht hat. Eindeutig soll die Lage sein. Die Menge macht’s, und dafür muss ein Verdacht im Raum stehen nachzuschauen. Da muss die Kunst gegenhalten: Wir dürfen das Thema nicht der Polizei allein überlassen. Ich lasse mir weder eine Krankheit noch eine Straftat zuschreiben für meine Behauptung, es gefalle mir, Nackte generell anzuschauen und verlange, dass Vergewaltigung bestraft wird. Die Verhältnismäßigkeit muss gegeben sein. Ich tausche weder Pornos, noch stelle ich welche ein, geschweige denn fotografiere ich jemanden. Ich möchte keine Kinderpornografie sehen, wenn ich surfe und erwarte, dass der Staat gegen diejenigen vorgeht, die derartiges ins Netz stellen und die Justiz Sexualstraftäter bestraft, statt sie mit einer Krankheit zu betüddeln wie den Weihnachtsbaum mit Lametta. Mit diesem Ansatz bliebe mir Meinungsfreiheit und der Polizei das nötige Arbeitsfeld. Eine Ordnungskraft, die sich den Anschein gibt, für uns, die Bürger, zu arbeiten indem sie verfolgt, wem Lustempfinden zuzugeben keine Scham bereitet, aber unfähig ist, Verbrechen effektiv aufzuklären, wird von niemandem gewünscht. Manche glauben, wir könnten mithilfe der Beamten letztendlich einen endgültigen Sieg gegen allen Schmutz der Welt erreichen? Das ist unsinnig wie Friedensaktivisten durch jeden Krieg auf den Boden der Realität zurückfallen. Es kann gar nicht sein, dass wir alle krank sind, Männer älter als fünfzehn, weil wir keine Pornos gucken mit ausschließlich reifen Frauen um die fünfzig. Wir benötigen eine differenziert schreibende Presse anstelle billigem Boulevard und verpflichtend Selbstkontrolle der Provider. Der Kurs in diese Richtung ist der heute verfolgte, das war aber nach der Jahrtausendwende nicht erkennbar. Eine guter Trend und erfreuliche Nachricht, dass man begriffen hat. Nur weil kriminell aus dem Ausland oder im Darknet gearbeitet wird, darf nicht pauschal angegriffen werden, wer in Deutschland surft, sondern was hier bei uns zu sehen ist, muss nach Kräften kanalisiert werden von den Betreibern der Plattformen.

Die Medien berichten von spektakulären Fällen, und nun geht es vermehrt um den Missbrauch kleiner Jungen. Furchtbare Verbrechen unvorstellbaren Ausmaßes werden bekannt. Die Gesellschaft lernte, Homosexualität als Gegebenheit zu begreifen, und das dauert an. Gewalt gegen Kinder verstört doppelt, wenn Männer Jungen missbrauchen und das liegt in der Natur der Sache, weil es mehr Menschen ihnen gegenüber gefällt, sich als bessere darzustellen. Nicht wenige sehen in gleichgeschlechtlicher Liebe einen Fehler, den sie selbst nicht hätten? Das summiert im Missbrauchsfall den Ekel und potenziert den Hass vermeintlicher Gutmenschen, stachelt sie an zur Hetze gegen Perverse. Das brauchen wir nicht. Wer wie ich Pinterest nutzt, weiß, das Wissen um die Sexualität macht vor dem Kinderzimmer nicht halt. Eine Flut von knapp bekleideten Mädchen, teilweise in High Heels und in aufreizender Pose abgebildet, findet sich legal. Das wird bleiben wie die unglaubliche Kleidung der Jugendlichen heute insgesamt. Wer fotografiert so und präsentiert diese Bilder – oft sind das wohl die Familien selbst, die stolz ihren Nachwuchs zeigen? Adam und Eva mussten den Garten Eden verlassen, als sie Bescheid wussten. Wie alt mögen unsere ersten Menschen, von denen in der Bibel berichtet wird, gewesen sein? Eine Nachricht vom Dezember passt noch (Zitat).

# Nackt

„Nackte Kinder auf der Insel: Brooke Shields über ,Die blaue Lagune‘. Mit gerade einmal 14 Jahren wurde Brooke Shields vor den Augen der Kinozuschauer in der Insel-Schmonzette entjungfert. Die Schauspielerin glaubt, dass der Film heute garantiert nicht mehr gedreht würde. Brooke Shields auf ,Die blaue Lagune‘ (…) anzusprechen, das ist immer noch keine gute Idee. Schon in den vergangenen Jahren äußerte sie sich mit Bedauern darüber, dass sie 1980 in der schwülstigen Romanze mitgespielt hat, in der zwei auf einer einsamen Insel gestrandete Kinder (…) Liebe füreinander entdecken. Damals war sie gerade einmal 14 Jahre alt, ihr Drehpartner Christopher Atkins hatte immerhin die Volljährigkeit erreicht. Inzwischen glaubt Shields, dass der Film heute nicht mehr das Stadium eines Drehbuchs überschreiten würde. (…) sagte die 57-Jährige: ,Nie wieder wird ein Film so gemacht werden. Das wäre nicht erlaubt.‘ Ihr ehemaliger Co-Star, der zu Gast in dem Podcast war, war auch der Meinung: ,In dem Film wurden Tiere verletzt. Wir haben Fische aufgespießt und alle möglichen verrückten Dinge getan. Kinder rennen nackt am Strand entlang. Das könnten wir jetzt nicht mehr machen.‘ (…) In ihrer 2014 erschienenen Autobiografie ,There Was A Little Girl: The Real Story of My Mother and Me‘, betonte Shields, dass sie durch die Filmproduktion sehr stark gegenüber sexuellen Reizen desensibilisiert wurde. Bereits 1978 war die Schauspielerin von Regie-Legende Louis Malle in ,Pretty Baby‘ als 12-jährige Prostituierte besetzt. Zuvor war sie durch Nacktbilder, die sie als 10-Jährige mit dem Fotografen Gary Gross gemacht hatte, bekannt geworden.“ Zitat Ende (Rolling Stone, 29.12.2022).

Und, darf man fragen, ob die Welt hinsichtlich dem Schutz junger Menschen, was sexuelle Übergriffe betrifft, besser wurde seit dem Film, ob es hilft, dass dergleichen nicht mehr erlaubt wäre zu drehen, wie die Schauspielerin vermutet? Es gibt mehr Porno als je zuvor, und wenn wir ehrlich wären, es einzusehen, haben wir ein Problem im Bereich der Altersbeschränkung, effektiver Kontrolle. Wir müssten uns fragen, ob Begriffe wie „Sexismus“ oder „Pädophilie“ der hilflose Versuch sind, etwas zu erklären, das in Wirklichkeit anders ist und Schlagwörter neue Schwierigkeiten kreieren, die so nicht gelöst werden. Viele Männer haben kein Problem damit, Frauen attraktiv zu finden ab dem Moment, wo Mädchen geschlechtsreif werden, ohne deswegen das Leben Jugendlicher zu zerstören.

Wer Kinder missbraucht, verliert jede Achtung seiner Mitmenschen. Das ist keine Krankheit wie Schnupfen. Wer übergriffig ist, handelt als Gewalttäter, raubt jungen Menschen das Vertrauen in andere für immer. So einer ist bestraft ab dem Moment, wo das bekannt wird und wird nie wieder gesellschaftlich akzeptiert. Es gibt keine zuverlässige Therapie, weil ein Begriff (als verbale Erfindung) noch keine behandelbare Krankheit erschafft. Wir verzetteln uns: Wer Lust empfindet, ist nicht krank, wer Menschen vergewaltigt, muss aus dem Verkehr gezogen werden. Würden wir strafen, wo erfolglos therapiert wird, wäre das verhältnismäßig. Ich möchte mich artikulieren dürfen in diesem Land, kämpfe für freies Denken, individuelle Kunst anstelle opportunistischer Deko. Unter den Klamotten sind doch alle nackt.

🙂