Besser Abführen

Manche Werbung vor acht ist aus medizinischer Sicht unlauter. Man tut, als würden bekannte Probleme der Menschheit mit dem Kauf des jeweiligen Produkts gelöst. Gesunder Schlaf sei wichtig und bei Störungen ganz einfach wieder möglich mit ein paar Tropfen, die als Medizin beworben werden. Ein Pflaster für den gereizten Darm wird angepriesen, als wäre ein Zeug genau das und unterstütze den Heilungsprozess, welcher es nötig habe, so in Gang gebracht zu werden. Nächtlicher Harndrang ist, glaubt man diesen Pseudologen, problematisch. Deswegen, als Reparatur inszeniert (wie beim Öl verlierenden Auto), müsse ein Mann handeln, suggeriert ein besonders dämlicher Spot.

Ich glaube so etwas nicht.

Mir ist das Vertrauen in die Pharma und ihre Helfershelfer abhanden gekommen, weil ich nach (zugegebenermaßen selbst gemachten) Fehlern ausgenutzt wurde und das schließlich erfahren habe. Eine gut gemeinte Medizin kann uns, wenn sie missbräuchlich angewendet wird, schließlich von den Ärzten abhängig machen. Man kommt schwerlich weg vom Doktor, wenn man dessen Einfluss, was genau abläuft, nicht beurteilen kann aus mancherlei Gründen.

Es mag bessere Ärzte geben, und vielleicht gelingt es dem Suchenden mit Einfühlungsvermögen, solche zu finden und ihre Qualität zu erkennen, wenn es darauf ankommt. Ich traue mir diese Menschenkenntnis nicht mehr zu. Schuld daran ist eine Frau in der Politik und Verwaltung einer kleinen Stadt, die ich kannte. Ich fiel herein auf ihre Manipulation. Mein Fehler – und dass alles so gekommen ist, diese weibische Überheblichkeit, ein aus der Machtposition initiierter Missbrauch meiner Integrität, Tritt gegen unseren Rechtsstaat – das habe ich schriftlich. Ich weiß das, es nützt mir aber nichts. Mir wird kein Schaden ersetzt. Ich habe selbst einigen angerichtet im Zorn. Nicht wenige werden einen bösartigen und kranken Menschen in mir sehen.

Die von mir Geschädigten seien „wie Onkel und Tante“ zu ihr, meinte kürzlich eine junge Frau, deren Name hier nichts zur Sache tut. Damit hat sie wohl unbewusst preisgegeben, was mir wichtig war herauszufinden. Ich möchte gerade meine Ruhe vor diesem bösen Onkel haben, das ist er nämlich. Dem Alten dürfte es ähnlich gehen. Man geht sich aus dem Weg und kann doch nicht aufhören mit dem Zurückschauen. Waffenruhe ist ein wenig weniger als Frieden. So rufmordet er weiter, wie anzunehmen ist, und ich missbrauche meine Kunst, dem Ärger Luft zu machen.

Menschen rotten sich zusammen und stellen sich als gute Helfer einer in ihrem Sinne nötigen Ordnung dar. Diese Leute gestalten, belehren, beugen und biegen das Recht, bis sie es sind, die Recht haben. Solche Nachbarn im Städtchen beschuldigen andere aus Prinzip. Das bedeutet ihnen, einen kurzfristigen Erfolg zu haben, einen Sieg über das Böse für sich reklamieren zu können. Man gibt sich, als auf der richtigen Seite stehend. Die Schuldfrage definiert Täter und Opfer, legt Rollen fest. Ein Prozess reduziert die Wahrheit auf den isolierten Augenblick. Die sich gerade stark fühlende Partei weist der anderen Seite Täterschaft zu, die diese oft nicht wahrhaben will. So benötigt der Beschuldigte vor Gericht einen Rechtsanwalt, der die Verteidigung übernimmt. Andernfalls schlüge ihn die Meute tot. Mit der Zeit relativiert sich der vernagelte Blick auf die besondere Täterschaft. Die breite Masse erkennt die Provokation, die eine Situation eskalieren ließ. Das allgemeine Interesse am Ganzen lässt nach.

# Die Zeit spielt für mich

Das kann ich gern zugeben: Ich bin so einer, bestraft von Gutmenschen, darf ich keinesfalls als Opfer meiner ekligen Umgebung gelten. Der Täter, das bin ich. Das sagen die, die das so sehen möchten. Ich schlug, trat, habe dafür bezahlt. Trotz bestimmt also mein Leben. Mir geht es prima dabei, befreit geradezu. Ich trotze dem, was sich gehört und male, schreibe, wie es mir gefällt, lebe nach dem Motto: „Ist der Ruf erst ruiniert, lebt sich’s ganz ungeniert.“ Ich bin asozial in meinen Äußerungen (und trotzdem hilfsbereit, falls man mich um einen Gefallen bittet). Es ist mehr die Gesamthaltung, meine Einstellung zum Mainstream. Die Gesellschaft bekommt mich als Mitarbeitenden nicht zurück. Das ist den Leuten egal? Mein Spott interessiert kaum, und die Politik erträgt mich leichthin. Nicht wählen gehen, bringt höchstens mahnende Worte ein. Das kommt vor. Es bedeutet, sich ein hingeworfenes: „Dann darfst du nicht meckern“ anzuhören.

Wir dürfen uns einer Wahl enthalten. Davon mache ich Gebrauch. Die zivilisierte Blockade kennt mehrere Stufen. So gesehen, ist diese Website eine Demo an einem abgelegenen Ort, dass niemand davon Kenntnis hat und mit nur einem Teilnehmer, der zugleich auch Organisator ist. Das hieße, sich fest zu kleben auf der Straße, aber auf einer, die weniger als ein Weg ist. Diese Gesellschaftskritik ändert niemanden und wird nie wahrgenommen. Ich veröffentliche meine Publikation im Abseits. Wenn ich nicht störe, kümmert sich auch niemand drum, was ich sage. Ich meckere ja nicht, ich weiß es besser, und das mag keiner leiden. Das hier ist keine Plattform von Interesse. Ich kehre der Welt den Rücken zu und sie mir. Hier noch Lesende sind mutmaßlich welche, die hoffen, mich gelegentlich belangen zu können? Sie möchten selbst Opfer sein oder wenigstens Denunziant. Das sind Gestrige, für die man sich so wenig interessiert wie die Allgemeinheit sich für mich. Ich beleidige smart, bin glatt, nicht zu fassen. Kalt und böse wie ein Fisch bin ich heute ein glitschiger Aal ohne Freunde. Feinde haben ebenfalls das Nachsehen. Die Welt dreht sich weiter. Ein neuer Frühling kommt schon. Es gibt Positives zu berichten: Dem frischen Grün sprießender Pflänzchen ähnlich erkenne ich freundliche Gesichter im Dorf.

Es werden immer mehr.

Mir bedeutet das Zurschaustellen dieser Ideen, die Nuancen wahrzunehmen, wie viel oder wie wenig die anderen tatsächlich bereit sind, sich mit mir abzugeben. Ich erkenne auf diese Weise den wirklichen Wert meiner Kunst, die Wichtigkeit meiner Ansichten und bin in der Lage einzuordnen. Mein Fazit, ich bin nicht wichtig. In der Regel sind die Reflexionen etwa so ausgeprägt wie der schwache Schein vom Mondlicht auf einer schwarzen Dachpfanne. Das geschieht, wo ich erwarte, direkt die Sonne im Rasierspiegel zu sehen. Es hat sich gezeigt, dass Freunde nur auf der Skala von Promille goutieren. Die meiste Zeit verbringen meine Zeitgenossen damit, eigene Ideen zu proklamieren und können dabei weder malen noch schreiben. Viele kommunizieren andauernd mit dem Smartphone.

Was ich noch sein könnte an diesem Platz, den ich mir geschaffen habe, ist wohl in erster Linie das Opfer von Kriminellen – oder selbsterklärten Helfern, die ich als nicht weniger bösartig begreife. Wer sich auf meine Kosten profilieren möchte, ist weder Freund noch Helfer. Es gibt Weltretter, die ungefragt Hilfsbedürftige zu welchen erklären. Den Kranken möchten man in mir erkennen, glaube ich. Der Hilfe bedürftig und auch eine Gefahr für andere könnte ich sein, behauptet man womöglich, und so soll ich verordnet werden vom Staat und denen, die sich für diesen halten. So kommt es mir vor. Einen intriganten Mob sehe ich in unserer Verwaltung. Gut vernetzt ist die Regierung. Da steht dem Politiker ein Apparat samt Polizei und Psychiatrie zur Seite für jede nur mögliche Aktion. Man zieht einige auf die Seite, führt an, im Ehrenamt Gutes zu tun, sei mit der Bürgermeisterin befreundet. Die kennt dann wieder jemanden, der andere kennt. Das lernte ich zu verstehen, und es hat mich verändert. Im Angestellten gleich welcher Behörde sehe ich den Feind. Eine innere Einstellung ist das von mir geworden, und sie ist nicht mehr korrigierbar. Das macht mich zum Farbterroristen. Ich schmeiße diese Beutel raus, ziele auf die blödesten Fressen hier um mich rum.

Das beruhigt schon mal.

Am Besten gefällt mir das ganz Normale hier im Dorf. Heute Morgen nun hofften zwei liebe „Mädels“, sage ich mal, die ich oft besuche – nicht genannt an dieser Stelle, was sie machen, in welcher Beziehung sie zu mir stehen –, auch einmal skizziert zu werden. Ich gab zu bedenken, dass in der Regel nur Leute von mir aufs Korn genommen würden, die ich nicht leiden kann. Dabei soll es bleiben. Ich habe ein Ventil gefunden für manches Gefühl. In der Folge der zurückliegenden Ereignisse bemühen sich einige um Schadensbegrenzung, und das sei ihnen gedankt.

# Bloßgestellt

Neue Freunde zinken. Aber dass da einer sich berufen fühlt, Menschen die Richtung zu weisen und mir also weiter auf die Pelle rückt, nachdem schon eine perfide Gurkentruppe von Möchtegernbullen so viele Kuhfladen abkackte, man verzeihe mir diesen Satz, drängt sich auf – und empört nur.

🙂