Vernetzte Probleme

Hier wird nicht die Welt gerettet! Quer durch persönliche Befindlichkeiten steht an dieser Stelle Unterhaltungsliteratur. Es darf Makulatur sein, digitaler Bockmist, zugegeben vom Autor, der sonst malt. Das ist kreatives Schreiben, keine journalistische Grundversorgung und noch weniger eine soziologische Abhandlung, psychologische Weisheit, mehr ein Brainstorm. Da weht die frische Brise oberhalb meiner Schädeldecke. Schriftbloggen gilt als eine Not, die Gedanken festzuhalten. So ein Wortschwall wird als unregelmäßiges Tagebuch, Einzelmeinung und bestenfalls Kunst verstanden. Es muss in diesem Sinne nicht richtig sein, was ich sage. Das soll nur im Moment stimmen, treibt mich um, möchte notiert werden, muss. Dazu passt: „Ein Mensch ist immer das Opfer seiner Wahrheiten“, Albert Camus, aus dem Buch „Der Mythos des Sisyphos“, 1942, und das sollte uns nicht davon abhalten zu schreiben.

Während wir im Urlaub auf Fehmarn waren, stieß ich auf eine Notiz in der Tageszeitung. Das liegt einige Wochen zurück. Der Artikel erregte mein Interesse, aber zunächst wusste ich nichts damit anzufangen. Heikel erschien mir’s dann doch, in der Sache zu schreiben, wo im Detail nichts weiter bekannt vorliegt. Inzwischen glaube ich, dass mein eigentliches Thema, die Bewegung der Gruppe oder sogar Masse und schließlich eine sich aufschaukelnde Dynamik doch sehr gut den Bericht aus Ostholstein als Einleitung verträgt. Ich finde mich darin wieder. Die kleine Episode wirft ein Schlaglicht auf unseren Rechtsstaat. Einfach ist hier gar nichts. Und das ist auch gut so, denke ich – heute, um trotzdem morgen wieder darauf zu schimpfen wie alle, die sich über manche Fallstricke der Freiheit aufregen.

Von einem Fall wurde berichtet, da kommt ein mulmiges Gefühl auf. Ein dubioser Mann verfolgt scheinbar junge Frauen im Naturgebiet rund um ein Gewässer, wenn diese dort allein unterwegs sind. Das Geschehen in der freien Natur mit mutmaßlich einsamen Pfaden und Gebüsch hier und da gibt mir einen willkommenen Fokus. Ein Bild davon in meinem Kopf schafft die ganz eigene Sicht auf unsere ansonsten besser ausgeleuchtete Zeit. So unterwegs zu sein, ist noch gefährlich wie einst draußen in der Steppe (und allgemein der weiten Pläne) einer grauen Vorzeit.

Zitat Anfang:

# Mann verfolgt Mädchen am Großen Eutiner See

Eltern warnen auf Facebook – Polizei kann nicht eingreifen, weil bisher nichts Schlimmeres passiert ist

Von Maike Wegner

(…) eine Situation, in der wohl jedem mulmig zu Mute wäre: Ein fremder Mann beobachtet einen und verfolgt den eigenen Weg. Am großen Eutiner See macht ein Ostholsteiner genau das. Eine Mutter warnt jetzt auf Facebook vor ihm. Und auch die Polizei kennt den Mann – doch unternehmen kann sie nichts, weil bisher nichts passiert ist.

Die Mutter hat trotzdem Angst und will andere auf den Mann, der rund 50 bis 60 Jahre alt sein soll, aufmerksam machen. „Er ist etwa 1,90 Meter groß (…)“, schreibt sie auf Facebook. „Um den Hals trägt er (…). Er läuft jungen Mädchen, die alleine unterwegs sind, hinterher. Wartet auf sie, sobald sie sich irgendwo hinsetzen und verfolgt sie, bis sie irgendwo sicher sind.“

(…) nicht die erste, die dem Mann begegnet ist. „Den habe ich mir vor zwei Jahren geschnappt, nachdem er mehrfach meine Tochter verfolgt hat“, schreibt eine weitere Mutter. „Er tat dann so, als wäre er das Opfer und hat sich schnell entfernt. Seitdem ist zumindest bei meinen Kindern Ruhe. Ich kann mir nicht erklären, aus welchem Grund er weiter sein Unwesen treiben darf.“ Auch ein Mann bestätigt das Erlebte: „Leider läuft das schon Jahre mit ihm. Polizei weiß auch Bescheid. Aber es muss ja anscheinend erst wieder was passieren, bevor da eingegriffen wird“, sagt er. (…).

Die Polizei (…) kann aber tatsächlich nicht eingreifen. „Die Person wurde in dem Einsatz angetroffen und ist den Kollegen demnach bekannt“, sagt Sprecher Mark-Dominik Wille. Weil es aber bisher zu keinen strafbaren Handlungen gekommen sei, könne man nicht tätig werden. Um Schlimmeres zu verhindern, hat die Polizei den Park aber dennoch mit einer Streife verstärkt im Blick. „Dass eine solche Situation für Betroffene dennoch unangenehm ist, können wir natürlich gut nachvollziehen“, sagt (…) empfiehlt (…) im Zweifel die Polizei zu rufen oder Hilfe bei anderen Passanten zu suchen. (Lübecker Nachrichten, Donnerstag, 13. Juli 2023).

Zitat Ende.

Die Lage am See scheint nicht eindeutig, wie der geneigte Zeitungsleser vermuten darf, nach diesem Artikel. Liest man zwischen den Zeilen, blitzt der Rechtsstaat auf, zeigt schneeweiß funkelnd sein feistes Grinsen denjenigen, die eine einfache Lösung für alles parat haben. Spazierengehen ist nicht verboten. Das haben manche verstanden und nutzen ihre Präsenz zum Zweck, das eigene Revier abzustecken. Das dürfen wir. Von wem geht die Gefahr aus, dem geilen Opa auf der Wiese oder der mobbenden Mama? Das zu fragen, verbietet eine Welt, die einfache Antworten kennt.

Jedem die eigene Paranoia, möchte man meinen bei manchen Berichten. Die einen bezichtigen die anderen der geistigen Abnormität. Auch genauso die Grenzlinie zwischen Gut und Böse, sie verläuft je nach Betrachterseite mal hier, mal dort. Meine Eltern schockierte der Begriff „etwas mitgehen“ lassen, der Mitte der Achtziger ungefähr bedeutete, aus dem Hotelzimmer oder beim Restaurantbesuch unauffällig kleineres Inventar vom Betreiber zu entwenden. Bagatellen, ein aufregender Sport, aber nicht für einen Geschäftsbetrieb, der regelmäßig investieren muss in Handtücher, Löffel, Salzstreuer und solche Sachen. Wir hatten bekanntlich einen Laden und sympathisierten also mit den Gastronomen. Eine andere soziale Gruppe ist die der Konsumenten (in so einem Fall). Aus dem Gehörten schloss ich als Jugendlicher und bald junger Erwachsener, der ich damals war, meine Eltern wären gute Menschen und ereiferten sich zurecht empört gegenüber frechen Zeitgenossen. So denken nicht wenige junge Leute, sie glauben vieles.

Unternehmer und Angestellte stehen sich oft feindselig und motiviert aus dem jeweiligen Lager gegenüber. Was gilt als die richtige Position? Sozialer Druck bestimmt die Laufrichtung, und das ist keine angenehme Erkenntnis. Menschen mit Smartphones in der Hand wirken Älteren wie ferngesteuert, aber dies ist kein Problem der Jugend. Es hat uns alle erwischt.

Noch ein Zitat:

# Kiew fordert, Berlin zögert und dann wird doch geliefert: So lief es zuletzt immer mit deutschen Waffenlieferungen an die Ukraine. Auch die Taurus-Debatte verläuft in diese Richtung. Scholz wirkt dabei wie ein Getriebener. (Tagesschau 11.08.2023).

Zitat Ende.

# Sozialer Druck

Es geht gar nicht um Fake News oder böse soziale Medien, die uns nötig scheinen, bekämpft zu werden, Gut und Böse überhaupt, sondern ein anderes und größeres Problem hat die Menschheit im Griff. Wir lernten in der Schule, dass die Erde sich dreht, jeden Tag, unser Planet um die Sonne kreist, alle mitreißt auf seiner Reise durch das Weltall. Niemand stört sich daran. Das kann keiner ändern, und so ist es auch mit Schlechtwetter auf See: Der Kapitän wird noch den Kurs anpassen, besser zur Welle steuern. Man verhindert nie den Sturm an sich, dem es gefällt loszulegen.

Wir passen uns an die feindselige Natur an. Dem Menschen nebenan bieten wir gegebenenfalls die Stirn. Da steht nur einer von uns. Es bedeutet, einen gleichwertigen Gegner in einer Auseinandersetzung vor sich zu haben. Schon immer gingen auch Gruppen gegen Einzelne vor. Der Mensch hat sich heute den Planeten insgesamt einverleibt. Unsere Aktivitäten und die dahinterstehende Motivation bildet ein Netz, das uns aber auch gefangen hält. Um sich für oder gegen etwas zu entscheiden, muss jeder eigene Handlungsfreiheit beanspruchen. Rechte hat, wer sich traut, für sie einzutreten. Im Mittelalter oder zur Zeit der Napoleonischen Kriege konnte es wohl geschehen, dass Parteien unabhängig voneinander aktiv wurden, einfach deswegen, weil die Kommunikation nur innerhalb der eigenen Leute möglich war. Nach dem Zweiten Weltkrieg sprachen wir vom „roten Telefon“, wenn Staatenlenker sich austauschten. Heute bestimmt der Mensch als beherrschende Population wesentliche Entscheidungen zwingend mit. Wir akzeptieren Tropensturm und Erdbeben. Menschen und ihre Ansichten bilden jetzt eine vergleichbare Macht. Wir können nicht frei sein, wenn das Internet weltweit zeitnah alles im Griff hat.

Nicht erst seitdem wir Klimakleber haben, Greta Thunberg uns ermahnt, begreifen immer mehr Menschen, dass der Klimawandel eine Folge von Überbevölkerung ist. Zu viele Bewohner hier auf der Erde bedeuten eine Gefahr wie das überladene Boot, welches kentern kann, wenn die Passagiere nicht ganz still in der Mitte sitzen. Das Ende der Freiheit wurde längst erfunden und seitdem die Welt vernetzt funktioniert, ist es besiegelt. Vielleicht hat die Sache ihr Gutes, und eine Schwarmintelligenz formt sich, rettet den Planeten, bildet das ganz große Gehirn? Dann sollten wir einfach dabei mitmachen, blind mitrennen wie alle, von denen wir meinen, dass denen die Richtung schon irgendwie bekannt ist. Bloß nicht quer, aber queer muss das aktuell sein. Verspargelte Felder sind auf dem Vormarsch, bis die andere Seite Boden gewinnt. Wir können Krieg. Morgen drehen wir dann um und vergasen wieder in allen Öfen. Die Restlaufzeit des Menschen auf diesem Planeten hat begonnen. Wenn ich sage, dass es Satire ist, darf ich’s so schreiben? Aber nur hier. Bei den anderen verstoße ich gegen die Regeln der Community. Jedenfalls solange ich bloß ein Nutzer bin. Die Leader haben gewisse Freiheiten, das wird bewundert. Falls nicht, kaufen sie gegebenenfalls die ganze Plattform, bringen x-neue Regeln.

Kanzler Olaf Scholz ist kein Leader, mehr Nutzer, glaube ich, wenn überhaupt.

# Schnatter dir was!

Zwitschern war gestern. Menschen haben in der Regel keine eigene Meinung, glauben es aber. Sie nehmen an, über Gut und Böse Bescheid zu wissen. Nur eine kleinere Gruppe, die Juristen unter uns, müssen von Fall zu Fall entscheiden und wissen, wie verzwickt was sein kann. Schwierigkeiten, die beispielsweise unser Bundeskanzler auf dem Tisch hat, wenn es um Waffenlieferungen an die Ukraine geht, die Empörung meiner Eltern damals über das verharmlosende Wort vom „etwas mitgehen lassen“ oder modernes Cancel Culture, da sind soziale Bewegungen ursächlich. Dominosteine fallen um. Der auf sich gestellte Mensch ist ein Auslaufmodell, weil wir so fest eingebunden in Beziehungen nicht länger im Widerpart zu den natürlichen Herausforderungen gesehen werden können, sondern als Teil der sozialen Struktur unsere Identität finden. Die Rahmenbedingungen sind vom Menschen definiert. Sie können verhandelt werden, geändert, ausgemerzt, ausgeschwitzt, ausgeixt oder ausgetwittert. Mit einem Gewitter kann niemand kommunizieren, dass dieses seine Richtung ändert. Mit dem Nachbarn kann ich Grenzstreitigkeiten schlichten oder mein Recht bis ins letzte Detail durchkämpfen. Was aber Recht an sich bedeutet, ist das Ergebnis von Abmachungen. Wenn unser Planet um die Sonne rast, ist das ein Fakt. Da wird nicht verhandelt.

Wenn Amerika Krieg führt, geht das alle an.

Stell dir vor es ist Krieg und alle gehen hin?

Das darf man ja gar nicht schreiben.

Die Probleme der Menschen sind trivial, individuell. Wir leben nicht nach einer pauschalen Wahrheit. Dem Staat obliegt die Aufgabe, alle zu begreifen, auch die Zornigen. Die Bürger und Bürgerinnen im Land sind doch nicht alle doof, weil sie unzufrieden sind. Wir gewinnen den Eindruck, mitgerissen zu werden von einem Strom, benötigen feste Grenzen, die Halt geben. Davon, dass immer wieder eine breite Gruppe im Topf geschlossen skizziert wird, von der man behauptet, sie bestünde aus etwa Querdenkern, Impfgegnern, Russlandfreunden und latent Rechten, würde bereichert von Sympathisanten Sahra Wagenknechts, gewinnt unsere Demokratie nichts außer weitere, den Medien kritisch gegenüberstehende Wähler. Wir züchten Blockierer wie Unkraut und ermuntern letztlich Verstockte, die nicht selten gar nicht mehr wählen gehen zum Trotz gegen alles Gemeinnützige. Europa hat kein eigenes Profil und wird so, wie es derzeit daherkommt, auseinanderfallen? Diese Gefahr ist durchaus gegeben. Der Brexit löste keine Probleme und wurde dennoch vorangetrieben, letztlich beschlossen. Genützt hat’s nix. Populismus ist immer einfach. „Die Steuererklärung müsse wieder auf einen Bierdeckel passen“, meinte Friedrich Merz einmal, und passt sie? Die einfachen Antworten der erstarkenden rechten Politik werden von vielen Menschen aus unserer Mitte begrüßt. Was ist falsch an konstruktiver Migrationspolitik? Gar nichts, aber einfach zu machen dürfte dergleichen kaum sein. Auf dem Bierdeckel steht das Bier. Ist es leer, kommt schon das nächste. Das ist einfach.

Ausnahmslos jeden Fremden willkommen heißen wird auch den zugezogenen, seit Jahren im Land integrierten Menschen zum Problem, die lernten, sich hier zurechtzufinden. Bürokratie behindert unsere Struktur. Da müssen Menschen nach einfachen Antworten suchen, wenn ihnen der Alltag ständig verbaut wird. Wir sind das Opfer von Gutmenschen. O, ich weiß, das gilt als böses, verbotenes Unwort wie anderes, beispielsweise Quotenneger. Warum werden solche Ausdrücke erdacht? Das provoziert Lautsprecher, die mit dem Finger auf alles zeigen, und das merkt man. Die nerven. Es macht Findige kreativ, ist wie mit den als Schmiererei verpönten Graffiti. Wahre Kunst ist schmutzig, trotzig, entsteht wütend. Unkraut vergeht nicht. Viele fordern Toleranz ohne selbst die nötige, liberale Größe zu besitzen, so scheint es. Manche lenken damit einfach nur ab von ihrer eigenen Korruption, sind faul, lügen. Damit Deutschland eine vielschichtige Demokratie bleibt, müssten wir lernen, unser Land wertzuschätzen. Das hieße wohl Kritik zuzulassen. Kunst etwa, statt subventionierter Dekoration zu begrüßen, echte Denkanstöße und tatsächliche Mehrheiten, den Mittelstand zu Wort kommen lassen. Es ist nicht falsch, dass Männer Frauen lieben. Die Basis rührt sich, nicht ein rechter Rand. Da ist keine böse Partei zu bekämpfen, sondern normale Wähler sind zahlreich unterwegs, die diese erst möglich machen. Werte müssen verteidigt werden, die nicht davon definiert werden, was grüne Mädels breit macht, den Bildschirm sprengt.

Wir werden erleben, wie heftig die Masse nach rechts rückt, wenn das jetztige Wirklichkeitsbild der etablierten, Reden schwingenden Leute nur eine Zeiterscheinung ist. Die Menschen verwechseln Wahrheit mit Mainstream. Dieselben Moralapostel trampeln über einen Sterbenden im Vorraum der Bankfiliale, das war vor einigen Jahren, um bloß ihr Geld abzuheben, und sie treten auf einen Sherpa am Berg, wo dieser Arme gerade stirbt. Sie trotten blindlings gipfelwärts (das war vor einigen Tagen). Immer weiter, schneller, höher stürmt der Mensch. Im Großen wie im kleinen Dorf, wir möchten einen Bundeskanzler, der führt und nicht einen, der reagiert. Der Mann soll regieren. Wir wollen eine Bürgermeisterin, die Charakter hat, nicht Phrasen drischt. Unser Bundespräsident mahnt.

Zitat Anfang:

# Kein mündiger Wähler kann sich auf mildernde Umstände herausreden, wenn er sehenden Auges politische Kräfte stärkt, die zur Verrohung unserer Gesellschaft und zur Aushöhlung der freiheitlichen Demokratie beitragen. Wie jemand seinem Unmut, seiner Enttäuschung oder seinem Protest Ausdruck gibt, darauf kommt es an. Kritik und Opposition bringen uns bei der Lösung von Problemen weiter und sind eine Säule der Demokratie. Extremismus und Verfassungsfeindschaft zerstören sie. Diese Unterscheidung treffen zu können, ist jedem Menschen zuzumuten – am Stammtisch, in den sozialen Medien ebenso wie an der Wahlurne. (Abgeschrieben von der Website „Der Bundespräsident“, 09.08.2023).

Zitat Ende.

Ich nehme dich beim Wort, Frank Walter Steinmeier!

Meine Sprache ist noch frei in diesem Land. Sie mag ungehobelt sein, verstören und irritieren. Hier werden moralisch verbotene Worte trotzig weiter genutzt. Meine Indianer, Neger und Zigeuner sind nur Buchstaben. Mich diffamieren andere auch als Pinky, Psycho und Klappse, na und? Das verhindere mal der/die/das Antidiskriminierungsbeauftragter*in im Ministerium der Antidiskriminierungsstelle des Bundes und schütze mich entsprechend. Deutschland hat die längsten Worte und die längsten Leitungen auch. Wir belehren die Welt, verpfeifen die Nachbarn. Zu arbeiten haben wir verlernt, zerstören sehenden Auges den Wirtschaftsstandort Deutschland.

Ich sage, dass junge Mädchen süß aussehen und alte Frauen scheiße. Das Maul lasse ich mir doch nicht verbieten. Kein halbwegs schulgebildeter und zivilisierter Mensch beabsichtigte – noch bis etwa kurz vor der Jahrtausendwende – Schwule wie nebenbei zu beleidigen im Alltag, fühlte sich dem heute verlangten, sensiblen Umgang mit dieser Menschengruppe besonders verpflichtet, als das Wort vom homophoben Verhalten weitgehend unbekannt war. Es kam ständig zu Kränkungen, die als normal hinzunehmen waren. Ist das Leben in seiner großen Vielfalt durch unsere Sprachpolizei besser geworden? Das zweifle ich an. Toleranz ist zunächst Einzelfallentscheidung. Niemand fürchtete sich damals durch Sexismus, Antisemitismus aufzufallen, wurde unter Generalverdacht abgeurteilt, ein patriarchalisches oder fremdenfeindliches Monster zu sein, bloß weil er Forschende, Studierende und Indigene nicht kannte. Kinder bekamen „einen Backs“, und heute bekommen sie immer noch Schläge, und die Eltern werden dafür angezeigt. Aus einer Strafe mache zwei ist das. Männer gierten Frauen hinterher und tun es noch immer, und heute hetzen Gruppen gegen verstörende Typen. Die tatsächlichen Vergewaltiger erkennen die Mädels oft nicht. Sexualisierte Gewalt ist nicht weniger geworden durch unsere Bemühungen. Die gute alte Zeit war keine, aber jetzt denunzieren wir vorauseilend.

Möglicherweise lebten wir schon mal entspannter.

# Einfach vs eingebildet

Klare Worte: Ich gehöre zu denen, die offizielle Empfangsredner und durchgegenderte Sermone abschalten, wenn sie mir die Fernsehnachrichten verhunzen. Penetrant, eingebildet, besserwisserisch sind die Leute. Ich lege Artikel beiseite, die mit hochgestellten Sternchen nur so protzen. Mein Kraftwerk ist die Kreativität. Das drehe ich nicht ab wie die Blöden, die sich den Ast absägen, auf dem sie sitzen. Woher kommt denn die ganze, massenhaft benötigte, grüne Energie, die wir in Kürze verstromern sollen? Ich lebe in Schilda und denke einfach. Mein Strom kommt aus der Steckdose, meine Heizung verwendet Gas und mein Auto fährt mit Benzin. Mit meinem Eigenheim möchte ich die Rente hinbekommen. Von hier aus blicke ich in die Zukunft. Einfache Wahrheiten? Zu einfach, meint der moderne Staatsmann gern. Das könnte eine Fehlinterpretation der tatsächlichen Lage bedeuten. Mir geht es wie meinen Nachbarn, viele stören sich am wohlformulierten Duktus der Etablierten, welche nicht verhindern, dass unser Land als bloße Marionette stärkerer Interessen erscheint.

🙂