
„Achtung, Satire!“ – Schönefeld*, das gallige Dorf
Leben auf dem Land ist so schön. Hier sagen wir „Moin!“ von morgens bis abends. Vorangestellt sei, das Sternchen gemahnt allzu Eifrige, beim Lesen notwendigerweise mit meinen Augen durch den Rahmen in eine deswegen fiktive Umgebung zu schauen. Die Website bedeutet mir ein Spielfeld, die kreative Wiese. Künstler arbeiten auch. Manche wissen das nicht? Busfahrer und Bauer sollten wir sein. Achtsam fahren und unsere Motivationen wie Tiere füttern:
„Düsse lütt Dörp, mien Stroot tum längslöpen. Dat is mien scheunes Feld, dor mutt ick glieks wat dröverpinseln!“
Hier pflüge ich den eigenen Acker im Gehirnboden, finde täglich eine Wahrheit von mehreren, die hinter dem Oberstübchen wächst und gedeiht. Was vielen nur Unkraut ist, unverdauliches Gestrüpp, anderen immerhin Begleitgrün, gibt mir noch den besten Salat, Gemüse und die dicksten Kartoffeln. Das Zeug füllt den Magen des Brotlosen. Don Quijote kämpfte gegen Windmühlen, und ein Narr bin auch ich? Wir Maler mahlen unser kreatives Korn wie damals. Künstler schlagen die eingebildeten Riesen tot. Wir bohren das Brett vorm Kopf, umsorgen das Vieh im Stall. Der eigene Hof ist ein Gedankengut. Es ist immer zu tun. Man bleibt beschäftigt, trennt behutsam die Spreu vom Getreide, wo andere bloß vertrocknetes Zeug erkennen. Talent treibt täglich aus. Fruchtbaren Boden findet, wer eine gute Saat sein Eigen nennen kann. Jeder Landwirt macht die Erfahrung: Menschen gefallen sich, mit dem eigenen Köter drüber zu trampeln, Kläffer und Weiber eben.
# Fenster
„Du hast keine eigene Website?“, wurde ich vor einigen Jahren gefragt. Ein Bandmitglied unseres Vororchesters sprach mich an, nachdem ich von der Malerei erzählt hatte. Was ein Vororchester ist? Da handelt es sich um einen lockeren Haufen von Neulingen mit Instrument unterschiedlichen Alters. Wir sollten lernen, besser zu zählen, sicher zu intonieren für das eigentliche Programm. Das sinfonische Blasorchester mochte es, eigenen Nachwuchs zu formen. Eine Zeit lang probte ich regelmäßig Trompete und konnte einfache Passagen mitspielen, bis ich die Ausdauer zu üben nicht mehr aufbrachte und wieder aufgehört habe. Ich fand es nicht einfach, als Spätberufener Musik zu machen und konzentrierte mich auf die Bilder.
Die erste Website, gestaltet von diesem Saxophonisten, wurde nie fertig, online zu gehen. Das lag an meiner Ungeduld und vielleicht auch an anderem. Mit dem zweiten Anlauf (unter neuer Betreuung) lief die Sache ausgezeichnet mehrere Jahre lang. Dann kam es doch zum Zerwürfnis, und auch dieses Mal ist der Kern gemeinsamer Probleme ähnlich gewesen. Ich forcierte, war gern bereit, Arbeitsleistung zu bezahlen, meine Webdesignerin anderweitig beschäftigt. Sie mochte kein Geld verlangen, erwartete Geduld wie Diskretion, da alles nebenbei getan wurde. Zweimal war es meine Schuld, zu viel, zu schnell bekommen zu wollen; und so lief es auch beim dritten Design aus dem Ruder, dessen Fragmente die aktuelle Site bilden. Ein Profi mit reichlich Erfahrung, fußläufig um die Ecke erreichbar, hatte mir aus der Patsche geholfen. Der war sogar zum Relaunch bereit, nachdem das Konstrukt anschließend einer Anzeige (federführend der weiblichen Turmspitze hier am schönen Feld) vom Netz gegangen ist. Man muss schauen, was man sagt im Staate Deutscherland.
Wir haben uns seinerzeit gut vertragen, mein Webprofi und ich, trotz dem Scheiß mit unserer königlichen Dorfschönheit. Mit der Politik habe ich’s heute nicht mehr, nachdem mein Anwalt mir ermöglichte, die Ermittlungsakte zu lesen. Nie wieder werde ich glauben, dass Politik und Justiz korrekt abgegrenzt dem Gesetz dienen. Persönlich der Filz hat mich kuriert. Vor Gericht ging das Ganze gar nicht. Ein anstößiges Bild, eine herbeikonstruierte Gemengelage: Die Polizei gab dem Ansinnen einer Art Bürgerwehr, an deren Spitze unsere Eingebildete die Fahne getragen hatte, keine Chance. Ich glaube, es war von Beginn an als bloßer Denkzettel gedacht. Sie ist nicht dumm, im Gegenteil, eine großartige Frau. Noch weiter oben empfindet sie sich. Das Büro in der höchsten Etage und eins achtzig lang ist dieses Geschleuder, das ich mochte, umarmte und sie mich, wenn wir gemeinsam Kaffee trinken gingen, uns humorig Mails schrieben. Vorbei, Funkstille bis zum Tod und darüber hinaus.
# Ich war der Narr bei Hofe und durfte im Rathaus ausstellen
Ich erinnere mich gut. Diese Genugtuung bleibt: „Hallo John …“, probierte sie, nach ihrem Schuss in den eigenen Ofen, ein gequältes Grinsen in der Visage (vor unserem kleinen Kirchturm) die Wiederaufnahme bilateraler Beziehungen. Ich habe sie stehen lassen. Solche kommen nur zu Weihnachten, Ostern, dem Volkstrauertag und zum Erntedankfest in den Gottesdienst. Sie stehen über dem Herrn als moderne Frau. Emanzipation ist, wenn man Küche samt Herd hinter sich lassen konnte und bei Hofe thront. Man sitzt mit Trutsche Guddi in der ersten Reihe. Politikerinnen tragen Plakate vor das eigene Gesicht geklebt und sehen prima lackiert aus.
Da gibt es keinen Neuanfang. Nie wieder respektiere ich irgendeine Frau auf diesem Planeten. Das habe ich deutlich machen können, als ich „Malen hilft!“ online stellte. Das war daneben, ich gebe es zu. Aber wirkungsvoll; mir ist nichts Besseres eingefallen, eine Blase zum Platzen zu bringen. Und tatsächlich, auf lange Sicht ist es eine Erfolgsgeschichte. Aber zu welchem Preis? Schönefeld das Schlachtfeld, so viel Kummer haben wir auf dem Gewissen. Daran mag ich nicht allein schuld sein.
# Russisch Roulette, schwarz vs. rot
Meine fröhliche und unternehmungslustige Kunstfreundin meidet uns heute. Unser aller Opfer? Ich bin schuld, meinetwegen, dann doch. Ich seh’s lockerer, sie nicht, glaube ich. Ein Schattentheater, eine Achterbahnfahrt haben wir inszeniert. Wer führte Regie? Sie ist jung, schöner als die mit dem Spieglein an der Wand je war. Da ist keine mit vergleichbar. Das mag einer der Gründe sein, warum alles eskalierte. Mit dem ersten Verfahren nicht zu Ende: Ich gebe zu, dass ich, der gefährlichen Körperverletzung beschuldigt, zu Recht auf acht Monate Gefängnis verurteilt bin zur Bewährung. Das ist vorbei. Bewährt aber vorbestraft, bin ich ein anerkannt böser Mensch. Der Fisch stinkt vom Kopf, aber eine Frau kann man nicht schlagen. Ich schlug den tumben Vasallen. Der war so frech. Er meinte, man könne alles tun, was einem Rufmörder gut zu Gesicht stünde, wenn die Freundin Staat heißt.
Unsere Geschichte, ein Wortspiel: „Never underestimate your power“, ich habe dran geglaubt. „One person is enough to change a life.“ Diese Person, eine neue Welt. Das macht mutig! Nicht wenige probierten, mich aus der Reserve zu locken. Als irre wollten sie mich sehen, einer, der sich selbst zerlegt. Das hat nicht geklappt. Ich habe offensichtlich Freunde, mehr als ich dachte, und gehe zufrieden spazieren im Dorf. Mit Schmutz beschmissen, blieb nichts gerichtsfest hängen außer der unvermeidbaren Attacke gegen den Idioten. Ich kaufe ein. Sie scherzen mit mir wie früher an der Kasse. Wir gehen essen beim Griechen. Ich kenne meine Fehler.
Alle wissen, was los ist, meinen sie. Keiner spricht es aus mir gegenüber. Sie erkennen Rauch über Schönefeld, und ohne Feuer könne das nicht sein. Feigheit ist nicht mein Problem. Schlussendlich mit dem Webdesigner verkracht, verliere ich diesen Anker verunklart im Kraut, womöglich weil der Gute parallel zum Syndikat hier im Dorf schafft. Anfangs motiviert, mag er sich dem dünnen Eis bewusst geworden sein, mit diesem Künstler unterzugehen, lohne nicht. Was ist so falsch an meiner Wahrheit? Es gibt Spaßvögel, die andere gern vorführen, manipulieren. Den schwarzen Peter haben heute diejenigen, die sich legitimiert betrachteten, bei mir zuhause Mäuschen zu sein. Als von eigenen Gnaden erklärte Betreuung, ermunterten sie einander, rechtens das Gesetz nach Ermessen zu biegen. Das weiß ich ja nicht. Man hielt mich für krank und könne tun wie’s gefällt, weil „der merkt es nicht“ und braucht es so, war ihr Motto. Widerlich ist diese Gesellschaft, rennt gegen meine Spiegel. Kirche als letzte Bastion ist auch vorbei. Ich ging selbst. Ich mag es nicht, belogen zu werden und falsch gelobt. Der Herr ist kein Weib und die Kirche kein beliebiger Verein. Schilder malen können andere. Wer will denn was von wem? An meiner Seite die Familie, tatsächlich wir lachen drüber, und eine Handvoll Elbsegler.
# Gott im Himmel
Und auf Erden die Menschen. Ich bleibe am Boden, gehe an der Kirche vorbei und nicht hinein. Keine unnötigen Beziehungen, einen Bogen um die Politik machen, nie wieder wählen und nicht zum Arzt gehen, wenn’s auch wehtut. Sich fremden Menschen anvertrauen, bedeutet, man nutzt dich aus. Das habe ich gelernt. Schmerzen? Ich beiße die Zähne zusammen, hoffe, dass es von selbst heilt. Ordnungskräfte, Helfer, gute Menschen? Ha ha. Ich verspotte die Gesellschaft wo’s geht. Ich traue keiner Frau, bleibe frech, sexistisch, derb. Die Bundesrepublik Deutschland benötigt Zusammenhalt für unsere tolle Demokratie? Ohne mich. Dieses Dorf hat mich kuriert zu glauben. Die an sich schöne Website, entrümpelt. Aus meinem umfangreichen Œuvre bleibt das aktuell Wesentliche, Wortbeiträge auf eine Auswahl begrenzt. Der Blog hat seine Schuldigkeit getan, mich zu schreiben gelehrt; gelöscht. Die eigene Site ist das Fenster. Ich stelle mir vor, wie’s ohne wäre: zum totalen Eigenbrötler werden und vollkommen verbohrt.
🙂